Ein sueßer Kuss als Antwort
zugestehen müssen, dass sie ein schönes Paar waren. Ihr unausgesprochenes Einvernehmen drückte sich in der Harmonie ihrer Bewegungen aus. Sie wirkten wie füreinander geschaffen.
„Bist du dir eigentlich bewusst, dass die Ankündigung unserer Verlobung einen Hagel von Einladungen mit sich bringen wird?“, fragte Lucas.
„Meinst du?“
„Da kannst du dir sicher sein. Stell dich besser darauf ein, dass ab morgen eine Flut von Besuchern das Haus der Seagroves überschwemmen wird.“
Eve lächelte. „Ich muss dir gestehen, dass ich dem mit Bangen entgegensehe. Manchmal begleitete ich meinen Vater zwar zu offiziellen Anlässen, aber im Großen und Ganzen führten wir doch ein ruhiges und zurückgezogenes Leben. Bevor ich nach England kam, habe ich sorgfältig Zeitung gelesen, um mir ein Bild von dem Land, den gesellschaftlichen Ereignissen und den politischen Verhältnissen zu machen. Nicht zuletzt deshalb, weil William ja im Außenministerium tätig ist und ich davon ausgehen konnte, Politikern zu begegnen.“
„Und? Bist du?“
„Allerdings.“ Eve schmunzelte. „Und alle wollten über Amerika sprechen. Dabei hatte ich Stunden damit zugebracht, das britische Adelsregister auswendig zu lernen. Aber das war alles so kompliziert, dass ich es schließlich aufgegeben habe.“
Seltsam gerührt von ihrem Eingeständnis, tröstete Lucas sie: „Das hast du gut gemacht. Selbst für die Mitglieder der Aristokratie ist das eine verwirrende Angelegenheit.“
„Auch für dich?“, fragte sie herausfordernd.
Er nickte. „Auch für mich.“
„Gott sei Dank. Dann bin ich ja beruhigt!“
Der Walzer endete nur allzu schnell. Sir John Forsyth löste Lucas ab. „Entschuldigen Sie bitte, aber ich glaube, dies ist mein Tanz, Lord Stainton“, näselte der junge Dandy. Ohne eine Antwort abzuwarten, entführte er Eve ihrem Verlobten.
„Deine Zukünftige ist äußerst begehrt, nicht wahr?“ Henry Channing war neben Lucas getreten. „Meinen herzlichen Glückwunsch übrigens. Ich habe die Anzeige in der Times gelesen.“
„Ach ja?“, bemerkte Lucas abwesend. Er blickte stirnrunzelnd auf das Parkett, wo soeben eine neue Melodie den nächsten Tanz ankündigte. „Herrgott! Sie kann doch nicht schon wieder mit diesem … diesem unmöglichen Menschen tanzen. Weiß sie denn nicht, dass das äußerst unangemessen ist?“
Henry lachte laut auf. „Und du, mein Lieber, du klingst bereits wie ein eifersüchtiger Ehemann.“
Erhitzt und außer Atem flüchtete Eve von der Tanzfläche ins Damenzimmer, um sich frisch zu machen. Kritisch unterzog sie ihr Spiegelbild einer Musterung und bändigte ein paar widerspenstige Haarsträhnen. Sie schickte sich gerade an, in den Ballsaal zurückzugehen, als sie hörte, wie hinter ihr Lucas’ Name fiel.
„Wer hätte gedacht, dass Lord Stainton heute hier erscheinen würde“, sagte eine Frau abfällig.
Eve zögerte. Sie hasste es zu lauschen, aber sie stand wie angewurzelt da.
„Und sieht er nicht großartig aus?“, erwiderte eine andere Frau schwärmerisch. „Schade, dass er bankrott ist. Was war es doch für ein Skandal, als er sich von Maxine scheiden ließ! Niemand hätte es für möglich gehalten, dass er sich jemals wieder verheiraten würde. Ich war völlig schockiert, als Mutter mir heute Morgen die Verlobungsanzeige vorlas. Wie unpassend – eine Amerikanerin! Und dann noch die Kinderfrau! Mutter meint allerdings auch, er sei nie wirklich über die Trennung von Maxine hinweggekommen.“
Erneut erhob sich die erste Stimme: „Dann hätte er sich eben nicht scheiden lassen sollen. Arme Maxine. Der Gedanke wäre ihr nie gekommen, dass er seine Drohung wirklich wahr machen würde. Diese Demütigung …“
„Was blieb ihm denn anderes übrig?“, wandte die zweite Frau ein. „Sollte er weiter so tun, als ob er nichts merkt? Ich habe überhaupt kein Mitleid mit ihr, muss ich sagen. Lord Stainton ist viel zu stolz, um sich zum gehörnten Ehemann machen zu lassen.“
Ein kurzes Schweigen, dann meldete sich die erste Stimme erneut zu Wort. „Aber erstaunlich, wie schnell die Scheidung über die Bühne gegangen war. Normalerweise zieht sich so etwas über Jahre hin.“
„Weil Maxines Schuld außer Zweifel stand und Lord Stainton auch darauf verzichtete, Anklage gegen seinen Bruder zu erheben.“ Ein herablassender Ton schwang in der zweiten Stimme mit. „Es gibt also keinen Grund, warum er nicht wieder heiraten sollte.“
„Ja, schon.“ Nun klang die Stimme der ersten
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