Ein sueßer Kuss als Antwort
völlig Fremde schien ihr entgegenzublicken. „Du hast ein Wunder vollbracht, Beth. Ich kann gar nicht glauben, dass ich das bin.“
„Unsinn. Du bist wunderschön, und jede Frau wird vor Neid erblassen, wenn du mit Lord Stainton auf dem Ball erscheinst.“ Insgeheim war Beth allerdings am meisten auf Lucas Staintons Reaktion gespannt.
Kurze Zeit später meldete man Lord Staintons Erscheinen. Eve atmete tief durch. „Wünsch mir Glück, Beth“, wisperte sie. „Ich kann es gebrauchen. Ich weiß gar nicht, wie ich diesen Abend überstehen soll. Bestimmt denken alle, Lucas heirate weit unter seinem Stand. Ich weiß, das sollte mir eigentlich egal sein … Erfreulicherweise werden wir London ja bald verlassen … und das Einzige, was wirklich zählt, ist, dass wir heiraten und die Kinder eine Familie haben, in der sie Schutz und Geborgenheit finden.“
„Natürlich werden die Leute reden“, erwiderte Beth lächelnd. „Das lässt sich nicht vermeiden. Ich wünschte, ich wäre dabei und könnte deinen großen Auftritt miterleben. Ganz London wird kein anderes Thema kennen als eure Verlobung.“
Beths Begeisterung übertrug sich auf Eve, deren bange Beklommenheit allmählich wich. Doch als sie Lucas entgegenging, der gerade die Halle betrat, war es mit ihrer Ruhe wieder dahin. Er trug ein Cape, dessen rubinrotes Futter einen eindrucksvollen Akzent setzte und den Blick auf seinen hervorragend geschnittenen schwarzen Abendfrack freigab, der perfekt mit dem weißen Rüschenhemd kontrastierte. Er sah umwerfend gut aus, elegant und männlich zugleich.
Auch Lucas verschlug es förmlich den Atem, als er Eve auf sich zukommen sah. Ihr Kleid, das von rötlichen Glanzlichtern durchsetzte Haar, die strahlenden Augen und ihre vollen Lippen – der Anblick verzauberte ihn. Die Gesichter der Gäste konnte er sich bereits lebhaft vorstellen, wenn er mit diesem zauberhaften Wesen auf Lord Gradwells Ball erschien.
Beth, die mit Argusaugen jede Regung in Lucas’ Gesicht beobachtet hatte, seufzte erleichtert auf. Sie sah, wie sich seine Züge verwandelten, als er Eves ansichtig wurde. Seine sonst so steinerne Miene wurde weich. Härte und Dominanz wichen einem Ausdruck der Bewunderung. Vielleicht haben die beiden doch ein paar Gemeinsamkeiten, dachte Beth. Zumindest sind sie ein schönes Paar. Manche Ehen wurden im Himmel geschlossen und manche … eben aufgrund eines Vermögens.
Ohne seinen Blick von Eve abwenden zu können, ergriff Lucas ihre Hand. „Sie sehen entzückend aus!“
Eve warf ihm einen verschmitzten Blick zu: „Danke, Mylord, dieses Kompliment kann ich zurückgeben.“
„Dürfte ich dann bitten?“ Sorgsam legte er ihr das Cape aus goldfarbenem Satin um die Schultern und geleitete sie hinaus zur Kutsche.
Als sich die Tür hinter den beiden schloss, lehnte sich Beth an die Schulter ihres Mannes. William legte beruhigend den Arm um sie.
„Mach dir keine Sorgen um Eve. Sie weiß, was sie tut … und ich bin überzeugt, bei Lord Stainton ist sie in guten Händen.“
„Deine Zuversicht ist sicher berechtigt, William. Wovor ich nur Angst habe, ist, dass Eve sich womöglich in ihn verliebt. Was dann …? Es würde ihr nur Kummer und Herzeleid bringen.“
„Beth! Die beiden sind erwachsen. Und Eve ist eine Frau, die weiß, was sie will. Ich bin mir sicher, alles wird sich zum Besten wenden.“
Eve ließ sich auf die ledergepolsterte Sitzbank der Kutsche sinken. Die goldene Abendsonne tauchte Dächer und Bäume in rötlichen Glanz, und selbst Lucas’ Züge wirkten weich und freundlich. Eve beschloss, ihrer bisherigen Anspannung zum Trotz, den Abend zu genießen.
„Wie geht es Alice?“, erkundigte sie sich. „Hat sie sich eingewöhnt?“
Lucas nickte. „Ohne größere Probleme. Sie wächst und gedeiht. Sophie und Abigail vergöttern sie.“
„Sieht sie eigentlich ihrer Mutter ähnlich?“ Eve war sich bewusst, dass sie eine heikle Frage stellte.
Prompt verdüsterten sich Lucas’ Züge. „Gott sei Dank kommt sie mehr nach Stephen.“
„Ich freue mich darauf, die Kinder wiederzusehen. Ich vermisse sie schrecklich“, bekannte Eve. „Übrigens – ich habe mich nach einer geeigneten Person umgehört, die Sarah unterstützen könnte. Beths Zofe hat eine Schwester, die sich für diese Anstellung interessiert. Miriam Clegg. Sie hat bereits als Kinderfrau gearbeitet.“
Lucas lächelte. „Bei Angelegenheiten dieser Art vertraue ich ganz auf Ihr Urteil, Eve. Wenn das Mädchen Ihnen geeignet
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