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Ein sueßes Stueck vom Glueck

Ein sueßes Stueck vom Glueck

Titel: Ein sueßes Stueck vom Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Florand
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amerikanische Tugend – the pursuit of happiness .« Er sprach die Wendung auf Englisch aus, mit seinem eigenwilligen R und einem gehauchten H. »Man kann es nicht einmal gut ins Französische übersetzen.«
    »Auf Französisch klingt es nicht nach einem Ideal; es klingt selbstsüchtig«, erwiderte sie. »Das ist der Grund. Die Leute sind von mir abhängig.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass du dich völlig unverantwortlich verhalten sollst.« Aber sie hatte sich so verhalten. Interessant, wenn man bedachte, dass sie so klar dagegen war, sich unverantwortlich zu verhalten. Er streckte die Hand nach ihr aus, mit einem zärtlichen, einladenden Lächeln. »Auch wenn ich persönlich nichts dagegen habe, wenn du in mein Geschäft einbrichst und deinen Namen überall hinschmierst und das Risiko eingehst, verhaftet zu werden.«
    »Wahrscheinlich habe ich damit mein Budget für unverantwortliches Betragen für die nächsten zwanzig Jahre aufgebraucht«, murmelte sie sichtbar niedergeschlagen.
    Sylvains Magen verkrampfte sich. »Sag das nicht. Ich bin derjenige, der en banlieue aufgewachsen ist, und du bist diejenige, die sich aufführt, als ob du ein Opfer der Verhältnisse wärest und deine Träume nicht verwirklichen könntest. Cade, du scheinst Europa gar nicht einkaufen oder leiten zu wollen. Vielleicht spielst du ja nur, aber ich könnte schwören, dass du furchtbar gern in meinem Laboratoire bist, du tauchst liebend gern mit allen Sinnen in die Dinge ein. Du musst eine Hälfte von dir ausschalten, wenn du dich auf die Firma und das Finanzielle konzentrierst.«
    Und das war die Hälfte, die von so viel Freude und Leidenschaft erfüllt war. Wenn sie nicht um seinetwegen in Paris bleiben konnte, dann gewiss seiner Schokolade wegen.
    Sie sah ihn lange an. Dann schaute sie auf die breite Marne hinaus. »Mein Großvater ist zweiundachtzig Jahre alt.«
    »Ah.« Dazu konnte er nichts sagen. Er konnte ihr sagen, sie solle Paris – ihn – einem Leben als elende Massenproduzentin von merde vorziehen, aber er konnte ihr nicht sagen, dass sie ihn über jemanden stellen sollte, den sie liebte.
    Selbst wenn sie es eines Tages zuließe, ihn zu lieben, konnte er das nicht von ihr verlangen – sich zwischen ihm und einem Menschen zu entscheiden, den sie von Geburt an liebte.
    »Und – ich kann so vieles machen. So viel.« Sie sagte das, als ob es ein Fluch sei und kein Segen. »Ich kann Menschen retten. Ich kann Leben verändern. Ich kann die Arbeitsbedingungen ganzer Länder beeinflussen. In Paris mit Schokolade zu arbeiten – darin bin ich nicht gut. Ich könnte damit niemandes Leben verbessern. Ich – liebe es bloß. Aber es nützt niemandem außer mir.« Sie klang für einen Moment erschöpft.
    »Hast du jemals etwas nur für dich getan?«
    Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen, als ob die Frage sie verwunderte. Er konnte förmlich sehen, wie sie ihr Hirn zermarterte, um etwas zu finden, das eine hinreichende Antwort war. »Ich bin in deine Chocolaterie eingebrochen«, sagte sie schließlich.
    »Ich denke, das hat schon ganz gut funktioniert«, sagte er mit einem leichten Grinsen. »Vielleicht solltest du es ein Weilchen damit versuchen. Hör auf, über all das nachzudenken, was du tun könntest oder tun solltest. Genieße einfach mal das, was du gerade tust. Du darfst bestimmt auch ein paar Jahre lang einfach so leben, wie es dich glücklich macht.« Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter, schaute aufs Wasser und sagte nichts.
    Eine ganze Weile später nahm sie den Kopf zurück, um zu ihm aufzuschauen, und ihr Haar fiel ihr über das Gesicht: »Führst du das Leben, das dich glücklich macht?«
    Er sah auf ihr Gesicht hinab, das blass war im Dunkeln, spürte ihr Gewicht gegen sich gelehnt, seine Wärme suchend. Das Einzige, was er in diesem Augenblick vermisste, war die Gewissheit, dass er dies festhalten konnte.
    »Ah, oui.« Er strich das Haar zurück, das über ihrem Mund lag, so wie er es schon am allerersten Morgen in der Bäckerei hatte tun wollen. »Je suis très content.«

26
    Cade, die noch unter den Nachwirkungen der Familienfeierei litt, verfluchte an diesem Montagmorgen in ihrer Wanne gerade die Handbrause, als ihr Telefon wie verrückt zu brummen begann. Zur selben Zeit verwandelte sich ihr Laptop förmlich in ein Glockenspiel, während er einen Signalton nach dem anderen als Zeichen des Eingangs mehrerer Mails von sich gab. Der Anrufbeantworter sprang an und das Telefon fing schon wieder an zu summen, kaum dass

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