Ein sueßes Stueck vom Glueck
möchte heute mit niemandem über irgendetwas reden«, sagte Sylvain. »Tut mir leid.«
Pascal sah ihn fragend an und öffnete den Mund – wahrscheinlich, um ihn zu fragen, ob alles in Ordnung sei, aber Sylvain hob eine Hand.
»Über gar nichts. Pardon.«
Ein weiterer fragender Blick, aber Pascal zollte ihm den Respekt, der einem Maˆıtre Chocolatier in seinem eigenen Reich zukam, und insistierte nicht weiter. Er ließ ihn allein und gab den anderen, die hereinkamen, ein Zeichen sich zurückzuziehen. Er fing sogar Francine ab, die ihm sagen wollte, es gebe weitere Interviewanfragen.
Sylvain kühlte noch die Schokolade, die er gegen Ende der Nacht gemacht hatte, um etwas anderes zu tun, als nur vergeblich zu warten. Er nahm eine der kleinen Tüten, in denen sie üblicherweise die individuell gestalteten Pralinen für Abendeinladungen oder Hochzeiten verpackten. Er verschloss sie mit einem Band mit seinem Markenzeichen und ging vorne zum Laden hinaus, um eine der Angestellten abzufangen, die die Schlangen wartender Kunden bedienten.
Ja, es gab bereits Schlangen, schon am frühen Morgen. Die Geschichte mit der Schokoladendiebin gefiel den Leuten.
Er zog die Angestellte außer Hörweite: »Könnten Sie das auf die andere Straßenseite bringen und dort vor einer Tür deponieren? Es ist im fünften Stock. Ich weiß die Nummer des Apartments nicht genau, aber es ist die Wohnung, die hier hinausgeht. Dies hier ist der Türcode.«
Cade schlief lange. Als sie aufwachte, stank sie immer noch nach dem Rauch von der Party und fühlte sich fahl und alleingelassen.
Nachdem sie geduscht und sich angezogen hatte, verbrachte sie einige Zeit damit, das E-Mail-Programm ihres neuen Computers ans Laufen zu bringen.
Auf Französisch, weil sie nicht herausfinden konnte, wie man die voreingestellte Sprache änderte. Dafür hatte sie normalerweise technisches Personal.
Schließlich erledigte sie die Unmenge an Nachrichten über ihr Telefon, einschließlich einer Mail an ihr technisches Personal, ihr per Overnight-Kurier einen Computer mit englischsprachiger Software zu schicken.
Schließlich wurde sie von ihrem Hunger aus der Wohnung getrieben. Selbst sie konnte nicht für immer nur von Schokolade leben. Ihr wurde langsam schlecht davon.
Angeregt durch die Studentenparty und die Tatsache, dass eine Schokoladendiebin einem passenden Dress-Code folgen sollte, tauschte sie ihr Outfit in eine gemusterte Spitzenleggins und ein eng anliegendes graues Tunikakleid, das kürzer war als die Lederjacke, die sie lässig darüber trug. Sie ergänzte das Ganze mit hohen Lederstiefeln und großen, auffälligen Lapislazuli-Ohrringen und steckte das Haar hoch, damit man die Ohrringe auch sah.
Als sie die Wohnungstür hinter sich zuzog, schlossen sich ihre Finger um etwas. Ein kleines Tütchen hing am Türknauf, zugebunden mit einem Band, das mit einer Miniaturversion von Sylvain Marquis’ Markenzeichen bedruckt war.
Ihr Herz machte einen Sprung. Ihr Atem ging schneller, ihre Oberschenkel zogen sich zusammen, und ihre erogenen Zonen durchzog ein Gefühl, als hätte sie ihn gerade leibhaftig vor sich entdeckt.
Sie nahm die Tüte und hielt sie lange in der Hand, ehe sie sie behutsam öffnete. Die Pralinen waren natürlich wundervoll. Die Form war neu; sie hatte unter seinen Pralinen bisher nichts dergleichen gesehen. Sie waren nicht ganz rund, eine Rille und ein kleiner Schwung oben machten erkennbar, dass es sich um Handarbeit und nicht um maschinelle Erzeugnisse handelte. Das Äußere war vollkommen schwarz, oder zumindest so dunkel, dass es sich kaum von dem Dunkel des schlecht beleuchteten Treppenabsatzes abhob.
Lange stand sie da und betrachtete die Pralinen. Vielleicht waren sie vergiftet. Tod durch den Verzehr der Schokolade von Sylvain Marquis.
Sie führte sie schließlich zum Mund, ihre Lippen strichen über die glatte, gleichmäßige Oberfläche, ihre Zähne trafen auf hauchzarten äußeren Widerstand.
Sie waren bitter. Gott, waren sie bitter. Schwarz, schwarz, schwarz, fast ohne jede Spur von Zucker. Aber es war eine edle Bitterkeit. Ihre Zähne zerbissen die äußere Kruste der robe und trafen auf die weichste, cremigste, seidigste Bitterschokolade, die je auf einer Zunge zerschmolzen war. Schmelzend hinterließ sie im Abgang lediglich eine Andeutung von Zimt, ein flüchtiges Versprechen von Süße. Sie hätte nie im Leben gedacht, dass etwas so Bitteres auf ihrer Zunge so köstlich sein könnte.
Sie biss ab und sah auf den
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