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Ein sueßes Stueck vom Glueck

Ein sueßes Stueck vom Glueck

Titel: Ein sueßes Stueck vom Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Florand
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Abdruck ihrer Zähne in der Ganache, die innen so dunkel war wie außen.
    Als sie auf die Straße trat, sah sie ihn in Jeans und Jacke vor der Tür zu seinem Laboratoire stehen, wo er mehreren, mit Hightech-Kameras, Mikrofonen und Aufnahmegeräten bewaffneten Menschen offensichtlich ein Interview gab.
    »… verzweifelt.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich kann ihre verzweifelte Leidenschaft für gute Schokolade verstehen«, hörte sie ihn sagen. Aller Gedanken und Gefühle zum Trotz, die sie zu ihm geführt hatten, führte die Begegnung mit ihm wie immer dazu, dass sie sofort in Rage geriet.
    Und im Moment gab er gerade ein sehr klägliches Opfer für diese Wut ab: Er war unrasiert, das Haar zerzaust, seine Augen waren vom Schlafmangel gerötet, wie sie selbst es von vielen nächtelangen Sitzungen über brennenden Corey-Problemen kannte. Trotzdem sexy. Sie konnte wetten, dass er auf den Bildern in der Zeitung gut aussehen würde – ausgezehrt nach den Angriffen eines fiesen multinationalen Konzerns, aber immer noch die Verkörperung des Ideals französischen Sex-Appeals. Fieberhaft überlegte sie, wodurch sie ihr eigenes Image auf solchen Bildern verbessern könnte, aber sie wusste, dass sie in dieser Hinsicht ziemlich schlechte Karten hatte. Egal, ob sie gut, schlecht, stark oder schwach aussah, sie war in diesem Stück einfach der Schurke. Sie versuchte, wieder ins Haus zu schlüpfen, bevor die Journalisten sie entdeckten, aber die Tür war hinter ihr ins Schloss gefallen.
    Es würde ein paar Sekunden dauern, bis sie den Code eingegeben hätte. Wenn sie mitbekamen, wie sie in ihr Apartment zurückhuschte und sie dort in die Enge trieben, würde sie sich dort auf unbestimmte Zeit verkriechen müssen. Das wäre mit Sicherheit die größte aller Niederlagen: in ihrem Pariser Apartment in der Falle zu sitzen, voller Angst, die Wohnung zu verlassen, und sich nur durch das Futtern von Corey-Riegeln am Leben zu halten.
    In der Hoffnung, unentdeckt zu bleiben, hastete sie zur nächsten Ecke. Wie intensiv hatten diese Menschen wohl ihr Foto betrachtet? Sie gehörte nicht zu denen, die auf der Straße sofort erkannt wurden, und ihr Äußeres war ziemlich unauffällig – schlank, hellbraunes Haar, blaue Augen, gleichmäßige Züge. Sylvain Marquis bemerkte sie natürlich sofort. Sein Gesicht war verschlossen, während er sie mit seinem Blick fixierte.
    Sie konnte immer noch die Bitterschokolade auf der Zunge spüren. Vielleicht lag auch ein dunkler Abdruck auf ihren Fingern.
    »Wenn man es genau bedenkt, ist sie ein armes reiches Schokoladen-Girl«, sagte Sylvain gut hörbar.
    Als was wollte er sie darstellen? Als Sozialfall? Wollte er andeuten, er habe nur aus Mitleid mit ihr geschlafen, weil sie so verzweifelt war?
    Sie ging nicht weiter, sondern drehte sich wutentbrannt um. Noch bevor sie jedoch zu einem wahrhaft selbstmörderischen Akt schreiten konnte, zum Beispiel in Form eines direkten Angriffs im Beisein all dieser Journalisten, die sich ihrer Anwesenheit nicht einmal bewusst waren, fasste jemand sie am Ellbogen. Ein Mann von mittlerer Größe, mit dunklem, lockigem Haar lächelte sie erfreut an.
    »Mademoiselle Co-ree«, sagte der Mann sehr leise und in einer Tonlage, die auf der anderen Seite der Straße sicher nicht zu hören war, »je peux vous offrir un café?«
    Sie ging davon aus, dass sie irgendwann mit der Presse reden musste. Und es lag ein herrlich pariserischer Zug darin, es bei einer Tasse Kaffee zu tun. Zudem erhöhte es möglicherweise ihre Chance, in ein günstigeres Licht gerückt zu werden.
    »Das dürfen Sie, sofern Sie die Blicke Ihrer Kollegen von mir fernhalten«, sagte sie.
    »Wenn mich das zum Retter und Helfershelfer machen würde, wäre ich ein überaus glücklicher Mann.« Er stieß einen langen Seufzer aus und brachte seinen Körper zwischen sie und die Journalisten, während er sie um die Ecke führte. Sie hätte sich gern umgedreht, um Sylvains Gesichtsausdruck zu sehen, aber dank der Hand an ihrem Ellbogen gelang es ihr, sich zu beherrschen. Vor allem, weil ihr journalistischer Kidnapper sie zu fest hielt, als dass sie sich so weit hätte umdrehen können. Fast so, als befürchte er, sie würde versuchen zu entkommen.
    In dem Café an der Straßenecke gingen sie am tabac und der Wand aus Zigarettenschachteln und einem Mann, der gerade Lose freirubbelte, vorbei zu einem Tisch an einem der großen Fenster zur anderen Straße hinaus.
    Ihr Quasi-Kidnapper bestellte Kaffee, und sie fragte

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