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Ein Stern fiel vom Himmel

Ein Stern fiel vom Himmel

Titel: Ein Stern fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Begriff, eine unüberlegte Depesche an den amerikanischen Präsidenten zu schicken … unter allen Umständen verhindern … Depesche abnehmen, aber nicht absenden … höchstens zum Schein absenden …
    Garrison stellte dem Funker für eine geschickte Ausführung des Auftrages noch eine zweite Banknote in Aussicht und machte, daß er weiterkam, denn ein Zusammentreffen mit Bolton an dieser Stelle wollte er unter allen Umständen vermeiden. Er war noch nicht lange fort, als Bolton auftauchte und mit zwei Depeschen in die Funkstation trat. Monsieur nahm die Blätter in Empfang.
    Während er den Text studierte, wurde ihm klar, wie recht der andere Amerikaner mit seinen Vermutungen und Befürchtungen hatte. Ein Blinder mußte ja merken, daß Mr. Bolton aus Frisco übergeschnappt war … ein Funkspruch an das große Bankhaus von Barkley-Brothers in Adelaide, sofort das schnellste Flugzeug, das sie auftreiben konnten, für Mr. Boltons Rechnung zu chartern und der Fréjus entgegenzuschicken.
    Während’ er sich noch kopfschüttelnd bemühte, den vollen Sinn des englischen Textes zu erfassen, legte sich Boltons Hand schwer auf seine Schulter. Mit kaum mißzuverstehenden Worten und Gebärden forderte ihn der Yankee auf, die beiden Funksprüche sofort abzusenden.
    Hartnäckig wie alle Verrückten … Irrsinnigen darf man nicht widersprechen … dachte Monsieur Longin bei sich und begann an seiner Apparatur zu fingern. Drehte Abstimmknöpfe, schaltete hin und her, morste, lauschte eine Weile, morste dann wieder. Zehn Minuten später verließ Bolton die Funkstation mit dem Bewußtsein, daß seine Depeschen an die richtigen Adressen unterwegs seien.
    Etwas beruhigter kehrte er in seine Kabine zurück und zündete sich eine Zigarre an. Drei Tage höchstens, dachte er, dann ist das Flugzeug hier – dann werde ich mit diesen Räubern abrechnen.
    Zu derselben Zeit konnte Monsieur Longin eine zweite Banknote in Empfang nehmen. Aufmerksam las Garrison die beiden Depeschen Boltons. Mißbilligend schüttelte er den Kopf bei der Lektüre der ersten. Alles hätte Bolton in seiner blinden Wut verdorben, wenn dieser Funkspruch wirklich abgegangen wäre. Nachdenklich wurde er bei der zweiten.
    Der Gedanke, sich ein Flugzeug kommen zu lassen, war gar nicht so übel. Zwar etwas kostspielig, aber Bolton verfügte ja über die nötigen Millionen. Man würde auf diese Weise acht bis zehn Tage sparen, würde schneller in der Lage sein, wieder in den Gang der Dinge einzugreifen …
    Monsieur Longin begann auch an dem Geisteszustand Garrisons zu zweifeln, als er den Auftrag bekam, diesen Funkspruch genau so wie ihn Bolton aufgesetzt hatte, wirklich zu funken. Aber was gingen ihn im Grunde die Geschäfte dieser spleenigen Yankees an. Sein Geld hatte er sicher, und das Funken war ja schließlich sein Beruf. Gleich danach begann die Morsetaste unter seiner Hand zu klappern, und diesmal war Strom in der Antenne.
    Durch ihre diplomatischen Vertretungen gab die Regierung der Deutschen Republik den andern Mächten von ihrem Entschluß Kenntnis, ein Gebiet in der Antarktis in einer Ausdehnung von rund fünftausend Quadratkilometern zum deutschen Staatsgebiet zu erklären. Lage und Grenzen des neuen Kolonialgebietes waren in der Note, welche die deutschen Vertreter den Regierungen überreichten, genau angegeben. Das Schriftstück führte weiter aus, daß das betreffende Gebiet herrenlos sei. In der Sprache des Völkerrechtes also eine ›terra nullius‹, ein Niemandsland, welches jeder Staat nehmen könne, ohne irgendwelche älteren Rechte zu verletzen. Motiviert wurde der Entschluß endlich mit den großen wissenschaftlichen Interessen, die das antarktische Institut in jener Gegend habe.
    Die erste Wirkung dieser Mitteilung in den verschiedenen auswärtigen Ministerien war derjenigen nicht unähnlich, welche der Funkspruch an Bord der Fréjus auslöste. Man lachte zwar nicht so laut und unverhohlen, wie die Männer in der Offiziersmesse des französischen Dampfers. Man lächelte mehr diplomatisch und zurückhaltend, aber wirklich ernst vermochte keins der fremden ämter die Sache zu nehmen.
    Seit dem Ersten Weltkrieg hatte Deutschland keine Kolonien mehr. War es Prestigesucht, die diesen unbegreiflichen Schritt veranlaßte? Wissenschaftliche Interessen … Die Begründung erschien den meisten nicht stichhaltig. Wie viele andere Expeditionen waren in der Antarktis gewesen, ohne daß die Länder der betreffenden Forscher deswegen Veranlassung genommen

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