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Ein sueßes Stueck vom Glueck

Ein sueßes Stueck vom Glueck

Titel: Ein sueßes Stueck vom Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Florand
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aufgestützt, und starrte mit gesenktem Kopf auf den Marmor. Er schien sich nicht zu rühren oder irgendetwas zu tun. Er hatte nicht einmal seine weiße Jacke, seine Kochmütze oder seine Schürze an; sie hatte ihn nie zuvor in seinem eigenen Laboratoire so gleichgültig im Hinblick auf professionelles Auftreten gesehen.
    Eine große Welle der Erleichterung durchlief sie, und mit ihr der Wunsch, sich in seine Arme zu werfen und ihn so fest zu umarmen, wie sie konnte.
    Dann hob er den Kopf, und ihre Blicke trafen sich.
    Er war wütend.
    Er war so wütend, dass dagegen seine Empörung über seinen Namen auf Corey-Riegeln nur wie eine beiläufige Unmutsäußerung über eine Geringfügigkeit erschien. Richtig betrachtet war es das vielleicht auch nur gewesen.
    »Vermisst du etwas?«, fragte er, jedes Wort klar und präzise artikuliert, als ob Zorn zu einer Art intellektuellem Diamanten kristallisieren könnte. In Frankreich war das wahrscheinlich möglich.
    »Meinen … Pass.« Ihn hier zu suchen schien plötzlich keine so lächerliche Idee mehr zu sein.
    Er langte in die Gesäßtasche seiner Jeans, zog ihn heraus und warf ihn auf den Marmor. In dem ansonsten reglosen Laboratoire hallte das Klatschen des Passes laut wider.
    »Ich wusste, dass du das tun würdest«, sagte er sehr leise, sodass es selbst in der gedämpften, ungewöhnlichen Stille des lauschenden Laboratoire kaum zu hören war. »Ich wusste, dass du mir nichts dir nichts ins Flugzeug springen und verschwinden würdest, wenn es dir in den Sinn käme. Auf diese Weise musstest du es mir zumindest ins Gesicht sagen.«
    »Ich wollte dich anrufen«, setzte sie an, hielt aber inne angesichts der Zorneswallung, die ihre Worte hervorriefen. Er hob seine andere Hand vom Marmor, und heraus fiel, zu einem Nichts zerknüllt, die Visitenkarte mit eben diesem Versprechen.
    »Merci«, sagte er, das ci am Ende des Wortes schneidend wie ein Schwert. Der Fluch folgte ihm wie ein polternder Rammbock: »Va te faire foutre.«
    »Nein, du verstehst das nicht.« Sie ging auf ihn zu und griff nach seinem Arm.
    Er zog ihn fort, als ob sie ein Opfer der Pest sei.
    Okay, das beantwortete zumindest eine Frage: Es machte ihm etwas aus. Andererseits war gerade alles den Bach runtergegangen.
    »Es ist ein Notfall. Total Foods hat gerade ein feindliches Übernahmeangebot für Devon Candy abgegeben. Weißt du, was das bedeutet?«
    Er sah sie mit angespanntem Kiefer an. »Nein.«
    Was nicht überraschte, da sie noch immer nicht wusste, wie es auf Französisch hieß. »Wir können Devon Candy nicht Total-Foods überlassen. Das geht nicht. Wir müssen uns was einfallen lassen.« Selbst jetzt, wo sie das sagte, arbeitete ein Teil ihres Hirns weiter: Sie hatten drei Milliarden Cash-Reserven. Das Total Foods-Angebot betrug 17,6 Milliarden und war wahrscheinlich nicht ihr letztes Gebot. Die Finanzierung kam möglicherweise von …
    »Das ist wichtiger für dich als …« Sylvain beherrschte sich und brachte sich selbst mit einer schneidenden Geste zum Schweigen.
    Sie zögerte und versuchte, darüber nachzudenken; sie versuchte, sich darüber klar zu werden, welche Auswirkungen ihre Worte haben könnten, ehe sie sie aussprach. Er hatte sich selbst unterbrochen. Aber er hatte die Frage schon halb gestellt, ehe er sie überdacht hatte, daher stand sie im Raum. »Willst du sagen, ich muss wählen? Dass ich entweder Cade Corey von Corey Chocolate sein kann oder deine …« Seine was? »… hier, bei dir sein kann, aber nicht beides?«
    Sein Kiefer war so angespannt, die Klarheit seines Profils war herzzerreißend, wie ein Kunstwerk, das sie gerade zerstört hatte. »Ich bin hier. Du reist in die Vereinigten Staaten. Dazwischen ist ein großer Ozean.«
    Sie rieb sich mit dem Finger zwischen den Augenbrauen; sie hatte zu viel Adrenalin im Blut, um zu weinen, sie spürte nur Druck und Beklommenheit. »Ich muss jetzt dringend los. Wirst du …?«
    Würdest du bitte nicht losgehen und eine dieser hübschen Pariserinnen in deinem Laden aufreißen – wirst du auf mich warten?
    Wer hatte das Recht, jemandem diese Frage zu stellen, den man erst wenige Tage kannte? War sie verrückt geworden? Was war da zwischen ihnen? Sie war sich immer noch nicht ganz sicher, ob er nicht irgendetwas mit Chantal hatte. Wenn sie also nicht einmal sicher wusste, ob sie eine monogame Beziehung hatten – von weniger als zwei Wochen Dauer, in denen der Fokus ihrer Beziehung sexueller Natur gewesen war –, wie konnte sie ihn dann

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