Ein sueßes Stueck vom Glueck
nach einem Glas Milch, weil ihr Magen in diesem Augenblick zu knurren anfing. Sie hatte in letzter Zeit nur von Schokolade gelebt. Ein Glas kalte, reine Milch erschien ihr außerordentlich verlockend.
Die Bedienung sah sie an, als sei sie gerade einem Marsmobil entstiegen. »Dies ist ein Café. Wir haben keine Milch.«
Der Unbekannte schaute diskret woanders hin, wie jemand, der gerade gezwungenermaßen miterlebt, wie sich eine Freundin blamiert.
»Sie werden doch irgendwo Milch für den Kaffee haben, oder?«, sagte sie. »Ich zahle, was immer Sie dafür verlangen.«
»Wir verkaufen keine Milch«, sagte der Kellner.
»Würden Sie für zwanzig Euro welche verkaufen? Für dreißig?«
»Die Straße runter gibt es eine épicerie«, sagte er höflich. »Wenn Sie Milch kaufen möchten.«
»Eine chocolat vielleicht?«, schlug der Gelockte diplomatisch vor. »Oder einen Saft?«
Cade dachte an die chocolat chaud, die Sylvain für sie gemacht hatte. »Saft. In diesem Land fühlt es sich wirklich seltsam an, reich zu sein.«
»Wieso?«, fragte der Gelockte verwirrt.
Sie hob ergeben die Hände. »Ich kann nichts kaufen.«
»Na ja, zumindest keine Milch in einem Café«, sagte er, als hätte sie versucht, Obst in einem Schmuckgeschäft zu erwerben.
»Er hat Milch. Er könnte damit einen sensationellen Gewinn erzielen. Es ist nur – ja was? – gegen seine Prinzipien, sie mir zu verkaufen?«
»Ich glaube, er möchte Amerikaner einfach nur nicht auf irgendwelche dummen Ideen bringen. Ihr fragt in Cafés ständig nach Milch, und wer weiß, wo das hinführt, wenn ihr damit durchkommt und das erst mal einreißt?«
»Zu einem einträglichen Menüpunkt auf der Speisekarte?«, fragte Cade trocken. Vom Hunger bekam sie schlechte Laune. Außerdem hatte sie Sylvain Marquis’ versteinertes Gesicht gesehen, schmeckte sie seine bittere Schokolade auf der Zunge, hörte sie ihn sagen: »… verzweifelt.«
Der Gelockte wechselte das Thema, um ihre Unterhaltung zu retten. »Apropos mit etwas durchkommen – Sie sind meine Heldin.« Er grinste sie an. »Ich bin Christophe. Christophe, Le Gourmand .«
Einen Augenblick lang dachte sie, dass auch nur in Frankreich jemand mit Nachnamen Gourmand heißen konnte. Aber dann fiel es ihr wie Schuppen aus den Augen: »Vom Gastro-Blog Le Gourmand? Sie sind derjenige, der die ganze Geschichte von der Schokoladendiebin ins Rollen gebracht hat!«
»Ich muss zugeben, mir hätte die Vorstellung auch gut gefallen, dass es sich dabei um einen bedauernswerten, verarmten Möchtegern-Gastro-Blogger handelt, der Einbrüche begeht, um Geheimnisse zu stehlen. Aber die Geschichte, die Sylvain da gerade um das arme reiche Mädel gesponnen hat, klingt doch nicht schlecht, oder?«
Cade biss die Zähne zusammen und versuchte, sich daran zu erinnern, dass es ihr Image des Schufts im Stück nicht verbessern würde, wenn sie diesem Mann eine scheuerte. Sie war ziemlich sicher, dass Corey Chocolate eher die Schurkenrolle hätte, als dass sie das arme reiche Schokoladenmädchen spielen könnte.
»Also, erzählen Sie mal, wie haben Sie es angestellt?«, fragte er wissbegierig. »Haben Sie sich dafür in Leder von einem seiner Oberlichter abgeseilt? Ach bitte, sagen Sie mir, dass es so war.«
»Wie habe ich was angestellt?«
»Sie haben recht, natürlich können Sie das nicht zugeben. Wir wollen doch nicht, dass Sie im Gefängnis landen.« Er senkte seine Stimme zu einem Flüstern.
»Haben Sie … haben Sie zufällig welche von den gestohlenen Pralinen bei sich?« Er schaute sich um, um sicherzugehen, dass niemand in Hörweite war. »Ich werde es niemandem erzählen, das verspreche ich. Nur um sie zu sehen …«
Die Tür des Cafés wurde geöffnet, und eine sehr vertraute männliche Silhouette trat ein.
»Ich habe alle Pralinen von Sylvain Marquis an die Obdachlosen im Park verschenkt«, sagte sie gut vernehmlich. Zumindest was den gestrigen Nachmittag anging, war das ihre offizielle Variante. Sie würde nicht erwähnen, wie viele Schachteln sie bereits gegessen hatte, ehe sie beschlossen hatte, Monsieur Marquis abzuweisen. »Selbstverständlich war keine einzige davon gestohlen.«
»Oh-laaa.« Christophe legte eine Hand auf seinen Brustkorb. »Ich glaube, Sie haben ein Messer in mich gerammt. Sie stehlen Pralinen, um sie den Armen zu geben? Im Ernst, ich glaube, ich hyperventiliere gleich. Kann ich mein Blog nach Ihnen umbenennen?«
Cade blinzelte. »Ich –«
»Versprechen Sie mir, dass Sie wenigstens
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