Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)
Verlangens
.
Antwort: Sexuelles Verlangen sollte durch Betrachten der abstoßenden Aspekte körperlicher Existenz ausgeglichen werden. Anhaftung an die körperliche Form ist ein Extrem, und man sollte das Gegenteil betrachten.
Stell dir den Körper als Leichnam vor, und betrachte den Prozeß des Verfalls, oder denke an die Teile des Körpers wie Lunge, Milz, Fett, Exkremente und so weiter Wenn du dich daran erinnerst und die abstoßenden Aspekte des Körpers visualisierst, wird dich das von sexuellem Verlangen befreien.
Frage:
Was ist mit dem Gefühl des Ärgers? Was sollte ich tun, wenn Ärger aufkommt?
Antwort: Du kannst einfach von ihm ablassen oder lernen, liebende Güte anzuwenden. Wenn der Ärger sehr stark ist, gleiche ihn mit Gefühlen der liebenden Güte aus. Werde nicht selbst ärgerlich, falls jemand etwas Schlechtes tut oder ärgerlich wird. Wenn du das tust, bist du ignoranter als diese Person. Sei weise. Sei mitfühlend, denn dieser Mensch leidet. Erfülle deinen Geist mit liebender Güte, so als ob er dein lieber Bruder wäre. Mach das Gefühl der liebenden Güte zum Gegenstand deiner Meditation. Bezieh alle Wesen der Welt darin ein. Nur durch liebende Güte wird Haß überwunden.
Frage:
Warum müssen wir so viele Verbeugungen machen?
Antwort: Verbeugungen sind eine sehr wichtige äußere Form der Praxis, die korrekt ausgeführt werden sollte. Bring die Stirn ganz zum Boden herunter. Plaziere die Ellbogen nahe an den Knien, etwa acht Zentimeter von ihnen entfernt. Verbeuge dich langsam, sei dir dabei deines Körpers bewußt. Verbeugungen sind ein gutes Heilmittel gegen unsere Selbstüberschätzung. Wir sollten uns oft verbeugen. Wenn du dich dreimal verbeugst, kannst du dir die Eigenschaften des Buddha, des Dharma und der Sangha ins Bewußtsein rufen, das heißt die Qualitäten der Reinheit, des strahlenden Glanzes und des Friedens. Wir benutzen die äußere Form, um uns zu schulen, um Körper und Geist zu harmonisieren. Begehe nicht den Fehler zu beobachten, wie andere sich verbeugen. Falls junge Novizen schlampig sind oder die alten Mönche unachtsam erscheinen, ist es nicht deine Sache darüber zu urteilen. Manche Menschen sind schwer zu schulen. Einige lernen schnell, andere langsam. Andere zu beurteilen wird bloß deinen Stolz vermehren. Beobachte statt dessen dich selbst. Verbeuge dich oft, werde deinen Stolz los. Diejenigen, die wirklich in Harmonie mit dem Dharma sind, gehen weit über die äußere Form hinaus. Da sie über die Selbstsucht hinausgelangt sind, ist alles, was sie tun, eine Art des Verbeugens. Wenn sie gehen, verbeugen sie sich; wenn sie essen, verbeugen sie sich; wenn sie zur Toilette gehen, verbeugen sie sich.
Frage:
Was ist das größte Problem für Ihre neuen Schüler?
Antwort: Meinungen, Ansichten und Ideen über alle Dinge, über sich selbst, über die Praxis, über die Lehren des Buddha. Viele von denen, die hierher kommen, haben eine hohe Stellung in der Gesellschaft inne, sie sind reiche Kaufleute, Hochschulabsolventen, Lehrer, Regierungsbeamte. Ihr Geist ist voll von Meinungen über Dinge, und sie sind zu gescheit, um auf andere zu hören. Diejenigen, die zu gescheit sind, gehen nach kurzer Zeit; sie lernen niemals. Du mußt deine Schlauheit loswerden. Eine Tasse, gefüllt mit schmutzigem, abgestandenem Wasser, ist nutzlos. Die Tasse ist erst wieder von Nutzen, nachdem das alte Wasser weggeschüttet worden ist. Du mußt deinen Geist frei von Meinungen machen; dann wirst du sehen. Unsere Praxis geht über Schlauheit und Dummheit hinaus. Falls du denkst: »Ich bin gescheit, ich bin reich, ich bin wichtig, ich verstehe alles, was mit Buddhismus zu tun hat«, dann verdeckst du die Wahrheit von Anatta, von Nicht-Selbst oder Ichlosigkeit. Alles, was du sehen wirst, ist ›Selbst‹, ›ich‹, ›mein‹. Doch Buddhismus bedeutet, vom Ich abzulassen. Was bleibt, ist Leerheit, Nirvana. Falls du dich für besser als andere hältst, wirst du bloß leiden.
Frage:
Sind geistige Trübungen wie Gier oder Ärger nur Illusion oder sind sie wirklich?
Antwort: Sie sind beides. Die geistigen Trübungen, die wir sexuelles Verlangen oder Gier, Ärger oder Verblendung nennen, sind nur äußere Bezeichnungen und Erscheinungen, genauso wie wir eine Schale groß, klein oder hübsch nennen. Wollen wir eine große Schale, nennen wir diese hier klein. Wir schaffen solche Begriffe und Konzepte aufgrund unseres Verlangens. Unser Verlangen ist es, das uns veranlaßt, Unterscheidungen zu
Weitere Kostenlose Bücher