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Ein süßes Abenteuer

Ein süßes Abenteuer

Titel: Ein süßes Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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ein sehr erfolgreicher Abend.
    Das fand Neville auch, allerdings aus anderen Gründen. Wenn ihn nicht alles täuschte, hatte Diana seine Gesellschaft wirklich genossen. Heute zahlte es sich aus, dass er als Kind so viel Zeit in der Töpferfabrik seines Großonkels verbracht und den langatmigen Vorträgen des alten Mannes aufmerksam zugehört hatte.
    Während er in Lady Jerseys Eingangshalle auf seine Kutsche wartete, kam Lord Burnside auf ihn zu, der vor längerer Zeit einmal mit ihm in einem parlamentarischen Ausschuss gesessen hatte.
    Lord Burnside warf ihm ein unerwartet herzliches Lächeln zu. “Fortescue! Das trifft sich gut. Ich wollte Sie schon den ganzen Abend sprechen, konnte Sie aber in dem Gedränge nicht finden. Wissen Sie, vergangene Woche hat mir Ihre Rede im Unterhaus, in der Sie die Not der Textilarbeiter und Bauern in den Midlands schilderten, sehr gut gefallen. Ich stimme Ihnen zu – wenn wir nicht rechtzeitig etwas unternehmen, wird in unserem schönen Land noch eine Revolution ausbrechen.”
    Da Neville große Achtung vor Lord Burnside hatte, erfreute ihn dessen Lob ganz besonders. “Sehr freundlich von Ihnen, Mylord”, bedankte er sich. “Mit den einflussreichen Männern im Parlament habe ich es mir verdorben, fürchte ich. Keinen von ihnen berührt das Leid der vielen Armen, die für uns arbeiten. Ich aber glaube, dass wir uns dringend bemühen müssen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Sonst drohen uns, wie Sie sagen, ähnliche Wirren wie in Frankreich nach 1789.”
    “Mutig und ehrenhaft gesprochen. Wenn Sie allerdings weiterhin zu Reformen aufrufen, werden Sie unter Umständen nie so weit aufsteigen, wie Sie es mit Ihren Fähigkeiten könnten.”
    “Ich tue nur, was ich für meine Pflicht halte.”
    “Schade, dass es nicht mehr Männer wie Sie gibt, Fortescue. Ich würde mich gerne noch länger mit Ihnen unterhalten, aber meine Kutsche fährt gerade vor. Gute Nacht, und bleiben Sie sich treu!”
    Verblüfft fragte sich Neville, was das alles zu bedeuten hatte. Normalerweise pflegte niemand ihn so überschwänglich zu loben, und außerdem kannte er Lord Burnside ja kaum. Wahrhaftig, in letzter Zeit nahm sein Leben eine sonderbare Wendung. Wenn er beispielsweise an seine neue Freundschaft mit Diana und an ihre gemeinsame Suche nach den vermissten Dienstmädchen dachte … Hoffentlich würde Jackson ihm bald etwas zu berichten haben.

3. KAPITEL
    W enige Tage später, als Neville die Hoffnung schon beinahe aufgegeben hatte, erhielt er per Boten eine kurze Nachricht von Jackson.
    “Ich habe wichtige Informationen für Sie. Treffen wir uns heute Nachmittag um drei Uhr in The Turk’s Head, dem Kaffeehaus in der Bruton Street. J.”
    Endlich! Am Abend zuvor hatte er Diana auf dem Ball der Cowpers sagen müssen, dass es noch keine Neuigkeiten gab. Zu diesem Zweck hatte er sie zu einem der ersten Tänze aufgefordert. Keinem Walzer, wohlgemerkt.
    “Mit jedem Tag, der vergeht, schweben die Mädchen in größerer Gefahr”, stellte sie fest.
    “Ich muss Jackson vertrauen”, erwiderte Neville, dem es in ihrer Gegenwart schwerfiel, sich zu konzentrieren. Je häufiger er sie traf, desto stärker erregte sie seine Leidenschaft. Sogar ihr gesunder Menschenverstand betörte ihn, besonders wenn er beobachtete, wie sie vor anderen Leuten die Frivole spielte. Nur ihm gegenüber legte sie diese Maske ab.
    Am vereinbarten Nachmittag begab er sich unauffällig gekleidet zu seinem Treffen mit Jackson. Er kannte The Turk’s Head vom Hörensagen, aber vornehme Gentlemen pflegten solche heruntergekommenen Orte nicht zu besuchen. Höchstwahrscheinlich würde ihn dort also niemand kennen. Gleich beim Eintreten entdeckte er Jackson an einem abgelegenen Tisch, vor sich eine Tasse Kaffee.
    Sobald Neville Platz genommen und ebenfalls einen Kaffee bestellt hatte, begann der Ermittler mit seinem Bericht, dem er einen warnenden Hinweis vorausschickte. “Dieser Fall wird schwieriger werden, als ich dachte. Von einem meiner Informanten habe ich gehört, dass es zwei Freudenhäuser gibt, die auf Wunsch Jungfrauen anbieten. Zumindest ein Teil dieser Mädchen wurde gegen ihren Willen dorthin verschleppt. So weit, so gut. Aber danach stieß ich gegen eine Mauer des Schweigens. Mein Informant weigerte sich, mir die Namen der Entführer oder ihrer Kunden zu nennen, weil er buchstäblich um sein Leben fürchtete. Nur eines steht fest: In dieses schmutzige Geschäft sind eine Reihe hoher Persönlichkeiten verwickelt.

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