Ein stuermischer Retter
Güter befinden sich in England, Mac. Ich brauche sie nicht." Wieder herrschte einen Moment lang Stille. „Und was ist mit deiner Mutter?" „Meine Mutter ist gut versorgt. Miss Merridew - ich wusste doch, dass sie uns einen falschen Namen genannt hat ... aber nein, sie ist ja jetzt Mrs Blacklock, nicht wahr? Wie dem auch sei, meinen Namen trägt sie bereits und meine weltlichen Güter kann sie gern haben. Was meine Mutter betrifft, so wird sie zweifellos überglücklich sein, endlich eine Schwiegertochter zu haben."
„Einen Enkel wollte sie, nicht nur einfach eine Schwiegertochter."
„Das eine geht nicht ohne das andere. Besser etwas als gar nichts."
„Aber ... "
„Genug!" Nicholas fiel ihm scharf ins Wort. „Geschehen ist geschehen. Keine
Diskussionen mehr, Mac! Und meine Frau wird gefälligst respektvoll behandelt!"
Das war ein Befehl, und Mac fügte sich widerwillig. Als er jedoch die Tür des Hintereingangs aufzog, konnte er nicht umhin zu murmeln: „Ich halte dich immer noch für verrückt, Capt'n."
Faith blieb an der Schwelle der alten Kirche stehen. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie bereits verheiratet war, doch das hier ... das fühlte sich richtig an. Ihre Hände zitterten, als sie eine auf Stevens Arm legte und mit der anderen leicht den Rock ihres Kleides raffte.
„Einen Moment noch, ma petite." Marthe ging auf sie zu und bedeutete Stevens, ein Stück zur Seite zu gehen. „Möchten Sie das hier vielleicht tragen? Natürlich nur, wenn es Ihnen gefällt." Sie reichte Faith ein in alten Stoff eingeschlagenes Päckchen. Faith öffnete es vorsichtig. Verblasste, welke Rosenblätter schwebten zu Boden, und sie wollte sich schon bücken, um sie aufzuheben, als Marthe sie zurückhielt. „Nein, das muss so sein. Sie hat es mir in Stoff eingeschlagen überreicht, so wie jetzt, mit getrockneten Rosenblättern aus ihrem Garten dazwischen. Sie züchtete wunderschöne Rosen, meine maman. Diese Blätter sind jedoch aus meinem eigenen Garten. Man muss sie nämlich jährlich wechseln, wissen Sie."
Faith schlug die letzte Lage Stoff um. Zum Vorschein kam ein zusammengefaltetes rechteckiges Tuch aus Spitze. Mit zitternden Händen faltete Faith es auseinander. Die Spitze war cremefarben vor Alter, aber dennoch noch völlig heil und so zart, dass sie wie Spinnweben über Faiths Hände fiel. Die Gegend war berühmt für ihre Spitzen, wie Faith wusste, aber das hier war die feinste, die sie je gesehen hatte.
„Sie ist alt, aber ..." Marthe verstummte.
„Sie ist wunderschön", hauchte Faith andächtig. „So eine schöne Arbeit habe ich noch nie gesehen." Sie betrachtete sie ehrfürchtig. „Wer hat sie wohl geklöppelt? Sie muss in der Tat sehr alt sein. Ich bezweifle, dass man heute noch so feine Spitze bekommt."
„Ma mère hat sie gemacht. Sie war die beste Spitzenklöpplerin weit und breit", erklärte Marthe stolz. „Die Leute kamen den ganzen Weg von Paris hierher, um ihre Spitze zu kaufen." Sie tastete zärtlich über die erlesene Spitze. „Dieses Stück hier hat sie für meine Hochzeit geklöppelt, vor beinahe fünfzig Jahren." Sie betrachtete es eine Weile und zuckte dann die Achseln. „Doch le bon Dieu hat mich leider nicht mit Töchtern gesegnet. Es wird Zeit, dass das Spitzentuch meiner Mutter wieder für eine neue junge Braut hervorgeholt wird. Sie werden es doch tragen, ja? Meiner und Ihrer Mutter zuliebe, die beide tot sind, ihre Töchter jedoch sehr geliebt haben."
Faith konnte nicht sprechen. Sie nickte nur und stand zutiefst gerührt da, als Marthe ihr das Tuch abnahm und es behutsam über ihren Kopf drapierte.
Die weiche, zarte Spitze streichelte Faiths Wangen. Das Tuch duftete schwach nach Rosen, nicht so intensiv wie die frisch geschnittenen Knospen in ihrem Haar, aber es war ein älterer, länger anhaltender Duft. Der Duft der Rosen. Und der Liebe. Ihr stiegen Tränen in die Augen.
„Genug! Nicht weinen, bitte!" Die alte Frau runzelte streng die Stirn. Während Faith gegen ihre Tränen ankämpfte, legte Marthe letzte Hand an das Tuch an. „Enfin! Jetzt sehen Sie aus wie eine richtige Braut. Ihr Mann wird le bon Dieu auf Knien danken für sein Glück."
Dessen war Faith sich nicht so sicher, aber das sprach sie nicht aus. „Ich wünschte, Mama - und meine Schwestern - könnten mich jetzt auch so sehen."
„Pah! Was ist das für ein Unsinn!", erwiderte Marthe schroff. „Von Ihren Schwestern weiß ich nichts, aber Ihre maman ist jetzt hier und Ihr papa auch, das weiß
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