Ein süßes Früchtchen: Wo Träume wahr werden (German Edition)
ich, das sei genug, damit meine Mutter uns ein Haus und alles andere, was wir brauchten, kaufen konnte. Ich dachte, jetzt würde ich für sie ein Held sein.“
Endlich sah er Alexis wieder an, und sein Blick verriet den Kummer. „Weißt du, was sie mit dem Geld gemacht hat?“
Sie schüttelte den Kopf. Ihr Herz zog sich bereits zusammen, vor Mitgefühl über das, was er ihr gleich erzählen würde.
Er verzog das Gesicht zu einem bitteren Grinsen. „Sie kaufte sich ein neues Kleid, ging aus und kam nach Mitternacht mit einem Kerl zurück, der nicht besonders glücklich darüber war, am nächsten Morgen ein Kind in der Wohnung zu entdecken.“
„Oh Jackson …“ Alexis schluckte, da ihre Kehle wie zugeschnürt war und es ihr nicht gelang, ihr Bedauern in Worte zu fassen. So sehr ihr Onkel auch in seiner eigenen Welt gelebt hatte, sie war wenigstens mit einem Gefühl der Sicherheit aufgewachsen. Sie konnte sich nur vorstellen, wie schrecklich es für Jackson gewesen sein musste.
„Das war die erste von vielen Lektionen, die ich durch meine Mutter gelernt habe“, erklärte er. „Als ich sechzehn wurde und einen Job nach der Schule fand, beschloss meine Mutter, dass ich fortan für mich selbst sorgen könnte, während sie einem reichen Kerl nach Louisiana folgte. Sie überließ mich mir selbst. Monatelang hatten wir keinen Kontakt, und als sie mich schließlich anrief, sagte sie mir, wie leid es ihr tue, dass sie mich allein gelassen hatte und dass sie so eine schlechte Mutter sei. Und natürlich bat sie um Geld. Wie ein Dummkopf gab ich es ihr, in der Hoffnung, dass diesmal alles anders würde, was nie der Fall war. Sie brauchte mich nur für eines, mein Geld, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Alles, was ich je von ihr wollte, war ihre Liebe und Anerkennung, statt ausgenutzt zu werden.“
Ein Wangenmuskel zuckte in seinem Gesicht. „Jedes Mal, wenn ich die Vergangenheit loslassen will und jemandem zu vertrauen beginne, erlebe ich einen neuen Reinfall. Dabei sollte ich aus den Erfahrungen mit meiner Mutter und meiner Exverlobten doch gelernt haben.“
Er „lernte“ nicht, weil er ein guter, aufrichtiger Mann war, der an das Gute im Menschen glauben wollte. Und Alexis’ Meinung nach war das eine bewundernswerte, kostbare Eigenschaft. Obwohl er nach außen stark und unbekümmert wirkte, besaß Jackson einen sehr verletzlichen Kern. Der Schmerz, den sie in seinem Gesicht gesehen hatte, zeigte die tiefen emotionalen Wunden, die er erlitten hatte, und weckte in ihr Mitleid für alles, was er durchgemacht hatte.
„Dies sind meine Erinnerungen“, erklärte er. „Von der Kindheit bis heute. Es sind keine sehr erfreulichen Erinnerungen, nicht wahr?“
Das konnte sie kaum bestreiten. „Nein, das sind sie nicht“, flüsterte sie.
Er betrachtete sie eine Ewigkeit, wie ihr schien. Das Mondlicht erhellte seine männlichen Gesichtszüge, die eine Mischung aus Wut, Frustration und Begierde widerspiegelten. Das Letzte verstand sie am besten, weil sie es ebenfalls empfand.
Doch dann schüttelte er unvermittelt den Kopf und stand auf, als würde ihm erst jetzt klar werden, was er alles von sich erzählt hatte. „Ich gehe duschen“, verkündete er schroff und verschwand über die Kajütstreppe nach unten.
Alexis zog ihre Beine fester an die Brust und legte das Kinn auf die Knie. Sie fragte sich, ob das, was Jackson ihr gerade über sich erzählt hatte, etwas mit seiner Fantasie zu tun hatte. Ob es sein Wunsch war, um seiner selbst willen gemocht zu werden, statt für seinen Besitz. Angesichts seiner Erfahrungen mit Frauen war das wahrscheinlich. Doch wusste sie es nicht genau und hatte kein Recht, weiter zu bohren. Sie konnte nur Vermutungen anstellen.
Sie biss sich auf die Unterlippe und überlegte, was sie tun sollte – Jackson in Ruhe lassen oder ihm nach unten folgen. Rasch traf sie eine Entscheidung und folgte dem sanften Lichtschein aus der Kombüse. Diesmal würde sie nicht zulassen, dass er ihr wieder aus dem Weg ging. Sie wollte ihm seine schmerzlichen Erinnerungen nehmen und durch schöne ersetzen. Dann würde er auch etwas mitnehmen können, wenn sie diese Insel wieder verließen.
Nachdem er hastig T-Shirt und Badehose ausgezogen hatte, trat Jackson in die kleine Duschkabine. Er legte die Handflächen an die Kunststoffbordwand, hielt den Kopf unter den Duschstrahl und ließ sich von dem lauwarmen Wasser das Meersalz aus den Haaren und von der Haut spülen. Er wünschte, die
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