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Ein Strandkorb für Oma

Ein Strandkorb für Oma

Titel: Ein Strandkorb für Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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Anschluss gefunden. Ist das dein neuer Freund?»
    Die beiden laufen rot an. Jade wirft dem Jungen einen entschuldigenden Blick zu, der wohl so etwas sagen soll wie: «Reg’ dich nicht auf, es ist nur Familie, für die kann keiner was.»
    Jaja, Omas Ansagen muss man zu nehmen wissen.
    «Du bist Momme, nicht?», weiß Oma, «der Enkel von Ocke.»
    Omas Freund Ocke ist der Taxifahrer, an dessen Haus in Dunsum ich vorhin vorbeigeradelt bin. Er kutschiert Oma bei Bedarf überall hin, sogar bis Hamburg, wenn es sein muss.
    Momme nickt.
    «Ich fahr’ denn mal wieder», verabschiedet er sich verlegen von Jade, «deine Handynummer hab’ ich ja.»
    «Ciao!»
    Es ist beiden erkennbar unendlich peinlich, vor uns zu sprechen. Schließlich geht es darum, ob sie sich wiedersehen, was sehr, sehr wichtig sein kann. Das würde ich auch nicht gerne vor Oma und meinem zwanzig Jahre älteren Cousin verhandeln.
    «Moooment», ruft Oma und schiebt ihr Rad neben Mommes Mofa. «Kannst du mich zurückschieben? Ich bin ziemlich kaputt.»
    Mommes Augen signalisieren mittleres Entsetzen, denn das bedeutet, er muss die alte Frau gleich anfassen. Oder sie ihn, was aufs Gleiche hinausläuft. Ich umarme sie.
    «Kommst du nachher zu Arne?», frage ich.
    Mein Onkel Arne feiert am Abend eine kleine Party am Utersumer Strand. Er war der erste Surfer auf Föhr und hat bis Mitte fünfzig auf den Brettern gestanden und Kurse gegeben. Das langhaarige Hippie-Idol meiner Jugend. Nach einem Bandscheibenvorfall arbeitet er nun als Strandkorbvermieter und Partyveranstalter und feiert heute ein spontanes Fest.
    «Ich schau mal», nuschelt Oma müde und umarmt Jade und mich. «Bis später, meine Kinder.»
    «Ist das in Ordnung mit dem Mofa?», erkundige ich mich.
    «Ja», antwortet Momme, dabei habe ich doch Oma gemeint.
    Sie setzt sich aufs Rad und hält sich mit ihren knochigen Fingern an Mommes Schulter fest. Dann ruft sie die Hunde: «Dari! Menno! Biela! Es geht los!»
    Momme fährt mit einem Ruck an, sodass Oma fast vom Rad fällt. Sie fängt sich im letzten Moment, und die beiden nehmen Geschwindigkeit auf. Die Cocker-Spaniel des Hausarztes laufen mit lachenden Mäulern neben den beiden her. Von weitem sieht das Ganze aus wie eine typische Teeny-Szene. Hoffentlich kommen sie heil an.
    Jade und ich bleiben an der Kreuzung im Nichts zurück.
    «Und nun?», fragt sie mich unfreundlich.

[zur Inhaltsübersicht]
7. Tausche Föhr gegen iPhone
    Der Wind legt nochmal einen drauf, das wild raschelnde Schilf in den Gräben schmeichelt den Ohren, es riecht nach Erde und Süßwasser aus den Gräben.
    «Wo geht es lang?», fragt Jade.
    «In die andere Richtung», stelle ich fest.
    «Ich möchte mich sofort zu Hause überschminken.»
    Ich atme tief durch.
    «Wir müssen einen kleinen Umweg machen, ich muss noch etwas Geld verdienen.»
    «Heute ist Sonntag», erinnert mich Jade ungläubig.
    «In einer halben Stunde habe ich eine Verabredung mit einem Inselbauern, die kann ich nicht verschieben.»
    «Kann ich hier warten?»
    «Es geht schnell», verspreche ich.
     
    Vorhin forderte der Gegenwind von Radfahrern so heftige Anstrengung wie bei einer Alpenüberquerung, in der anderen Richtung lässt er Jade und mich bergab rollen: Der kraftstrotzende Wind nimmt unsere Rücken als Segel und bläst uns voran, ohne dass wir viel treten müssen. Jade ist trotzdem schwer am Keuchen, Sport ist offensichtlich nicht ihr Ding, und die Kette von Opas alter Gurke quietscht unter jedem ihrer Tritte erbärmlich. Außerdem ist der schwere Ledermantel im Weg, der ihr permanent gegen die Knie schlägt und ausdauernde, runde Bewegungen mit den Beinen unmöglich macht. Aber Jade beißt die Zähne zusammen und versucht keine Schwäche zu zeigen.
    «Wie findest du Föhr denn so bisher?», erkundige ich mich freundlich.
    Allein die Frage bereitet ihr ein derartiges Unbehagen, dass sie sich sichtlich zusammenzieht.
    «Willst du mich vollquatschen?» Für sie klingt das wohl nach der gespielten Nettigkeit eines Onkels, der sie eigentlich doof findet.
    Es geschieht mir recht. Einer wie ich, der sich als Eventmanager an bestimmt 500 Buffets mehr oder weniger erfolgreich durchgelabert hat, sollte auch mal eine Niederlage einstecken können. Andererseits war das eine ganz normale Frage, finde ich. Seit ihrer Ankunft am Hamburger Flughafen hat Jade kaum ein Wort mit mir oder Maria geredet. Meint sie, mir macht das Spaß? Na ja, einen Versuch noch.
    «Welcher Friedhof in Frankfurt ist eigentlich dein

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