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Ein Stueck vom Himmel

Ein Stueck vom Himmel

Titel: Ein Stueck vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Lukan
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einigen Jahren mussten wir feststellen, dass unsere vor einigen Jahrzehnten aufgenommenen Farbdias vom Kahlenberggrat an Farbe verloren hatten. Wir wollten neue Fotos machen. Auf der großen Wiese neben dem Steilwald sonnte sich ein junger Mann, der etwas verwundert schaute, als er uns in diesen Wald hineingehen sah. Kletterfotos am Kahlenberggrat zu machen ist ein Kunststück. Ein bisserl steil soll die Kletterei schon ausschauen, aber wenn die Kamera zu schräg gehalten wird, dann stehen die Bäume im Hintergrund alle schief.
    Außerdem: Ich verdeckte zu viel Fels. Aber auch das kleinere Fritzerl war noch zu groß für das bisserl Fels. Sie musste in eine Kletterstellung gebracht werden, in der sie möglichst wenig Fels verdeckte.
    »Stell den linken Fuß auf den kleinen Tritt!« – »Lass die rechte Hand einfach nur runterhängen...!« – »Greif mit der linken Hand fünf Zentimeter tiefer!« Da tauchte der junge Mann von der Wiese über den Felsen auf.
    Besorgt schaute er zu uns hinunter und rief uns dann (in dem Tonfall, wie er gern gegenüber ganz kleinen oder schon alt gewordenen Tschapperln angewendet wird) zu: »Habt’s euch verstiegen? Bleibt stehen, wo ihr seid! Ich helfe euch schon wieder raus aus den schiachen Felsen!«

VON DER ZEIT DER »PAUSE-TOUREN« ...
    »Bergheil – Die 100 schönsten Bergwanderungen in den Alpen« – 1958 erschien dieses Buch von Walter Pause und wurde sofort ein Bestseller. Und seine 1960 erschienenen »100 Genussklettereien in den Alpen« wurden dann noch viel mehr: Eine Pause-Tour galt bald als ein Gütezeichen für besonders schöne Genussklettereien, und so wie früher von einigen Bergsteigern das Sammeln von Viertausendern der Alpen betrieben wurde, begann nunmehr ein Sammeln von Pauses Genussklettereien.
    Die letzte von Walter Pauses »100 Genussklettereien« ist die Preinerwandplatte an der Rax am Ostende der Alpen. Diese Platte ist so beliebt, dass es auf ihr an schönen Sonntagen oft einen Stau gibt. Einmal war es besonders arg. Verursacht wurde er von zwei Burschen, die jeden Griff dreimal anschauten, bevor sie ihn einmal zaghaft ergriffen. Niemand kannte die zwei. Deutsche sollten sie sein ...
    Keine Deutschen! Wenn sie es wären, müssten sie auch Deutsch reden. Sie redeten aber in einer uns unbekannten Sprache. Großes Raten in der Warteschlange, von woher die zwei Langweiler wohl sein könnten?
    Die zwei waren keine Burschen, sondern Jungs aus Bremerhaven an der Waterkant, die miteinander Plattdeutsch redeten. Und sie waren die ersten Pause-Genussklettereien-Sammler, die wir in Aktion trafen. Walter Pause hatte sein Buch von West nach Ost angelegt: Es begann mit dem Grépon im Montblanc-Massiv und endete an der Rax am Ostrand der Alpen. Als die zwei Jungs dieses Buch in die Hände bekommen hatten, waren sie davon so begeistert, dass sie beschlossen, alle darin beschriebenen Genussklettereien zu machen. Doch weil ihnen Westalpen-Klettereien etwas zu grimmig erschienen, wollten sie ihr Unternehmen in den freundlichen und nicht so hohen Ostalpenbergen starten.
    »Diese Platte ist bestimmt die schwierigste von Pauses 100 Genussklettereien!«, sagten sie dann auf dem Gipfel.
    »Für Pause sollte sie wohl der würdige Abschluss seines Buches sein!«
    Recht sparsam schauten die zwei Jungs drein, als wir ihnen sagten, dass die Preinerwandplatte als eine der leichteren Touren des Buches gilt.
    1934 ist die Preinerwandplatte erstmals durchstiegen worden und galt bald als eine der beliebtesten Raxklettereien für die Wiener, Niederösterreicher und Steirer. Dass auf unserer Preinerwandplatte einmal in Plattdeusch und Schwyzerdütsch, Boarisch und Tirolerisch Seilkommandos zu hören sein werden, das hätten wir vor dem Erscheinen von Walter Pauses Buch nie und nimmer gedacht.
    Dass seine »100 Genussklettereien in den Alpen« einmal gesammelt werden wie Briefmarken, das hatte auch Walter Pause nicht für möglich gehalten. Uns hatte er mit seinem Buch einen Urlaub gerettet.
    Im Berner Oberland hätten wir diesen verbringen wollen. Aber dort waren die Berge mit Neuschnee bedeckt. Doch so wie immer bei Fahrten zu hohen Bergen, hatten wir auch diesmal Wegbeschreibungen von Touren auf niedrigere Berge mit – Pauses Buch.
    Diese Ausweichziele hatten zwar keine so zünftigen Namen wie ein Schreckhorn. Aber es waren Bergnamen, von denen wir noch nie etwas gehört oder gelesen hatten, wie z. B. »Überschreitung Trotzigplanggstock – Wichelplanggstock«.
    Das ist wirklich eine

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