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Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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dem » VERBOTEN ! Kein Zutritt« stand. Stattdessen beobachtete sie ihn, und sie bemerkte manches. Nein, dachte sie, wenn du ein Kind so früh von seiner Mutter wegnehmen willst … Sie verlor den Kampf und verlor ihren Sohn; der danach höflich und umgänglich war, wenngleich oftmals ungeduldig.
    Soweit sie sehen konnte, war er in der Grundschule gut, in Eton jedoch verschlechterten sich seine Zeugnisse. »Er findet nicht leicht Freunde.« – »Ein Einzelgänger.«
    Einmal, in den Ferien, hatte sie ihn in eine Position manövriert, aus der er nicht so leicht entkommen konnte, denn er wich direkten Fragen und Situationen gerne aus, und sie fragte: »Sag mal, Jolyon, hast du manchmal Schwierigkeiten, weil ich Deutsche bin?«
    Sein Blick schien zu flackern und wollte ihr ausweichen, aber dann sah er sie mit seinem breiten, höflichen Lächeln an und sagte: »Nein, Mutter, warum denn?«
    »Ich habe mich nur gefragt, weiter nichts.«
    Sie fragte Philip, ob er mit Jolyon »sprechen« könne, was natürlich hieß: Bitte ändere ihn, er bricht mir das Herz.
    »Er lässt sich nicht in die Karten sehen«, war die Antwort ihres Ehemanns.
    Im Grunde erledigten sich ihre Sorgen durch die bloße Tatsache, dass er nach Eton ging, denn das Gewicht dieser Tatsache war Garant für ausgezeichnetes Niveau und für Erfolg. Sie hatte ihren Sohn – ihr einziges Kind – dem englischen Erziehungssystem ausgeliefert und erwartete als Quidproquo, dass Jolyon sich gut entwickeln würde, wie sein Vater. Und dass er entsprechend in seine Fußstapfen treten würde, wahrscheinlich als Diplomat.
    Als Philips Vater starb und bald darauf seine Mutter, wollte er in das große Haus in Hampstead ziehen. Es war das Haus der Familie, und er, der Sohn, würde dort wohnen. Julia mochte das kleine Haus in Mayfair, das so leicht zu bewirtschaften und sauber zu halten war, und wollte nicht in dem großen Haus mit den vielen Zimmern wohnen. Aber letztlich lief es darauf hinaus. Niemals setzte sie Philips Willen den ihren entgegen. Sie stritten nicht. Sie kamen zurecht, weil sie nicht auf ihren Wünschen bestand. Sie benahm sich, wie sie es bei ihrer Mutter gesehen hatte, die stets ihrem Vater nachgab. Eine Seite musste eben nachgeben, und es spielte keine große Rolle, welche. Das Wichtigste war der Familienfrieden.
    Die Möbel aus dem kleinen Haus, die größtenteils aus dem Elternhaus in Deutschland stammten, waren mühelos in dem Haus in Hampstead unterzubringen, wo Julia nicht annähernd so oft Gäste empfing, obwohl dort so viel Platz für alles war. Zum einen war Philip kein wirklich geselliger Mensch: Er hatte den einen oder anderen engen Freund und traf sich mit ihnen oft allein. Julia nahm indessen an, dass sie eben alt und langweilig wurde, weil sie die Partys nicht mehr so sehr genoss. Aber hin und wieder gab sie Dinner-Partys, und oft waren wichtige Leute da, und sie war froh, dass ihr alles so gut gelang und dass Philip stolz auf sie war.
    Regelmäßig fuhr sie zu Besuch nach Deutschland. Ihre Eltern wurden alt und freuten sich so sehr, ihre Tochter zu sehen, und sie mochte ihren Bruder, der jetzt ihr einziger Bruder war. Aber diese Besuche beunruhigten sie, machten ihr sogar Angst: Überall Armut und Arbeitslosigkeit, die Straßen waren voller Kommunisten und dann voller Nazis, und Banden zogen umher. Dann kam Hitler. Die von Arnes verabscheuten die Kommunisten und Hitler gleichermaßen und glaubten, dass diese beiden unangenehmen Phänomene einfach wieder verschwinden würden. Das sei nicht ihr Deutschland, sagten sie. Es war ganz bestimmt nicht das Deutschland, an das Julia sich erinnerte, vorausgesetzt, dass sie die gemeine Gerüchteküche während des Krieges vergaß. Eine Spionin sei sie, hatte man gesagt. Die ernst zu nehmenden Leute natürlich nicht, die gebildeten Leute … doch, ja, es hatte den einen oder anderen gegeben. Sie stellte fest, dass sie nun nicht mehr so gerne nach Deutschland fuhr, und als ihre Eltern starben, fiel es ihr nicht schwer, ihre Besuche einzustellen.
    Die Engländer jedenfalls waren vernünftige Menschen, dieser Meinung war sie durchaus. Es war unvorstellbar, dass man hier Straßenschlachten zwischen Kommunisten und Faschisten zuließ – ja, es gab ein paar Raufereien, aber man musste nicht übertreiben, so etwas wie Hitler gab es nicht.
    Aus Eton kam ein Brief, in dem stand, dass Jolyon verschwunden sei und eine Notiz hinterlassen habe, in der stehe, er ziehe in den Spanischen Bürgerkrieg, gezeichnet

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