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Ein sueßes Stueck vom Glueck

Ein sueßes Stueck vom Glueck

Titel: Ein sueßes Stueck vom Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Florand
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denn jetzt? Er hatte das schon einmal erwähnt. »Ich auch, würde ich sagen. Corey ist eigentlich keine große Stadt. Es ist eine Art Vorort.«
    Sylvain schaute sie nüchtern an. »Wenn du in einem Vorort aufgewachsen bist, dann ist das einer wie St-Germain-des-prés, der nicht einmal wirklich diese Bezeichnung verdient. Ich bin in Créteil aufgewachsen.«
    »Und wie war Créteil so?« Cade fragte vorsichtig, denn offenbar war ihr irgendwas entgangen.
    Er zuckte mit den Schultern. » L’example classique . Schlechte Schulen, Drogen, Gewalt, keine Jobs, keine Perspektiven, kein Geld, kein Ausweg. Dort wurden mit schöner Regelmäßigkeit Autos angezündet. Aber die Sache war die: Nicht jeder war so. Man musste sich seinen Weg durch das Image kämpfen, das die Leute von deinem Leben hatten, und etwas anderes werden. Das versuche ich Malik ins Gedächtnis zu rufen.«
    Cade starrte ihn an. Sie hätte nie gedacht, dass dieser schmale, elegante Mann mit diesen Händen, die rohe Zutaten in etwas Schönes verwandeln konnten, mit seiner unerschütterlichen Arroganz in Bezug auf seine Kunst, mit seinem schönen, perfekten Französisch, das ihren Akzent so peinlich unbeholfen und amerikanisch klingen ließ, mit seiner Leidenschaft, mit seinem dezenten, aber klaren Gespür für Stil, mit seiner Art, mit der er meist so zivilisiert die Kontrolle über seinen Gesichtsausdruck zu wahren vermochte … sie hätte niemals gedacht, dass er von woanders als aus einem kultivierten, eleganten Milieu stammen könnte.
    »Du weißt nicht, wie seltsam das in meinen Ohren klingt«, sagte er, »dass du dich für Mittelklasse hältst.«
    Okay, vielleicht hatte sie da etwas übertrieben. Cade spürte, wie sie bei dem Gedanken, wie das rübergekommen sein musste, rot wurde.
    »Aber jetzt hast du Geld«, betonte sie. »Bestimmt.« Sie sah die Leute, die vor seinem Laden Schlange standen, und sie konnte mit hundert Euro pro Kilo gut rechnen. Sie war gut im Berechnen von Gewinn-Margen.
    »Natürlich. Ich habe alles, was ich brauche. Aber es ist nicht mal im Ansatz dieselbe Einkommensliga. Mit Schokolade wird man nicht zum Multimilliardär, weißt du.«
    Cade starrte ihn an, bis klar war, dass sie es aussprechen musste. Vorzugsweise, indem sie es Stück für Stück in seinen Kopf hämmerte. »Nein, das weiß ich nicht«, sagte sie stattdessen in einem Ton, den sie für vorbildlich milde hielt.
    »Mit richtiger Schokolade«, korrigierte er sich selbst.
    Sie biss die Zähne zusammen. »Hast du jemals ernsthaft darüber nachgedacht, wie viel Geld mehrere Millionen sind?« Wenn er erst mal vernünftig darüber nachdachte, konnte sie ihn vielleicht doch dazu bringen, sie als diejenige zu akzeptieren, die in seinem Namen eine Schokoladenlinie entwickelte. Sie würde wetten, dass ihr das in Europa wirklich einen soliden Marktanteil verschaffen würde. Und sie könnte die europäische Niederlassung von Paris aus leiten …
    »Nicht wirklich«, sagte er. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendetwas, das ich kaufen kann, mein Leben verbessern könnte.«
    Wo w , war alles, was sie denken konnte. Er hatte das so ruhig gesagt, so leichthin, als ob er sein Leben wirklich so gut eingerichtet hätte, gut genug, dass er keine Zeit darauf verwandte, andere Leute um größeren Reichtum oder Besitz zu beneiden. Das gab es so selten im Leben.
    Er zögerte, öffnete den Mund, dann schloss er ihn wieder.
    »Kommt dir gerade etwas in den Sinn?«, sagte sie trocken.
    »Ich – glaube nicht, dass ich es kaufen könnte«, sagte er langsam. Dann grinste er plötzlich, ein kleines, schnelles Grinsen, das sie wie ein Blitz durchfuhr und glanzvolle Spuren der Freude in ihren Gefühlen hinterließ.
    »Oder wenn ich es kann, dann mit etwas, wovon ich reichlich habe.«
    Und das hieß jetzt was? Er wollte etwas, das er mit Schokolade kaufen konnte?
    Tief in ihr rührte sich eine seltsame Hoffnung, aber sie schob sie sofort zur Seite, so nachdrücklich sie nur konnte. Denn sie konnte mit Schokolade gekauft werden, oder zumindest stark in Versuchung geführt werden.
    Sie setzten ihren Weg durch die Jahrhunderte der Geschichte fort, zwischen dem Palais du Louvre und dem alten Bahnhof des Musée d’Orsay, vorbei an Pomp und Glanz des Pont Alexandre III. mit seinen goldenen Statuen und verzierten Kandelabern, die Cade das Gefühl gaben, sie trüge eine Tournüre und geknöpfte Stiefel und stiege gerade vor der Oper aus einer Kutsche. Twingos und Smarts und Porsches kamen an ihnen

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