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Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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findet, dem gehört’s«, sagte sie. »Und ich habe sowieso etwas Nettes verdient, so sehe ich das.«
    Es kam zu einer Familiendiskussion.
    Rupert war zwar leitender Redakteur bei seiner Zeitung und wurde angemessen bezahlt, aber er wusste, dass er auch dann noch für Meriels Unterhalt aufkommen musste, wenn für Margaret einmal kein Schulgeld mehr fällig war (Frances bezahlte jetzt das Schulgeld für William).
    Colins intelligente Romane, die Rose Trimble »Eliteromane für das Bildungsbürgertum« genannt hatte, würden auch nur das Kind versorgen und Sophie, die als Schauspielerin oft Pause machte. Er gab so wenig für sich selbst aus, dass es kaum zählte. Frances war plötzlich wieder in der vertrauten Situation. Man hatte ihr eine Stelle angeboten; sie sollte mithelfen, ein kleines, experimentelles Theater zu führen: ihr Herzenswunsch, eine Menge Spaß, aber kaum Geld. Ihre zuverlässigen und seriösen Bücher, die jede Bibliothek im Land ankaufte, brachten hingegen gutes Geld. Sie würde dem Theater absagen und Bücher schreiben müssen. Sie schlug vor, dass sie die Ausbildung von Clever übernahm und Andrew die von Zebedee.
    Andrew hatte vor, eine Familie zu gründen, aber er verdiente so gut, dass er sicher war, Zebedee unterstützen zu können. Doch es entwickelte sich nicht so, wie er es erwartet hatte. Nach kaum einem Jahr war die Ehe brüchig, und sie würde bald geschieden werden, obwohl Mona schwanger war. Darauf sollte ein jahrelanges juristisches Gerangel folgen, aber als Andrew der eifersüchtigen Mutter Zeit abgerungen hatte, die er mit seinem Kind verbringen konnte, war das kleine Mädchen meistens bei ihrer Cousine Celia und teilte mit ihr das jeweilige Au-pair-Mädchen und die Aufmerksamkeit von Celias Daddy. Colin sei, so heulte Sophie auf, ein wunderbarer Vater, und sie sei so eine miese Mutter. (»Macht nichts«, plapperte Celia, wenn Sophie das sagte, »du bist so eine hübsche, leckerschmecker Mammi, das macht uns gar nichts aus.«)
    Wie konnte man alle unterbringen?
    Clever würde Andrews altes Zimmer bekommen und Zebedee Colins. Colin würde das Wohnzimmer zum Arbeiten benutzen. William hatte ein Zimmer auf der Etage von Frances und seinem Vater. Das Au-pair-Mädchen schlief in Sylvias altem Zimmer.
    Und die Wohnung im Souterrain? Auch dort wohnte jemand. Johnny wohnte dort.
    Frances war unterwegs zu einer Bushaltestelle gewesen, als sie hinter sich eilige Schritte hörte und: »Frances, Frances Lennox.« Sie drehte sich um und sah eine Frau, deren weißes Haar vom Wind zerzaust wurde, während sie versuchte, ihr Kopftuch festzuhalten. Frances kannte sie nicht … doch, natürlich: Das war die Genossin Jinny, von früher, und sie schnatterte: »Ach, ich war mir nicht sicher, aber doch, du bist es, na ja, wir werden alle älter, nicht, oje, ich musste einfach … Es geht um deinen Mann, weißt du, ich mache mir solche Sorgen um ihn.«
    »Ich habe meinen Mann vor nicht einmal fünf Minuten verlassen, da war er wohlauf.«
    »Oje, oje, wie dumm von mir, ich meinte Johnny, Genosse Johnny, wenn ihr beiden nur wüsstet, was ihr mir bedeutet habt, als ich jung war, diese Inspiration, die Genossen Johnny und Frances Lennox …«
    »Hör mal, es tut mir leid, aber …«
    »Ich hoffe, das kommt jetzt nicht ungelegen.«
    »Sag mir einfach, was los ist.«
    »Er ist so alt geworden, der arme alte Kerl …«
    »Er ist so alt wie ich.«
    »Ja, aber manche Leute halten sich besser als andere. Ich hatte einfach das Gefühl, du solltest das wissen«, sagte sie und rannte davon und winkte verängstigt, aber auch aggressiv zurück.
    Frances erzählte es Colin, der meinte, was ihn angehe, könne sein Vater sehen, wo er bleibe. Und was Frances anging, so wollte sie verdammt sein, wenn sie für Johnny die Scherben aufsammelte. Also blieb Andrew übrig, der für einen Nachmittag aus Rom vorbeikam. Er traf Johnny in einem passablen Zimmer in Highgate an, im Haus einer Frau, die er als rechtschaffen beschrieb. Johnny war ein gebrechlicher alter Mann mit wehenden silbrigen Haarsträhnen um eine glänzende weiße Glatze, ganz Pathos und Verletzlichkeit. Er freute sich, Andrew zu sehen, aber er wollte es nicht zeigen. »Setz dich«, sagte er. »Schwester Meg macht bestimmt Tee für uns alle.« Aber Andrew blieb stehen und sagte: »Ich bin hier, weil uns zu Ohren gekommen ist, dass du harte Zeiten durchmachst.«
    »Was man von dir nicht behaupten kann, wie ich höre.«
    »Glücklicherweise kann ich sagen, dass

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