Ein Stern fiel vom Himmel
Gebiet unter dem 80. Breitengrad vorstoßen und dort von dem kostbaren Erz so viel einsammeln, wie der Wagen eben zu tragen vermöge. Während Garrison sich neutral verhielt, trat Andrew diesem Plan energisch entgegen, wobei er sich auf seine langen Erfahrungen berufen konnte.
Captain Andrew wollte von Anfang an systematisch vorgehen und so, wie er es von seinen früheren Expeditionen her gewöhnt war. Er wollte auf der Strecke, die sie einzuschlagen beabsichtigten, in nicht allzu weiten Abständen eine Kette von Treibstoff- und Lebensmitteldepots anlegen. Ohne Zweifel schaffte ein derartiges Vorgehen größere Sicherheit für die Expedition, aber zweifellos mußte es auch mit einem erheblichen Zeitverlust verbunden sein. Immer wieder mußte man ja bei seiner Ausführung zu der Landestelle zurückkehren und neue Ladung nehmen, bis endlich alles einmal in der gewünschten Weise verteilt war. Bolton aber war ganz von der Idee beherrscht, daß sie keine Zeit mehr verlieren dürften. Ärgerlich schlug er während der Aussprache auf den Tisch und schrie Andrew an:
»So etwas hat man nicht nötig, wenn man über einen zuverlässigen Raupenwagen verfugt. Der Deutsche, Dr. Wille, denkt gar nicht daran, seine Zeit mit solchem Humbug zu vertrödeln. Er fährt los, wohin er will und kehrt erst um, wenn er die Hälfte seines Treibstoffes verbraucht hat.«
Andrew schüttelte den Kopf.
»Sie vergessen, Mr. Bolton, daß Dr. Wille einen unbezahlbaren Rückhalt in den Stratosphärenschiffen hat, die er im Notfalle immer zu Hilfe rufen kann. Hätten Sie Lust, die heranzufunken, wenn uns irgendein Zwischenfall passiert? Möchten Sie sich dann von einem der ›St‹-Schiffe, etwa von Mr. Eggerth jun. oder Mr. Berkoff, nach Hause bringen lassen?« Bolton und Garrison tauschten einen Blick, in dem eine ganze Geschichte lag.
»Von den Eggerthleuten müssen wir unter allen Umständen unabhängig sein«, sagte Garrison mit Entschiedenheit.
»Dann müssen wir so verfahren, wie ich es Ihnen eben vorgeschlagen habe, und die Strecke mit Depots besetzen«, erklärte Andrew, und nun gab Bolton seinen Widerstand auf.
»Ich freue mich, daß Sie sich von mir raten lassen, Mr. Bolton«, sagte Andrew.
Die wahren Gründe dieser Meinungsänderung konnte er ja nicht wissen, da es die Herren Bolton und Garrison vorgezogen hatten, über ihr Abenteuer auf der Robinson-Insel zu jedermann zu schweigen. Andrew legte eine Karte auf den Tisch, auf der er die geplante Route bereits eingetragen und die Depots markiert hatte. Bolton musterte sie mit kritischen Blicken und fragte dann:
»Wozu der große Umweg, Captain? Wie ich sehe, wollen Sie zunächst nach Westen bis zum magnetischen Südpol vorstoßen und dann erst nach Süden abbiegen.«
»Aus dem einfachen Grund, Mr. Bolton, weil der direkte Weg über ein ungemein schwieriges Gelände führt. Sehen Sie hier die Alpenkette mit dem Mount Lewick, fast dreitausend Meter hoch? Ich ziehe es vor, diesem Hindernis aus dem Wege zu gehen und meinen Weg in ebenem Gelände zu suchen. Das finden wir auf der Route, die hier eingezeichnet ist.«
Den Gründen Andrews konnte sich weder Bolton noch Garrison verschließen, und so wurde nach seinen Vorschlägen verfahren. Mit Proviant und Treibstoff bis an die Grenze seiner Tragfähigkeit beladen, stieß der große Raupenwagen zunächst nach Westen vor. Fast unablässig machte Captain Andrew dabei astronomische Ortsaufnahmen, und in Abständen von hundert zu hundert Kilometern wurde ein kleines Depot mit je hundert Kilo Treibstoff und einigen Lebensmitteln errichtet.
Das kostete Zeit, denn Andrew bestand darauf, über jedem Depot eine reichlich mannshohe Steinpyramide aufzutürmen. Mit Ungeduld sah Bolton darüber die Stunden dahinschwinden.
»Wozu die unnötige Arbeit?« fragte er verdrießlich, »in der Antarktis gibt es weder Eisbären noch Füchse, die uns an die Vorräte gehen könnten.«
»Aber Schneestürme, Mr. Bolton«, erwiderte Andrew, »die uns unsere Depots ohne die Steinkegel so verwehen könnten, daß wir sie nie wiederfinden.«
Ärgerlich schüttelte Bolton den Kopf und gab sich unwillig in das Unvermeidliche. Er begann es bereits zu bereuen, daß er sich überhaupt mit Andrew eingelassen hatte.
Das letzte Depot war angelegt.
»Für ein siebentes haben wir noch Vorrat im Wagen«, sagte Andrew. »Dann müssen wir zur Küste zurück und neues Material holen. Es geht ungefähr auf, wenn wir das siebente an der Stelle anlegen, an der Dr. Wille seine
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