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Ein Sturer Hund

Titel: Ein Sturer Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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und nahm am Stammtisch Platz, wo noch immer Purcell saß. Völlig unbewacht, was darauf hinwies, daß niemand hier so verrückt war, Cheng und Purcell zu verdächtigen, die Tötung der beiden Polizisten mitverschuldet zu haben. Zumindest in Hinblick auf die rechtliche Relevanz.
    Endlich stellte Rosenblüt den Mann vor, welcher Cheng unbekannt war. Es handelte sich um einen Polizeiarzt, der aus Stuttgart mitgekommen war, seine Hände nun vielsagend ausbreitete, schloß und wieder ausbreitete, und erklärte, daß das Verbrechen vermutlich in der Zeit zwischen zwei und vier Uhr morgens vollzogen worden sei, wobei Frakturen auf beiden Schädeln den Schluß zuließen, daß die Opfer sich vor ihrer Enthauptung und »In-Szene-Setzung« im Zustand der Bewußt- und Wehrlosigkeit befunden hatten. Möglicherweise waren sie in diesem Moment bereits tot gewesen. Natürlich, meinte der Arzt, könne er kaum noch etwas Definitives sagen, würde aber dafür plädieren, einen einzelnen Täter viel eher denn eine Tätergruppe anzunehmen. Gerade die auffallende Schematisierung und der hohe Grad an Symmetrie, sowie auch die Gleichartigkeit der Kopfverletzungen, die einen beinahe identischen Punkt des linken Scheitelbeins betrafen, seien kaum erreichbar, hätten hier zwei verschiedene Persönlichkeiten agiert. Was natürlich eine anderwärtige, etwa logistische Assistenzleistung eines Zweiten nicht ausschließe. Doch das sei eine Frage, die zunächst einmal die Spurensicherung beantworten müsse.
    Rosenblüt dankte dem Arzt für die Ausführungen und schickte ihn wieder hinauf zu den Leichen. Eigentlich wäre es an Cheng gewesen, sich zu bedanken, denn seiner Wissensbereicherung hatten die Erläuterungen des Mediziners ja gegolten. Rosenblüt wollte Cheng ganz offensichtlich in die Ermittlung einbinden. Man hätte auch sagen können: einschnüren.
    »Wissen Sie, Herr Detektiv, was ich denke?« fragte Rosenblüt, und sein stechendes Lächeln schmückte zum ersten Mal wieder sein Gesicht. »Ich denke, daß meine beiden Männer Opfer eines Irrtums geworden sind. Bloß, weil Sie, Cheng, mit Ihrem albernen Snobismus ein kleines, sauberes Zimmer nicht akzeptieren konnten.«
    »Wie ist das jetzt?« fragte Cheng. »Werden Sie mich ein jedes Mal schlagen, wenn ich etwas sage, das Ihnen nicht paßt?«
    »Markieren Sie nicht die Mimose. Reden Sie!«
    »Ich habe Sie nie darum gebeten, daß Sie mir Ihre Leute hinterherschicken. Ich hatte versprochen, Sie zu informieren, wenn ich etwas weiß. Begreiflich, daß es Ihnen lieber wäre, es hätte mich statt Ihrer Männer erwischt. Aber ob das nun jemand versteht oder nicht: Ich konnte es einfach nicht über mich bringen, in diesem scheußlichen Zimmer zu übernachten. Ein Zimmer wie in einem Krankenhaus. Mit Snobismus hat das nun wirklich nichts zu tun.«
    »Für meine Kollegen war das Zimmer gut genug. Und das haben die armen Schweine davon. Allerdings kann nicht die Rede davon sein, ich zöge es vor, Cheng, Sie wären tot. Kollegen zu verlieren, das gehört zu meinem Beruf. Aber quatschen Sie nichts von wegen, Sie hätten mich schon noch informiert. Also, was ist mit diesem Klinikarzt? Und was mit dieser Frau?«
    Cheng erzählte beinahe alles so, wie es sich zugetragen hatte. Und zwar von dem Moment an, da Thomas Marlock und jener Mann namens Mike (der Silberfarbene) sich in Tilanders Bar getroffen hatten. Allerdings verschwieg Cheng, sich bis vor kurzem im Besitz des Thomas-Marlock-Porträts befunden zu haben. Was er wiederum nur tun konnte, da Peter Crivelli sich der Polizei gegenüber offensichtlich unwissend gegeben hatte. Wohl aus Angst, indem er Cheng verriet, auch jede Möglichkeit zu verspielen, wieder an den Bierdeckel zu gelangen.
    Cheng gab nun vor, selbigen Bierdeckel in Dr. Callenbachs Büro gesehen zu haben, auf dessen Schreibtisch liegend. Diese kleine Lüge, dachte Cheng, würde zunächst einmal nicht sonderlich schaden. Und natürlich vermied er es auch weiterhin, Mortensens Namen zu erwähnen. In dieser Hinsicht blieb Cheng unverbindlich, sprach von einem namenlosen Zeugen, der die Ermordung Marlocks beobachtet habe.
    Natürlich, so Cheng, wäre Herr F. imstande gewesen, sich im Schlafzimmer Marlocks zu verstecken und den Mord gemeinsam mit jener famosen Porträtistin zu begehen, dann jedoch wäre er spätestens nachdem Marlocks Kopf im Aquarium gelandet war, in den beleuchteten der beiden Räume getreten. Nein, die Porträtistin hatte die Tat fraglos alleine vorgenommen.
    »Wie

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