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Ein stuermischer Retter

Ein stuermischer Retter

Titel: Ein stuermischer Retter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gracie
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Mädchen eine Zigeunerin, und alles, was er über Zigeuner wusste, war, dass sie stahlen.
    Estrellita sah von Faith zu Nick, dann zu Mac und schließlich wieder zu Nick. „Ganz zufällig lebt meine Urgroßmutter in der Nähe von Bilbao", meinte sie langsam und ließ Nick dabei nicht aus den Augen, als wollte sie ihn mit ihren Worten provozieren. „Ich bin auf dem Weg zu ihr."
    Nick zog die Brauen hoch. Irgendetwas an der Art, wie sie das sagte, hinterließ bei ihm ein ungutes Gefühl. Als verberge sich dahinter wirklich eine stumme Herausforderung. Er kam zu dem Schluss, dass sie nicht die Wahrheit sagte. „Tatsächlich? Wo genau lebt sie denn?"
    „Das sage ich Ihnen nicht! Niemals!" Ihr Blick warnte ihn, ja nicht weiter nachzufragen.
    „Warum wollen Sie sie besuchen?", erkundigte Faith sich.
    „Sie ist sehr alt. Ich war ein paar Monate weg, doch jetzt hat sie mir eine Nachricht geschickt, dass ich nach Hause kommen soll. Und nun sehe ich ihn da", sie zeigte auf Nick, „und weiß, warum sie mich braucht."
    Nick ignorierte ihre Unhöflichkeit, sie war einfach ein zänkisches Mädchen. Er hätte zu gern gefragt, was es mit dieser angeblichen Nachricht eigentlich auf sich hatte. Er hätte sein letztes Geld darauf verwettet, dass sie weder lesen noch schreiben konnte. Andererseits wusste er, dass Zigeuner ihre ganz eigenen Wege hatten, miteinander in Verbindung zu treten.
    Er warf Mac einen Blick zu, der die junge Frau bisher kaum aus den Augen gelassen hatte, und traf seine Entscheidung. Mac würde zweifellos mit Adleraugen über sie wachen, und wenn sie versuchte etwas zu stehlen, würde er das sofort merken. Abgesehen von ihrem Groll auf alles und jeden schien sie harmlos zu sein, und es war nicht zu bestreiten, dass die Dialoge zwischen ihr und Mac äußerst unterhaltsam waren. Außerdem hatte Faith das Mädchen bereits ins Herz geschlossen, Zigeunerin hin oder her, Diebin hin oder her. Er hatte kaum eine andere Wahl.
    „Können Sie reiten?"
    Sie schnaubte nur, als wäre diese Frage vollkommen überflüssig. Zigeuner waren berühmt für ihre Reitkünste.
    „Stevens, hätten Sie etwas dagegen, wenn Estrellita mit Ihnen ..."
    „Ich reite nicht mit ihm. Ich reite mit dem da." Sie zeigte mit dem Finger auf Mac. „Das habe noch immer ich zu entscheiden", bemerkte Mac.
    „Wir haben ja auch noch das Packpferd, Capt'n", schlug Stevens vor.
    „Kein Packpferd. Ich reite mit ihm!" Sie warf Mac einen herausfordernden Blick zu. Nick war geneigt, dem zuzustimmen. Es war keine gute Idee, ihr das Packpferd zu überlassen. Schließlich bestand die Möglichkeit, dass sie sich mit allen ihren Habseligkeiten aus dem Staub machte. Außerdem brauchte sie eindeutig eine strenge Hand. „Mac?"
    Mac betrachtete das Mädchen eine ganze Weile. „Ja, einverstanden. Auch wenn sie mich ganz sicher verrückt machen wird."
    Anstatt Dankbarkeit zu zeigen, erwiderte sie seinen Blick misstrauisch.
    „Wunderbar!", rief Faith aus und bemerkte offenbar das stumme Wechselspiel zwischen den beiden nicht. „So, ich weiß nicht, was ihr davon haltet, aber was ich mir jetzt wünsche, Nicholas, ist, dass du ein wenig Gitarre spielst. Würdest du das für mich tun?"
    Er war nicht immun gegen ihre bittenden Augen. Er griff nach seinem Instrument und fing leise an zu spielen, meist spanische Weisen, die er als Soldat gelernt hatte, und einige Flamenco-Stücke, die ihm damals so gut gefallen hatten. Manchmal merkte er, wie die junge Frau den Kopf hob, wenn er etwas Neues anstimmte. Er wollte sie schon fragen, ob sie die Lieder kannte, doch als sie merkte, dass er sie ansah, schaute sie gezielt in eine andere Richtung. Ein launisches Geschöpf, in der Tat.
    Irgendwann registrierte er, dass seiner Frau die Augen zufielen, und er legte seine Gitarre zur Seite. „Schlafenszeit", erklärte er und hielt Faith die Hand hin. Seine Frau ergriff sie, und Nicholas zog sie zu sich hoch, um sie zu der Stelle zu führen, wo ihre Decken schon ausgebreitet lagen.
    Wie in der ersten Nacht, als Faith sich ihnen angeschlossen hatte, schliefen sie auf dem Boden rund um das Feuer. Die Männer hatten beschlossen, abwechselnd Wache zu halten. Mac sollte die erste Wache übernehmen. Er sah zu Estrellita hinüber, die unsicher abwartend dastand. Er hob seine eigenen Decken auf und drückte sie ihr in die Arme.
    Sie ging auf ihn los wie eine in die Enge getriebene Füchsin. „Was wollen Sie? Ich sage Ihnen, ich werde nicht mit Ihnen ..." Sie benutzte ein äußerst

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