Ein sueßer Kuss als Antwort
fürchterlich verletzt, als sie ihn und die Kinder wegen Stephen verlassen hat.“
„Erzählen Sie mir von Lucas’ Bruder!“
Henry zögerte. „Seltsamerweise mochte ich ihn sogar“, sagte er nach einem Moment des Nachdenkens. „Aber was die näheren Umstände betrifft, da müssen Sie Lucas fragen. Er hat mir übrigens verraten, wie Sie beide sich kennengelernt haben – ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus?“
„Nein, natürlich nicht“, versicherte Eve. „Findet unsere Verbindung Ihre Billigung?“
„Mehr als das, Eve. Ich bin sehr froh darüber, falls ich mir anmaßen darf, dies zu sagen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie glücklich werden mit Lucas. Er muss erst wieder lernen zu vertrauen. Und wenn das jemand bewerkstelligen kann, dann sind Sie es.“
„Ihr Wort in Gottes Ohr.“ Eve seufzte.
Henry blieb stehen und drehte sie zu sich herum. „Sie haben allen Grund, optimistisch zu sein“, versetzte er ernst. „Doch vielleicht darf ich Ihnen einen Rat geben.“
„Aber bitte!“
„Kehren Sie nach der Hochzeit sofort nach Laurel Court zurück“, sagte er eindringlich. „Lucas liebt dieses Haus. Es wird ihm guttun, aus London wegzukommen.“
„Ich werde Ihre Empfehlung beherzigen, Henry. Danke für Ihre Offenheit.“
Als die Kapelle ein neues Stück intonierte, verließ Eve die Tanzfläche und ging hinaus auf die Terrasse zu Lucas, der finster vor sich hinstarrte.
„Was hast du?“, fragte sie vorsichtig.
„Das fragst du noch? Maxine liegt schon richtig mit dem, was sie sagte. Wir haben nicht gerade gute Voraussetzungen für eine glückliche Ehe.“
„Heißt das, du willst mich nicht mehr heiraten? Hasst du dich etwa dafür, dass du gezwungen bist, diese Ehe mit mir einzugehen?“
„In der Tat. Das tue ich“, antwortete er bitter.
Unwillkürlich trat Eve einen Schritt zurück. Da war sie wieder, Lucas’ finstere, zynische Seite. Einen kurzen Augenblick war es ihr vergönnt gewesen, eine andere Facette seiner Persönlichkeit kennenzulernen, doch nun hatte erneut die Schattenseite die Oberhand gewonnen.
„Beruhige dich, ich habe nicht vor, mein Wort zu brechen“, erklärte sie so gelassen sie konnte. „Komm, lass uns nicht weiter darüber reden. Hier ist nicht der richtige Ort dafür. Jetzt gilt es einfach, diesen Abend hinter uns zu bringen.“
Als es Zeit war, zu gehen, fand sich Eve, als sie auf den Lakaien wartete, der ihr Cape holte, unvermittelt Maxine gegenüber.
„Sie wollen schon aufbrechen, Mrs. Brody?“ Maxine hob spöttisch die Brauen. „Hoffentlich nicht meinetwegen.“
„Keineswegs, Madam“, gelang es Eve ruhig zu erwidern. „Wenn Sie mich jetzt bitte vorbeilassen würden? Ich habe Ihnen nichts zu sagen.“
Mit verschwörerischer Miene raunte Maxine: „Vielleicht erweist sich Ihre Ehe mit Lucas ja als großer Vorteil.“
Eve erstarrte. „Für wen? Für Sie etwa?“
„Natürlich. Immerhin hat Lucas mir übel mitgespielt.“
„Wie bitte?“ Ungläubig starrte Eve sie an. „Sie haben ihn verlassen und fast völlig ruiniert … und jetzt behaupten Sie in aller Unverschämtheit, er hätte Ihnen übel mitgespielt?“
Ein berechnender Ausdruck trat in Maxines Augen. Sie hatte nicht erwartet, dass die Amerikanerin so beherzt auftrat.
„Sie sind arrogant, Mrs. Brody“, erklärte sie hochmütig. „Aber wenn Sie sich in der Hoffnung wiegen, Ihre Ehe mit Lucas würde leicht, dann haben Sie sich getäuscht. Ich weiß, wovon ich rede. Und … ich bin die Mutter seiner Kinder … Wenn Sie glauben, ich ließe ihn das vergessen, dann haben Sie sich getäuscht.“
In der Stille, die folgte, hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Maxine wandte sich brüsk um und ging.
Diese Frau wird uns nie in Ruhe lassen, dachte Eve, und das Herz wurde ihr schwer.
Die Fahrt zurück verlief in düsterem Schweigen. Lucas hatte sich in sich zurückgezogen und blickte reglos zum Kutschenfenster hinaus. Die Konfrontation mit Maxine hatte einen Bruch zwischen Eve und ihm herbeigeführt, und er war sich nicht sicher, ob er jemals wieder zu überwinden sein würde.
Es ging schon auf die frühen Morgenstunden zu, als die Chaise schließlich vor dem Haus der Seagroves hielt. Lucas half Eve beim Aussteigen.
„Ich danke dir für den Abend, Lucas. Ich werde warten, bis du dich meldest.“
„Es tut mir leid. Ich möchte mich entschuldigen … auch für Maxines Verhalten.“
„Das war doch nicht deine Schuld“, erwiderte Eve. Die bedrückende Stimmung wollte sich jedoch
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