Ein sueßes Stueck vom Glueck
keine Ahnung. Es stand da, als wir heute Morgen hier ankamen.«
Sie war wieder da gewesen. Vielleicht wieder in diesen Lederhosen oder in diesen hohen Stiefeln mit den Spitzenleggins. Seine Körpertemperatur stieg um zwei, drei Grad, und sein Herz schlug so heftig, dass es sich fast schon überschlug.
Und er hatte sie verpasst. Putain de bordel de merde.
Er nahm das merkwürdige Sandwich und beäugte es skeptisch. Hatte sie es vergiftet? Warum hinterließ sie ihm sonst freiwillig solch eine verschwendete Liebesmüh? »Ich frage mich, wie es ihr gelungen ist, ein chamallow anzukokeln?«, wunderte er sich halblaut.
Niemand wagte zu antworten. Er fragte sich auch, wo sie in seinem Laboratoire überhaupt ein Marshmallow oder biscuits gefunden hatte. Brachte sie jetzt schon ihre eigenen Zutaten mit?
Was hatte das zu bedeuten? Er dachte, sie sterbe vor Verlangen nach seiner Welt. Eine Diebin, die äußerst seltsame Präsente hinterließ, statt etwas mitzunehmen … was sollte das werden?
Er biss vorsichtig hinein und zog eine Grimasse, als einige Krümel hinunterfielen und das Marshmallow an seinen Lippen kleben blieb. »Es ist sehr süß«, sagte er. Er schaute auf und sah, dass sich seine gesamte Belegschaft um ihn versammelt hatte und die Kreation anstarrte, und zwar in etwa so, als handele es sich um eine Schlange. »Ich würde sagen, das gibt zumindest Punkte für Kreativität.«
Er verspürte kein Verlangen, noch einen Bissen davon zu nehmen, aber er brachte es auch nicht fertig, es einfach wegzuwerfen. Er nahm es mit in sein Büro und legte es auf seinem Schreibtisch ab, dann machte er sich direkt auf den Weg über die Straße und ihre Treppe hinauf.
Sie war nicht da.
Cade war in Christophes Wohnung und lernte, wie man die Schokoladentarte herstellte, die er nach ihr benennen wollte. La Cade. Das brachte sie zum Lächeln. Er brachte sie zum Lachen. Sein Enthusiasmus für alles war so unerschütterlich und ansteckend.
Sie verbrachte den ganzen Vormittag dort; sie fühlte sich wie ein Kind beim Spielen und ließ ihn sogar ein kleines Zehnsekundenvideo für sein Blog von sich aufnehmen, wie sie grinsend seine tarte probierte. Dann nahm sie den TGV nach Brüssel. Ihr Vater wollte inoffiziell bei den Firenze-Brüdern vorfühlen, wie ihre Haltung zu einem gemeinsamen Angebot an Devon Candy war.
Devon Candy. Einer der Riegel dieser Firma ruhte in einer leuchtend pinkfarbenen Verpackung. Allein der Gedanke daran machte sie depressiv.
Als Sylvain am Abend den Blog-Eintrag las, war ihm, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen. Christophe hatte den Vormittag mit ihr in der Küche verbracht? Er hatte etwas aus Schokolade nach ihr benannt? Das war doch Sylvains Part! Und er konnte es auch viel besser. In dem Video, das er ungefähr zehn-bis zwanzigmal ansah, sah sie so strahlend und glücklich aus.
Er könnte diesen Mann wirklich umbringen.
Cade fuhr mit dem Zug um neun Uhr abends zurück; er hatte wegen einer Betriebsstörung eine halbe Stunde Verspätung, sodass es schließlich Mitternacht war, als das Taxi sie bei ihrer Wohnung absetzte.
Das Taxi war weg, noch ehe sie ihren Code eingeben konnte. Als sich ein Schatten aus den größeren Schatten im Eingang gegenüber löste, schrie sie beinahe auf.
Erleichterung durchströmte sie, als ihr klar wurde, wer das war, und das Gefühl war mehr als eine bloße Erleichterung nach starker Angst. Sie war erleichtert, dass er da war, dass sie da war, dass sie sich nicht schon wieder verpasst hatten. Dass sie nicht darüber nachdenken musste, was sie als Nächstes tun sollte – in sein Laboratoire einbrechen, in ihrer Wohnung bleiben oder zur Abwechslung etwas ganz Normales wie ihn einfach anzurufen.
Ihr Körper könnte schon wieder … mit einer weiteren intensiv dunklen Nacht zerschmelzen, ohne überhaupt Fragen zu stellen. Er schmolz ja schon, während er nur die Straße überquerte.
Ohne ein Wort legte er seine Hand auf ihre und gab den Code für sie ein. Cade wollte sich einfach nur umdrehen und ihren Kopf an seiner Schulter bergen, überwältigt von Dankbarkeit, dass er da war. Sie wollte nicht noch eine Nacht auf ihn verzichten, nur weil sie zu lange um die Häuser gezogen war. Sie wollte nicht in sein Laboratoire einbrechen müssen und erleben, dass er nicht auftauchte. Sie wollte nicht nachdenken oder zweifeln oder hoffen müssen. Sie wollte es einfach tun.
Und dass es mit ihr getan wurde.
Über ihre Schulter hinweg drückte er die Tür auf,
Weitere Kostenlose Bücher