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Ein stuermischer Retter

Ein stuermischer Retter

Titel: Ein stuermischer Retter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gracie
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ich, mehr als Sie ahnen. Und von jetzt an nennen Sie mich bitte Mrs Blacklock. Wie mein Mann Ihnen gestern so treffend gesagt hat, sind wir verheiratet ...", sie warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu, „... bis dass der Tod uns scheidet! Nur der Tod kann mich von meinem Mann trennen, aber kein sturköpfiger, zwar wohlmeinender, aber falsch denkender Engländer oder Schotte oder spanischer Kapitän! Jetzt bieten Sie ihm Geld, und lassen Sie ihn umkehren."
    Black machte kehrt und versuchte, den Kapitän zu bestechen, allerdings ohne Erfolg. Faith schluckte. „Dann werde ich mit ihm reden." Sie sah nur zwei Möglichkeiten, um Erfolg zu haben, und sie hoffte, der Kapitän würde schon bei der ersten nachgeben. Vorsichtig stieg sie über Taue und ging auf den Kapitän zu. Sie stellte sich vor, und der dunkelhaarige, wie ein Pirat aussehende Mann, der einen funkelnden Goldzahn und einen Ohrring trug, küsste ihr die Hand. Genauso hatte sie sich einen Piraten im Golf von Biskaya vorgestellt, nur dass dieser hier keine Augenklappe trug. Er war Baske, sprach aber auch Spanisch, Portugiesisch und ein wenig Englisch.
    „Kapitän, ich glaube, Mr Black hat Sie von meinem dringenden Wunsch unterrichtet, nach Bilbao zurückzukehren", sagte sie mit betont entschlossener Stimme.
    Der Mann schüttelte den Kopf mit einer Betroffenheit, die eindeutig unaufrichtig
    wirkte. „Nicht möglich, schöne Lady. Der Wind, er ist frisch, und wir kommen gut voran. Es bringt Unglück, zum Hafen zurückzusegeln."
    „Und wenn ich Sie dafür bezahle?" Sie nannte eine Summe, die so hoch war, dass Mr Morton hinter ihr zischte, wie unvernünftig es sei, einen solchen Mann wissen zu lassen, wie viel Geld sie hatte. Aber Faith scherte sich nicht darum.
    Immerhin ließ die Höhe des Betrags den Kapitän kurz innehalten, doch dann schüttelte er erneut den Kopf und wiederholte den Unsinn, dass eine solche Entscheidung Unglück bringen würde. Faith kam zu dem Schluss, dass er einfach stur war und sich nicht den Wünschen eines Engländers oder einer Engländerin beugen wollte.
    „Dann kann ich vielleicht ein klein wenig nachhelfen, dass Sie Ihre Meinung ändern." Der Kapitän lächelte sie anzüglich an. „Nun ja, vielleicht, schöne Lady. Woran hatten Sie gedacht?"
    „Daran." Faith zog ihre Pistole und richtete sie auf ihn. Hinter ihr stieß Morton Black einen erstickten Laut aus.
    Das Lächeln des Kapitäns erstarb.
    „So, und nun kehren Sie bitte um", befahl sie ihm mit leicht bebender Stimme. Sie hatte noch nie eine Waffe auf einen Menschen gerichtet.
    Dem Kapitän entging das nicht, und er betrachtete die Pistole mit einer gewissen Schläue. „Ist nicht geladen, glaube ich."
    „O doch, das versichere ich Ihnen."
    „Aber Ihre Hand zittert zu sehr, damit können Sie mir oder meinen Männern nicht gefährlich sein."
    Sie ergriff die Pistole mit beiden Händen, das Zittern hörte auf.
    Er grinste, obwohl sein Blick hart blieb. „Schöne Lady, Sie sind viel zu sanft und hübsch, um einen armen Mann zu erschießen."
    „Ich werde jeden Mann erschießen, der zwischen mir und meinem Ehemann steht, und im Moment stehen Sie mir im Weg, Kapitän. So, kehren Sie jetzt um, oder muss ich ...?" Sie entsicherte die Pistole.
    Er hielt ihrem Blick stand. „Ich glaube, Sie schaffen es gar nicht, jemanden zu töten." Faith schluckte. „Ich habe schon einmal getötet", sagte sie und dachte mit Schaudern an den Hasen. „Es war ..." Sie zitterte erneut und befeuchtete ihre spröden Lippen. „Es war schrecklich, und ich hatte danach wochenlang Albträume. Aber ..." Sie sah ihm unverwandt in die Augen, damit er begriff, wie entschlossen sie war. „Ich muss zurück nach Bilbao und meinen Mann finden. Für mich ist das momentan die wichtigste Angelegenheit der Welt, und wenn ich Sie dafür erschießen muss, dann werde ich das tun", bluffte sie verzweifelt.
    Er betrachtete sie eine ganze Weile lang, sah ihre bebenden Lippen und ihren entschlossenen Blick. Er schob seine Mütze nach hinten und kratzte sich nachdenklich am Kopf. Schließlich zuckte er mit den Schultern. „Also gut, Señora, wir kehren um."
    Faith bekam weiche Knie vor Erleichterung, aber sie ließ es sich nicht anmerken.
    „Danke, Kapitän", sagte sie kühl. „Ich wusste, Sie würden zur Einsicht gelangen." Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Morton Black sich mit einem großen Tuch das Gesicht abtupfte.
    Bald waren sie wieder in Bilbao. Als die Seeleute die Laufplanke hinunterließen und

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