Ein Stern fiel vom Himmel
zusammenschieben, würden sein Schiff umklammern, einschließen – für lange Zeit, vielleicht für immer. Alles kam darauf an, daß der Landwind anhielt, solange das Schiff sich in diesem gefährlichen Gebiet befand. Er atmete auf, als das Ziel endlich erreicht war und die City of Boston unmittelbar neben einem Felsplateau ihre Anker in zwanzig Faden Wassertiefe niederrasseln ließ, und gab Befehl, sofort mit der Ausschiffung der Expediton zu beginnen.
Eine schwere für diesen Zweck in den Albany-Werken besonders konstruierte Laufbrücke wurde von zwei Schiffskränen zu dem Plateau hinausgelegt, und der schwere Raupenwagen glitt über sie hin an Land. Der Treibstoff folgte. Eiserne Fässer, jedes hundert Kilo enthaltend, wurden über die Brücke gerollt und von der Mannschaft auf dem Plateau aufgestapelt.
Mr. Bolton hatte aus seinem früheren Unfall eine Lehre gezogen und diesmal ein tief siedendes Benzin gewählt, das auch bei er strengsten Kälte nicht erstarrte. Zweihundert solcher Fässer wurden an Land gebracht. Sie bedeuteten einen Treibstoffvorrat von zwanzig Tonnen, ausreichend für eine Fahrtstrecke von weit mehr als dreißigtausend Kilometern. Hier hatte Bolton nicht gespart, denn Treibstoff bedeutete ja Bewegungsmöglichkeit, Bewegungsfreiheit für die Expedition, bedeutete Wärme und Licht während der langen Fahrten durch die eisige Einöde.
Proviant kam nach dem Treibstoff an Land. Konserven aller Art, die Büchsen in Kisten zu handlichen Gepäckstücken vereinigt, eine hinreichende Menge, um den Nahrungsbedarf der fünf Teilnehmer der Expedition auf viele Monate sicherzustellen. Danach Pelze und Bekleidungsstücke in beträchtlicher Zahl, obwohl der mächtige Raupenwagen ja einen sicheren Schutz vor allen Unbilden des polaren Klimas bot.
Kaum war das letzte Stück an Land, als die Brücke zurückgenommen wurde. Dumpf heulte die Sirene der City of Boston auf. Die Schrauben begannen zu arbeiten. Langsam beschrieb der graue Rumpf in dem engen Fahrwasser einen kurzen Bogen, vorsichtig entfernte sich das Schiff von der Küste und suchte den Weg zum freien Meer zu gewinnen. Zusehends waren die offenen Rinnen in der kurzen Zeit, die es hier gelegen hatte, schmaler geworden, denn der Wind hatte sich inzwischen gedreht. Mit Mühe glückte es Lewis noch, das offene Meer zu gewinnen. Erleichtert atmete er auf, als sein Schiff in eisfreiem Wasser mit voller Maschinenkraft nach Norden dahinzog.
Bolton und Garrison standen mit Captain Andrew am Rande des Plateaus und schauten der City of Boston nach, bis ihre Schornsteine am Horizont verschwanden. Scharf blies ihnen der Wind von der See her entgegen und nahm von Minute zu Minute an Stärke zu. Sturmartig peitschte er jetzt die See und drückte die Eismassen mit unwiderstehlicher Gewalt gegen das Ufer. Donnernd und krachend zerbarsten die mächtigen Schollen, wenn die vereinigte Wucht von Sturm und Meer sie gegen die Felsschroffen schleuderte. Doch immer neue Schollen trieben heran, schoben sich aufeinander, türmten sich hoch und immer höher. Schon stand das Eis mehrere hundert Meter weit wie eine kompakte Masse vor der Steilküste, ächzte und stöhnte unter dem gewaltigen Druck und wuchs immer weiter in die See hinaus.
»Wir haben Glück gehabt, Mr. Bolton«, sagte Captain Andrew. »Wenn wir eine Stunde später kamen, hätten wir lange nach einer Landungsmöglichkeit suchen können. Möge uns das Glück auch weiterhin hold sein.«
Garrison fröstelte in dem eisigen Sturm.
»Gehen wir in unsern Wagen«, schlug er vor, »und fassen wir dort unsere Entschlüsse für die nächste Zukunft.«
Der Wagen, nach den Entwürfen von Andrew gebaut, war wesentlich größer als die Fahrzeuge der Willeschen Station. Gut fünfzehn Meter lang und über drei Meter breit, enthielt er reichlich Raum nicht nur für Bolton, Garrison und Andrew, sondern auch für den Wagenführer Parlett und für den Funker Bowson und vermochte außerdem noch eine bedeutende Nutzlast mitzunehmen.
Die Tanks dieses riesigen Vehikels faßten zwei Kubikmeter und schluckten somit fast anderthalb Tonnen Treibstoff. Unter einigermaßen normalen Verhältnissen mußte dies Menge für fünfundsiebzig Fahrstunden ausreichen.
Bei Annahme einer Stundengeschwindigkeit von dreißig Kilometer ließen sich damit 2250 Kilometer bewältigen, und mit dieser Tatsache operierte Bolton bei der Besprechung, welche die drei jetzt in dem Wagen hatten. Mit Zähigkeit vertrat er die Ansicht, man müsse sofort in das
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