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Ein Strandkorb für Oma

Ein Strandkorb für Oma

Titel: Ein Strandkorb für Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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streichelt sie. Dass sie erst fünfzehn ist, kann man unter der ganzen Schminke nicht erkennen.
    «Meine Cousine Jade.»
    Jade betritt die Scheune.
    «Thailand?», fragt Hauke und lächelt Jade an: «Moin.»
    «Meine Mutter ist aus’m Katalog», sagt Jade, ohne eine Miene zu verziehen.
    «Thailand? Dann kannst du sicher Kung-Fu?», antwortet Hauke. Seine Augen lachen angriffslustig.
    Thailand und Kung-Fu? Wie kommt er auf so einen Quatsch?
    «Klar, schwarzer Gürtel», erklärt Jade. Ausgerechnet Jade.
    «Kleines Kämpfchen?», fordert er sie auf.
    Sie lässt ihren Ledermantel fallen und imitiert eine Kung-Fu-Haltung. Der sonst so bedächtige Hauke hat sie so schnell gepackt, dass ich gar nicht mitbekomme, wie, dann steht sie auf einer Kutsche.
    Jade kriegt sich gar nicht wieder ein.
    «Beest dü ei rocht uun ’t Hood? Ha ick di wat den?», ruft sie wütend.
    Spinnst du? Habe ich dir was getan?
    Meine Kinnlade sackt nach unten. Jade spricht Friesisch?
    Auch Hauke versteht die Welt nicht mehr.
    «Ik thoocht, de könnst Kung-Fu.»
    Ich dachte du kannst Kung-Fu!
    «Dat wiar. Ik könn ei ens 100 Meter luup, saner Loft tu haalen.»
    «Das war ein Witz. Ich kann nicht mal
100
 Meter laufen, ohne nach Luft zu schnappen.»
    Er lacht.
    «Det as slacht.»
    Das ist aber schlecht.
    Ich starre Jade an: «Woher kannst du Friesisch?»
    Sie spricht besser Fering als ich!
    «Von meinem Vater. Das war in Frankfurt unsere Geheimsprache.»
    «Komisch. Als Cord das erste Mal nach zwanzig Jahren wieder auf die Insel kam, hat er sich geweigert, auch nur ein Wort Friesisch zu sprechen.»
    Jades Vater muss sich trotz der schmerzenden Erinnerung all die Jahre wie ein Wahnsinniger nach Föhr gesehnt haben. Hauke kratzt sich am Bart.
    «Cord as dan Aatj? As det was?»
    Cord ist echt dein Vater?
    «Jä was. Käännst dü ham?»
    Ja. Kennst du ihn?
    «Jä.»
    Hauke winkt Jade zu sich: «Schük dü man e waanj ütj.»
    Du suchst die Kutsche aus.
    Das kann ich als Zusage werten. Mein erster zahlender Kunde!
    «Mein Sohn war übrigens auch Gruftie», sagt Hauke.
    «Ich bin kein Gruftie», protestiert Jade.
    «Als mein Sohn das war, was du bist, hieß das noch Gruftie.»
    Er wühlt in seiner Kiste und reicht Jade ein silbernes Petruskreuz mit schwerer Eisenkette.
    «Richtig schwer», staunt sie. Ihre Augen leuchten.
    «Selbst geschmiedet.»
    «Kostet?», erkundigt sich Jade.
    Hauke kratzt sich am Bart. «Geschenkt. Mein Sohn braucht das nicht mehr.»
    Man hört plötzlich, wie draußen mehrere Wagen mit hoher Geschwindigkeit auf den Hof preschen.
    «Besuch», sage ich und lächle dabei. Wir gehen beide zum Scheunentor.
    Hätte ich bloß nicht gelächelt.
     
    Allein die Geschwindigkeit ist bemerkenswert, mit der BKA -Mann Tobias seinen schwarzen BMW auf Hauke Hansens Hof lenkt, während das aufgesetzte Blaulicht aufgeregt Vorfahrt auf dem landwirtschaftlichen Weg einfordert, der vollkommen frei ist. Hauke packt mich grob an der Schulter: «Hast du die geschickt?»
    «Ich? Wieso das denn?»
    «Weil deine Alte dabei ist.»
    Jetzt erst entdecke ich Maria, die neben Tobias im Wagen sitzt und unglücklich zu mir hinüberschaut.
    «Ich wusste nichts davon», beteure ich.
    Jade verdrückt sich in eine geschlossene Reisekutsche im letzten dunklen Winkel der Scheune. Tobias kommt mit Maria gemächlich auf mich und Hauke zu. Mir erscheint das wie eine Art falscher Film: Hier findet eine Polizeiaktion statt, und der leitende Kommissar trägt
meine
Klamotten,
meinen
besten schwarzen Anzug, unter seinem Jackett
mein
St.-Pauli-Kapuzen-Sweatshirt mit dem abgeknabberten Knochen, und darunter
meine
Unterhose und
meine
Strümpfe!
    Und das Schlimmste, neben ihm geht
meine
Liebste!
    Vor drei Wochen hatten Maria und ich ein wunderbares Wochenende in Kopenhagen. Obwohl die dänische Hauptstadt eine unserer Lieblingsstädte ist, merkten wir, dass wir möglichst lange in unserem riesigen Hotelbett bleiben wollten. Keiner von uns fühlte sich verpflichtet, draußen Pflaster zu treten, wir haben unser Zimmer das ganze Wochenende kaum verlassen und es uns richtig gut gehen lassen.
    Jetzt nicken wir uns zu wie zwei entfernte Bekannte.
    «Hallo!», grüßt Tobias schneidig.
    Maria schweigt betreten.
    «Moin», knurre ich.
    Hauke sagt gar nichts, er schaut stur an Tobias und Maria vorbei.
    «Sorry, ich habe einen Fleck in deinen Anzug gemacht, den bekommst du natürlich gereinigt zurück – auf Staatskosten», entschuldigt sich Tobias bei mir.
    Von Hauke kommt ein

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