Ein süßer Traum (German Edition)

Vielfalt von Aspekten zu vereinfachen und auf ideologisch verwertbare Argumente zu reduzieren.
    Die Feminismus-Debatte lebte etwa zeitgleich mit dem Erscheinen von
Ein süßer Traum
noch einmal auf, weil sich Doris Lessing die Provokation erlaubt hatte, öffentlich zu behaupten, Männer und Jungen würden mittlerweile systematisch eingeschüchtert und abgekanzelt. »Das gehört inzwischen zur Kultur. Es gibt in unserer Gesellschaft ein Vorurteil, das unbewusst wirkt: Mädchen sind wunderbar, Jungen sind schrecklich. Es tut sicher weh, wenn man als Junge oder junger Mann heranwächst und sich das anhören muss.«
    Die Diskussion über die Frage, ob sich Doris Lessing zur Antifeministin gewandelt hatte, beschäftigte die Feuilletons 2001 über Wochen. Doch dieses Etikett scheint ebenso unsinnig zu sein wie alle anderen, die man ihr seit den sechziger Jahren anzuheften versuchte. Die »Epikerin weiblicher Erfahrung« hat in ihrem Werk immer wieder jene Welt zum Thema gemacht, die sie als alleinerziehende Mutter, als – zeitweise – Kommunistin, als Intellektuelle, als Partnerin von Männern, als Schriftstellerin vorfand, und damit hat sie durchaus provoziert. Allein dieser Zugriff auf die Realität dürfte in hohem Maß und verdienstvoll dazu beigetragen haben, die Präsenz der weiblichen Lebens- und Geisteswelt in der öffentlichen Diskussion seit den sechziger Jahren zu befördern. Die Debatte, ob Doris Lessing als Feministin zu bezeichnen sei, ist somit müßig.
    »Mich beschäftigen Geschichten, nicht Themen. Und Etikettierungen kann ich nicht leiden«, sagt die Autorin, die immer darauf bestanden hat, als Geschichtenerzählerin unbeirrbar ihren Weg zu gehen und ihre Welt von Strömungen und Bewegungen möglichst freizuhalten. »Man kann sich beim Denken im schlimmsten Fall irren«, sagt sie. »Entscheidend ist aber, dass man selbstständig denkt.«
    Barbara Christ

Über Doris Lessing
    Doris Lessing wurde 1919 in Persien geboren und wuchs auf einer Farm im damaligen Südrhodesien auf. Mit dreißig Jahren kam sie nach London und veröffentlichte dort 1950 ihren ersten Roman. Ihr umfangreiches literarisches Werk macht sie zu einer der bedeutendsten zeitgenössischen Autorinnen. Im Hoffmann und Campe Verlag erschienen seit 1988 zahlreiche Werke, zuletzt ihre Romane
Die Kluft (
2007 ) und
Alfred und Emily
( 2008 ) sowie im Rahmen der Werkauswahl fünfzehn Titel, darunter
Das goldene Notizbuch, Unter der Haut, Das fünfte Kind
und zwei Erzählungsbände. Doris Lessing wurde 2007 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

Impressum
    Die Originalausgabe erschien 2001 unter dem Titel »The Sweetest Dream« im Verlag Flamingo/HarperCollins, London
     
    Copyright © 2001 by Doris Lessing
    Für die deutschsprachige Ausgabe
    Copyright © 2003 by Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg
    Covergestaltung: sander köhn wehrmann
    Foto: getty images/David Sacks
    ISBN 978-3-455-81216-9
     
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