Ein Stern fliegt vorbei
er langsam: „Nun gut. Bleibt das Problem, daß ich es nicht allein machen kann. Ich brauche einen zweiten Mann.“
Me I-ren, ihre Gefühle unter einem unbewegten Gesicht verbergend, bot sich an.
„Und wer soll unsere Arbeit weiterführen?“ fragte Duncan ruhig. „Außerdem – kannst du ein Raumschiff und eine unbemannte Rakete mit der erforderlichen Präzision lenken?“
Lutz erhob sich. „Ich nehme an“, sagte er, „daß du diesen Einwand gegen mich nicht ins Feld führen wirst.“
Duncan sah ihn lange an. „Nein!“ sagte er schließlich.
Die Flotte hatte sich auf die angegebene Entfernung zurückgezogen. Lutz steuerte das Raumschiff, Duncan saß neben ihm, die Hand auf der Tastatur, mit der er die gefährliche Reaktion auslösen würde.
Auf dem Bildschirm leuchtete die Scheibe des Planeten.
„Da ist eine Lücke – und da ist das Loch, der Krater der Explosion, siehst du das?“ fragte Duncan.
Lutz nickte. Er drückte eine Taste. Auf dem Bildschirm erschien der Lichtpunkt der Rakete, die auf ihr Ziel zueilte.
Lutz lenkte sie geschickt durch den Ring der Bruchstücke, während Duncan, ihm das Profil zukehrend, an einem großen Armaturenpult Prozesse in Gang setzte und steuerte, von denen Lutz nicht einmal eine verschwommene Vorstellung hatte.
„Im Ziel!“ rief Lutz. „Der Antrieb drückt die Rakete noch sechzig Sekunden lang in den Krater!“
Die beiden sahen einander in die Augen. Nun lief der Prozeß, nichts konnte ihn mehr aufhalten, ändern, beeinflussen. Es schien, als verlangsame sich der Lauf der Zeit, als würden die Abstände zwischen den tackenden Geräuschen des Sekundenzeigers immer größer. Wie viele Gedanken, Eindrücke, Erinnerungen sich doch in einem Bruchteil einer Sekunde unterbringen lassen! Plötzlich konnte man in zwei Sekunden Jahre, in zehn Sekunden ein ganzes Leben überdenken, und immer blieb noch Zeit übrig…
Eine grelle Explosion fuhr über den Bildschirm – und erlosch wieder. Das Raumschiff begann zu bocken, torkelte hin und her, offensichtlich wich die Automatik sich nähernden Bruchstücken aus. Dann trat wieder Ruhe ein. Auf dem Bildschirm sah man, daß der Planetoid in Stücke gerissen war, die sich unter dem Einfluß der Drehung langsam voneinander entfernten.
„So, das war’s“, meinte Duncan, „und die andern wissen erst in 24 Minuten, daß es geklappt hat.“
Übergehen wir, was unmittelbar danach geschah – den Jubel, die Freude, den Stolz über die erfüllte Aufgabe, die Feste in der Flotte und auf der Erde; übergehen wir auch die Arbeit, die noch bei der unproblematischen Sprengung mittlerer Bruchstücke zu leisten war. Man fühlte sich beim Aufräumen und Auskehren, die Gedanken wandten sich bei den meisten der fernen Erde, bei einem kleineren, dafür vorgesehenen und ausgewählten Teil dem fünften Planetoiden zu.
Übergehen wir das alles, denn wir haben – rückschauend – ein Recht dazu, und fassen wir einen Tag ins Auge, der wie alle anderen begann, von dem niemand etwas Besonderes erwartete und der zum Beispiel auch Kathleen Schtscherbin in der Funkzentrale fand. Kat war ein wenig ärgerlich, als plötzlich auf der Kommandantenwelle ein starkes Brummen einsetzte. Wie lange würde man da wieder suchen müssen, dachte sie – da ertönten Zeichen, kräftig, fast überlaut, Zeichen, die ihr bekannt vorkamen wie eine oft gehörte Musik:
L
OL
L
OLO
LO
L
OLL
L
OLO
O
– die Botschaft von der Proxima Centauri!
Schnell alarmierte Kat den Rat der Flotte. Dann wies sie die am weitesten entfernten Raumschiffe an, den fremden Sender zu orten. Die Peilung ergab, was der Inhalt des Spruchs und dann auch die Radarpeilung bestätigte: Ein Raumschiff, aus einer ganz anderen Richtung als von der Proxima kommend, meldete seine Ankunft. Es würde in etwa fünf Monaten hier sein!
Die Herzen zitterten vor Erregung. Warum hatte damals die Proxima Centauri nicht geantwortet? Rätsel! Warum kamen die Signale jetzt aus einer ganz anderen Richtung? Rätsel!
Aber die Arbeit mußte weitergehen, und so wurden tagaus, tagein Bruchstücke verfolgt, mit Sprengladungen versehen, gezündet.
Nur Lutz wurde freigestellt, um die Verständigung mit den erwarteten Fremden aufzunehmen, und dazu Kat als Verantwortliche für die technische Seite der Sache. Mit ihnen waren die Gedanken aller, der ganzen Flotte und auch schon der ganzen Erdbevölkerung, die inzwischen unterrichtet worden war. Alle erwarteten mit Spannung und mit
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