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Ein stuermischer Retter

Ein stuermischer Retter

Titel: Ein stuermischer Retter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gracie
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ins Gasthaus, aber auch dort war sie nicht. „Stevens, hast du Estrellita gesehen?"
    „Nicht mehr, seit sie sich von ...", er warf Nick einen verstohlenen Blick zu, „... seit sie am Schiff war. Bevor es ablegte, ist sie schon gegangen. Ich dachte, sie wollte noch
    etwas erledigen."
    Sie suchten überall nach ihr, doch schon bald stand fest, dass das Zigeunermädchen verschwunden war.
    „Wo, zum Teufel, ist sie?", grollte Mac. Er wollte sich nicht eingestehen, dass sie endgültig fort war. Er glaubte fest daran, dass sie nur kurz weggegangen war, wie Frauen das öfter taten, und jeden Moment wiederkommen würde.
    „Was hat Beowulf da um den Hals?", wollte Stevens wissen.
    Mac pfiff, und der Hund kam zu ihm. Er trug immer noch die roten Bänder, die Estrellita ihm ins Fell geflochten hatte, doch um seinen Hals war etwas Blaues und Gerüschtes gebunden. Mac wurde plötzlich flau im Magen. „Das ist ein Strumpfband", sagte er dumpf. „Es gehört Estrellita. Sie kann nicht schreiben, das hier ..." Er zerknüllte das Strumpfband. „Das soll ihr Abschiedsbrief sein." Er stopfte es in seine Hosentasche und ging zu seinem Pferd. „Es hat keinen Zweck mehr, auf sie zu warten. Und einen Umweg brauchen wir auch nicht mehr zu machen. Wir können geradewegs nach Vittoria reiten, und da sehen wir dann, wo dein Algy begraben ist."
    „Es tut mir leid", murmelte Stevens.
    Mac zuckte die Achseln. „Weiber! Ich hätte es mir denken können. Frauen finden einfach keinen Gefallen an mir."
    „Estrellita war anders."
    Mac schwieg eine ganze Weile. „Ja, das war sie", stimmte er sanft zu. Er zog das Strumpfband wieder aus der Tasche, betrachtete es liebevoll und steckte es sich dann in den Ausschnitt seines Hemds. „Sie war so voller Leben, diese Reise wäre ohnehin nichts für sie gewesen. Von Schlachtfeld zu Schlachtfeld zu reiten, die Toten zu besuchen und darauf zu warten, bis er ...", er nickte in die Richtung des schweigsamen Reiters vor ihnen, „... du weißt schon."
    „Er ist ein guter Mann, Lady Blacklock", sagte Morton Black, als Faiths Tränen versiegt waren. Er reichte ihr eine flache, silberne Flasche. „Trinken Sie das, es wird Ihnen guttun."
    Faith nahm einen Schluck. Sherry. Er brannte nicht so sehr wie Nicholas' Brandy in jener ersten Nacht. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit er ihr die Flasche gereicht und sie aufgefordert hatte, den Brandy zu trinken, um ihre Nerven zu beruhigen. Dankend gab sie Morton Black die Flasche zurück. Erst jetzt fiel ihr auf, wie er sie angeredet hatte. „Lady Blacklock? Ist das nicht Nicholas' Mutter?"
    „Ja, aber Sie sind es auch. Ihr Mann ist Sir Nicholas Blacklock, wussten Sie das nicht?"
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das hat er nie erwähnt. Sind Sie sicher?"
    „Nun ja, vielleicht wollte er während der Reise keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, aber es besteht kein Zweifel. Die Blacklocks sind eine altehrwürdige, vornehme Familie."
    Faith dachte an die Geschichte, die Nicholas ihr in der letzten Nacht erzählt hatte. Er
    war immer noch sehr böse auf seinen Vater ... Hatte er vielleicht deswegen den Titel abgelehnt?
    Sie blickten zurück zum Land. Die Sonne blendete jetzt nicht mehr so stark, dennoch war Bilbao kaum noch zu erkennen, erst recht keine hochgewachsene Gestalt am Kai. Faith fühlte sich innerlich vollkommen leer. Lächerlich, redete sie sich ein, sie machte jetzt nur das durch, was jede Soldatenfrau durchmachen musste. Und obwohl sie keine Ahnung hatte, in welcher Mission Nicholas unterwegs war, hätte sie mehr Vertrauen zu ihm haben müssen. Er war seit seinem sechzehnten Lebensjahr Soldat, ein guter sogar, sonst hätte er nicht so viele Schlachten überlebt.
    „Sie werden vermutlich wieder heiraten."
    Faith sah Morton überrascht an. „Noch einmal heiraten? Warum? Müssen wir das? Ich dachte, eine Eheschließung in Frankreich wäre auch in England rechtskräftig. Wir sind auf dem Standesamt und zudem noch in der Kirche getraut worden, auch wenn es eine katholische Kirche war. Großonkel Oswald wird darüber nicht gerade begeistert sein."
    „Nein, nein, Sie haben mich missverstanden. Natürlich ist Ihre Ehe rechtskräftig." Er tätschelte verlegen ihren Arm. „Sicher wollen Sie jetzt noch nicht an solche Dinge denken. Auf jeden Fall wird er Sie gut versorgt zurücklassen. Den Titel wird natürlich sein Cousin erben, es sei denn, Sie sind ..." Er tippte leicht auf seinen Bauch und sah sie fragend an.
    Verwirrt erwiderte sie seinen Blick

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