Ein Stern fiel vom Himmel
aber wenn er ihn Wort für Wort gekannt hätte, hätte er nicht zweckmäßiger verfahren können, als er es getan hatte. Läßt man aus einem sich mäßig schnell bewegenden Flugzeug aus fünftausend Meter Höhe Erzbrocken von der hier benutzten Größe bei halb geöffneten Ladeklappen herausrollen, so streuen sie bei ihrem Sturz bis zur Erde recht hübsch nach allen Seiten. Etwa tausend Tonnen der blinkenden Lockspeise hatte ›St 11‹ auf seinen Flügen ausgeworfen. Mehr als zweihundert Brocken waren es, die ziemlich gleichmäßig verteilt, ein etwa zwei Kilometer breites und fünfhundert Kilometer langes Gelände bedeckten. Nicht Tage, sondern Wochen mußte es beanspruchen, dies Erzmenge aufzusammeln.
Zu allem überfluß bog die derartig gesalzene Strecke unter dem 75. Grad südlicher Breite nach Westen ab. Wenn die beiden Erzliebhaber ihr, wie Hein Eggerth es voraussetzte, folgten, mußten sie sich wieder von der Grenze des Staatsgebietes entfernen.
Die nächsten Tage brachten den Beweis, daß der Plan geglückt, der ausgelegte Köder angenommen worden war. Wie die Funkpeilungen ergaben, rückte die Andrew-Expedition nur sehr langsam vor und schwenkte unter dem 75. Grad nach Westen ab.
»Gelungen! Mr. Bolton hat angebissen«, rief Hein Eggerth und machte einen Freudensprung.
»Hoffentlich kommen die Herrschaften nicht auf den Gedanken, gleich das spezifische Gewicht ihrer Funde zu bestimmen«, warf Reute ein.
Hein Eggerth lachte. »Und wenn sie es zehnmal täten, Herr Ministerialdirektor, es würde sie doch nicht davon abbringen, den blanken Brocken nachzulaufen, soweit sie sie glänzen und blitzen sehen.«
Er behielt mit seiner Prophezeiung recht. Wie hypnotisiert folgten Bolton und Garrison dem schimmernden Köder, den ›St 11‹ ihnen über den Weg gestreut hatte, und wohl oder übel mußte Captain Andrew sich ihrem Tun fügen.
Eine Fläche von mehr als tausend Quadratkilometern, von rund zwanzig Quadratmeilen also, mußte abgesucht werden. So raffiniert war das Erz über das Gebiet verstreut, daß die nächsten Brocken stets in fünfzig bis hundert Metern Abstand aufblinkten. Es lohnte sich nicht recht, für solche Entfernungen erst wieder in den Wagen zu klettern, und so kamen Tage, an denen Bolton und Garrison über Fels und Eis liefen und das Erz zusammenschleppten, bis sie vor Erschöpfung niederbrachen. Andrew ließ sie gewähren, ohne sich selbst irgendwie an dieser mühevollen Arbeit zu beteiligen. Schweigend beschäftigte er sich mit seinen Instrumenten und wissenschaftlichen Aufzeichnungen, und ebensowenig waren der Fahrer Parlett und der Funker Bowson geneigt, das Spiel mitzumachen, obwohl ihnen Bolton königliche Trinkgelder in Aussicht stellte.
Mit Mühe erreichte es Bolton, daß Andrew über die reichen Funde von Meteoritenerz nichts funken ließ. Für die Welt, soweit sie auf Funksprüche angewiesen war, befand sich die Andrewsche Expedition in langsamem Fortschreiten in südwestlicher Richtung, eifrig mit wissenschaftlichen Arbeiten und Entdeckungen beschäftigt.
Nur in der Kraterstation wußte man über ihre wirkliche Tätigkeit Bescheid und stellte Berechnungen an, wie lange sie wohl noch dauern könnte. Tausend Tonnen Erz waren zusammenzusuchen und an einzelnen Punkten aufzustapeln. Das mochte wenigstens sechs Wochen in Anspruch nehmen. Dann war das Erz nach dem Mac-Murdo-Sund zu bringen. Soviel man über den Raupenwagen Andrews wußte, konnte er, neben seiner sonstigen Ladung, höchstens noch zwanzig Tonnen Erz mitnehmen. Das bedeutete einige fünfzigmal die lange Reise dorthin und wieder zurück zu machen. Für mehrere Monate waren die Herren Bolton und Garrison demnach anderweitig beschäftigt, und man brauchte sich in der Kraterstation vorläufig nicht weiter um sie zu kümmern.
Die Welt wußte wenig über die wirkliche Tätigkeit der Andrewschen Expedition, aber noch weniger über die Arbeiten in dem neuen antarktischen Staatsgebiet – nämlich gar nichts. Es war tatsächlich gelungen, die Errichtung der großen Station am Krater vollkommen geheimzuhalten. Wie bereits gesagt, hatte man ausgesuchte Leute dorthin geschickt, auf deren Verschwiegenheit und Zuverlässigkeit die Eggerth-Reading-Werke sich unbedingt verlassen konnten. Die Löhne für die zweihundert Mann, die teils aus Bay City, teils aus dem Walkenfelder Werk kamen und die in der Kraterstation arbeiteten, waren so hoch bemessen, daß sie von diesen ihren ›Montagearbeiten‹ reichlich Geld angeblich aus
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