Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)
Ohrfeige, oder nimm ein Bad. Wechsle die Körperstellung, wenn du schläfrig bist. Geh viel. Geh rückwärts. Die Angst, in etwas hineinzulaufen, wird dich wach halten. Falls das mißlingt, steh still, kläre deinen Geist und stell dir vor, es sei helles Tageslicht. Oder sitz am Rand eines hohen Abhangs oder eines Brunnens. Du wirst es nicht wagen einzuschlafen! Wenn gar nichts hilft, dann leg dich einfach schlafen. Leg dich aufmerksam hin und versuche, bis zum Moment des Einschlafens bewußt zu sein. Dann steh sofort auf, sobald du aufgewacht bist.
Frage:
Wie ist es mit dem Essen? Wieviel sollte ich essen?
Antwort: Mit dem Essen verhält es sich so wie mit dem Schlafen. Du mußt dich selbst genau kennen. Wir müssen essen, um gewisse körperliche Bedürfnisse zu befriedigen. Betrachte deine Nahrung als Medizin. Ißt du so viel, daß du dich nach dem Essen schläfrig fühlst, und wirst du von Tag zu Tag fetter? Dann versuche, weniger zu essen. Untersuche deinen Körper und Geist und, sobald dich fünf weitere Bissen satt machen würden, halte ein und trink Wasser, bis du dich richtig satt fühlst. Praktiziere anschließend Sitzmeditation. Beobachte Schläfrigkeit und Hunger. Du mußt lernen, auch beim Essen eine Ausgewogenheit zu finden. Wenn sich deine Praxis erst einmal vertieft, wirst du auf natürliche Weise mehr Energie haben und weniger essen. Doch du mußt dich selbst regulieren.
Frage:
Ist es notwendig, sehr lange Zeit zu sitzen?
Antwort: Nein, stundenlanges Sitzen ist nicht notwendig. Manche Leute meinen, daß man um so weiser wird, je länger man sitzen kann. Ich habe Hühner gesehen, die tagelang auf ihren Nestern sitzen. Weisheit erwächst aus Achtsamkeit in allen Körperhaltungen. Deine Praxis sollte beginnen, sobald du am Morgen erwachst, und sollte andauern, bis du einschläfst. Sorge dich nicht, wie lange du sitzen kannst. Wichtig ist nur, daß du wachsam bleibst, ob du nun gehst, sitzt oder auf die Toilette gehst.
Jeder hat sein eigenes, natürliches Tempo. Einige von euch werden mit fünfzig Jahren sterben, andere mit fünfundsechzig und wieder andere mit neunzig. In gleicher Weise wird eure Praxis nicht identisch sein. Denk nicht darüber nach, und mach dir keine Sorgen. Versuche, achtsam zu sein, und laß die Dinge ihren natürlichen Lauf nehmen. Dann wird dein Geist in jeder Umgebung still werden wie ein klarer Waldteich. Alle Arten wunderbarer und seltener Tiere werden zu dem Teich kommen, um zu trinken, und du wirst die Natur aller Dinge klar erkennen. Du wirst viele eigenartige und wunderbare Dinge kommen und gehen sehen, doch du wirst unbewegt sein. Das ist die Glückseligkeit des Buddha.
Frage:
Ich habe noch viele Gedanken, und mein Geist schweift oft ab, obwohl ich versuche, achtsam zu sein
.
Antwort: Mach dir darüber keine Sorgen. Versuche bloß, deinen Geist in der Gegenwart zu halten. Was immer auch im Geist erscheint, beobachte es und laß es los. Wünsche dir nicht einmal, die Gedanken loszuwerden. Dann wird der Geist zu seinem natürlichen Zustand zurückkehren. Unterscheide nicht zwischen gut und böse, heiß und kalt, schnell und langsam. Da ist kein Ich und kein Du, überhaupt kein Selbst, nur das, was ist. Wenn du gehst, besteht keine Notwendigkeit, irgend etwas Besonderes zu tun. Geh einfach und sieh, was da ist. Es ist nicht nötig, sich an Alleinsein und Abgeschiedenheit zu klammern. Kenne dich selbst, wo immer du bist, indem du natürlich bist und beobachtest. Falls Zweifel kommen, beobachte, wie sie kommen und gehen. Es ist sehr einfach. Halte an nichts fest.
Es ist, als würdest du eine Straße entlanggehen. Von Zeit zu Zeit wirst du auf Hindernisse stoßen. Wenn du auf geistige Trübungen triffst, sieh sie dir lediglich an, und überwinde sie durch Loslassen. Denke nicht über Hindernisse nach, an denen du bereits vorbeigegangen bist, sorge dich nicht über die, die du noch nicht gesehen hast. Halte dich an die Gegenwart. Mach dir keine Gedanken über die Länge der Straße oder über das Ziel. Alles ändert sich. Was immer du hinter dir läßt, klammere dich nicht daran. Schließlich wird der Geist seine natürliche Balance finden, eine Balance, in der die Praxis automatisch geschieht. Alle Phänomene werden von ganz alleine kommen und gehen.
Frage:
Wie steht es mit bestimmten Hindernissen, die Schwierigkeiten bereiten? Wie können wir beispielsweise in unserer Praxis sexuelles Verlangen überwinden? Ich fühle mich manchmal wie ein Sklave meines sexuellen
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