Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)
Frieden mußals vergänglich angesehen werden. Wenn du friedvollen Geisteszuständen anhaftest, wirst du später leiden, wenn du sie nicht hast. Gib alles auf, sogar den Frieden.
Frage:
Habe ich Sie wirklich sagen hören, daß Sie Angst vor sehr fleißigen Schülern haben?
Antwort: Ja, das stimmt. Ich fürchte, daß sie zu ernsthaft sind. Sie strengen sich zu sehr an, ohne Weisheit, und treiben sich in unnötiges Leid. Einige von euch sind fest entschlossen, erleuchtet zu werden. Ihr beißt die Zähne zusammen und kämpft ohne Unterlaß. Ihr bemüht euch einfach zu sehr. Ihr solltet erkennen, daß die Menschen sich alle in einem gleichen: Sie kennen nicht die Natur der Dinge. Alle Formationen, körperliche und geistige, sind vergänglich. Beobachtet einfach und klammert euch an nichts.
Frage:
Ich meditiere seit vielen Jahren. Mein Geist ist in nahezu allen Situationen offen und friedvoll. Jetzt würde ich gerne versuchen, eine Kehrtwendung zu machen und verfeinerte Konzentrationszustände und Vertiefungen zu praktizieren
.
Antwort: Solche Praktiken sind nützliche geistige Übungen. Wenn du weise bist, wirst du nicht von konzentrierten Geisteszuständen besessen sein. In gleicher Weise ist der Wunsch, lange Zeit zu sitzen, gut als Übung; Praxis ist in Wirklichkeit jedoch unabhängig von jeder Körperhaltung. Unmittelbare Betrachtung des Geistes ist Weisheit. Wenn du den Geist untersuchst und verstanden hast, dann besitzt du die Weisheit, die Grenzen von Konzentration und Bücherwissen zu kennen. Wenn du praktizierst und das Nichtanhaften verstanden hast, dann kannst du zu den Büchern zurückkehren, wie zu einer süßen Nachspeise. Sie können dir auch dabei helfen, andere zu unterrichten. Oder du kannst wieder die Vertiefungen praktizieren, mit der Weisheit, die an nichts festhält.
Frage:
Sagen Sie bitte mehr darüber, wie man das Dharma mit anderen teilt
.
Antwort: In freundlicher und heilsamer Weise zu handeln ist die grundlegende Art und Weise, die Lehre des Buddha zu fördern. Gutes tun, anderen helfen, Freigebigkeit und moralisches Verhalten, all dies bringt gute Resultate, verschafft einem selbst und anderen einen gelassenen und glücklichen Geist.
Das Unterrichten anderer Menschen bedeutet Verantwortung; eine Verantwortung, die schön und wichtig ist und die man aus ganzem Herzen annehmen sollte. Um sich dabei richtig zu verhalten, muß man begreifen, daß man beim Unterrichten anderer immer auch sich selbst unterrichten muß. Man muß sich um seine eigene Praxis und Reinheit kümmern. Es reicht nicht aus, anderen zu sagen, was korrekt ist. Man muß in seinem eigenen Herzen mit dem arbeiten, was man lehrt, und unerschütterliche Aufrichtigkeit sich selbst und anderen gegenüber haben. Gib offen zu, was rein ist und was nicht. Der Kern der buddhistischen Lehre besteht darin, Phänomene wahrheitsgemäß, klar und deutlich erkennen zu lernen. Die Wahrheit an sich zu sehen bringt Freiheit.
Frage:
Würden Sie einige der Hauptpunkte unserer Diskussion zusammenfassen?
Antwort: Ihr müßt euch selbst erforschen. Erkennt, wer ihr seid. Lernt euren Körper und Geist durch reines Beobachten kennen. Wißt um eure Grenzen beim Sitzen, Schlafen und Essen. Wendet Weisheit an. In unserer Praxis versuchen wir nicht, nicht irgend etwas zu erreichen. Seid einfach dessen gewahr, was ist. Die ganze Meditation besteht darin, unmittelbar den Geist zu betrachten. Ihr werdet das Leiden sehen, seinen Ursprung und sein Ende. Doch ihr müßt viel Geduld und Ausdauer besitzen, dann werdet ihr allmählich lernen. Der Buddha wies seine Schüler an, mindestens fünf Jahre lang bei ihrem Lehrer zu bleiben.
Praktiziert nicht zu strikt. Verheddert euch nicht in Äußerlichkeiten. Seid ganz einfach natürlich und beobachtet euch dabei. Unsere Mönchsdisziplin und die Klosterregeln sind sehr wichtig. Sie schaffen eine unkomplizierte und harmonische Umgebung. Nutzt sie gut. Doch denkt daran, daß der Kern der Mönchsdisziplin das Betrachten der eigenen Absichten und das Untersuchen des eigenen Geistes ist. Seid weise.
Das Beobachten anderer ist eine schlechte Praxis. Trefft keine Unterscheidungen. Würdet ihr euch vielleicht über einen kleinen Baum im Wald aufregen, nur weil er nicht so groß und gerade gewachsen ist wie einige der anderen Bäume? Beurteilt andere Menschen nicht. Es gibt alle möglichen Arten von Menschen – kein Grund, sich die Last aufzubürden, sie alle ändern zu wollen.
Ihr müßt den Wert des Gebens und der
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