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Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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oder Konstellationen aus ihrem Leben verarbeitet. Einige dieser Motive durchziehen ihr Werk über Jahrzehnte und sind außerdem in den genannten autobiografischen Texten gespiegelt, in denen die Autorin rückblickend und mit Anspruch auf Authentizität konkret aus ihrem Leben erzählt.
    Entscheidend für Doris Lessing ist die Wandlung, die sich am autobiografischen Material im Prozess der Verarbeitung zu Literatur vollzieht. Auf die Frage nach der Beziehung von autobiografischen und frei erfundenen Elementen in der Literatur antwortet Doris Lessing schon 1988 : »Ich glaube nicht, dass Sie jemals einen Schriftsteller finden werden, der bei dieser Frage nicht seufzt, denn für uns ist sie vollkommen belanglos. In gewissem Sinne
muss
natürlich alles autobiografisch sein; andererseits aber kann man auch sagen, dass die Werke gar nicht autobiografisch sind, denn sobald man anfängt, etwas aufzuschreiben, verwandelt es sich in etwas anderes.« Doris Lessing reflektiert dieses Problem eingehend in
Unter der Haut
, wo sie zwischen der Arbeit einer Schriftstellerin und der einer Chronistin unterscheidet. Erstere müsse sich nicht an die faktische Wahrheit halten, wohl aber die Atmosphäre treffen, das »Gefühl der Zeit« – und somit sei ein Roman letztlich »wahrer« als ein autobiografischer Text, in dem die Chronistin versucht, sich an die Tatsachen zu halten. Doris Lessing unterscheidet also zwischen faktisch und atmosphärisch Autobiografischem, zwischen Tatsache und Geist.
     
    Woher rührt nun der Bezug, den die Autorin in der zitierten Vorbemerkung zwischen
Ein süßer Traum
und dem dritten Band ihrer Autobiografie herstellt? Nach dem Erscheinen von
Unter der Haut
und
Schritte im Schatten
war Doris Lessing Ende der neunziger Jahre damit konfrontiert, dass ihre Verleger und ihr Publikum eine Fortsetzung der Autobiografie erwarteten. Die beiden ersten Bände hatten begeisterte Aufnahme gefunden, und die Leser wünschten sich, mehr zu erfahren. Darauf angesprochen sagt Doris Lessing 1999 im Interview: »Ich kann diesen dritten Band nicht ohne Weiteres schreiben. In den sechziger Jahren war ich lange Zeit so eine Art ›Haus-Mutter‹ für jede Menge Teenager, die große Probleme hatten. Die sind jetzt alle in den mittleren Jahren, und es wäre nicht fair, sie bloßzustellen. Die Lösung wäre ein Buch, in dem es um allgemeine, soziale Gegebenheiten geht und nicht um persönliche Dinge.« Entsprechend argumentiert Doris Lessing auch in der Vorbemerkung zum Roman
Ein süßer Traum
, der zur Zeit des erwähnten Interviews wohl in Arbeit gewesen sein muss: Einen dritten Teil der Autobiografie wird es nicht geben, weil »verletzliche Menschen« sich gekränkt fühlen könnten, wenn sie sich in einem autobiografischen Bericht aus den sechziger Jahren wiederfänden. Man dürfe die Handlung beziehungsweise das Personal des Romans demnach nicht mit realen Begebenheiten oder lebenden Personen verwechseln, wie Doris Lessing auch nach der Veröffentlichung von
Ein süßer Traum
immer wieder betont hat: »Es gibt hier keine Parallelen zu wirklichen Personen (…) Ich hoffe, es ist mir gelungen, den Geist der sechziger Jahre einzufangen.« Auch hier unterscheidet sie also wieder zwischen Faktischem und Atmosphärischem.
     
    Inwiefern sich der Roman
Ein süßer Traum
bei allem Abstand zu Doris Lessings persönlicher Lebenswelt aus ihren Erfahrungen der sechziger Jahren speist, wird ersichtlich, wenn man ihre Äußerungen zu dieser Zeit betrachtet. Immer wieder hat sie ihre damalige Situation als die einer »Haus-Mutter« oder »Erd-Mutter« bezeichnet – ein Phänomen, das offenbar recht verbreitet war. »Es beeindruckt mich immer noch, dieser
easy going way of life
, den es damals gab«, sagt die Autorin 2004 im Interview. »Da konnte ein junger Mensch auftauchen und sagen: Hi, ich bin Berti, und er durfte reinkommen und für Monate bleiben.« Auf die Frage, ob es für eine berufstätige Frau Mitte vierzig denn so erstrebenswert gewesen sei, neurotische Hippies im Teenageralter zu bemuttern, sagt sie an anderer Stelle: »Warum denn nicht? Ich wüsste nicht, warum sich das ausschließen sollte. Es war außergewöhnlich, ein Zeitphänomen.«
    Ganz unproblematisch scheint die Situation allerdings nicht gewesen zu sein, wie Doris Lessing auf den letzten Seiten von
Schritte im Schatten
beschreibt, denn die jungen Leute hatten mit durchaus ernsten Problemen zu tun: »Alle steckten in irgendwelchen Schwierigkeiten; sie waren

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