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Ein sueßes Stueck vom Glueck

Ein sueßes Stueck vom Glueck

Titel: Ein sueßes Stueck vom Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Florand
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sein Arm und sein Körper hielten sie gefangen. »Du solltest so spät nicht mehr alleine unterwegs sein«, murmelte er mit dunkler, rauer Stimme. »Dies ist eine große Stadt. Gegenüber gab es ein paar Einbrüche.«
    »Warum stellst du keine Falle auf, um die Diebin zu fangen?«
    »Das habe ich bereits. Aber ich glaube, ich habe den Fehler gemacht, ihr nicht sofort Handschellen anzulegen.«
    In seiner Stimme mischten sich Frustration, Humor und Ernsthaftigkeit so dunkel und perfekt, dass sie einen Moment zweifelte, ob er in seiner Gesäßtasche nicht Plüsch-Handschellen zum sofortigen Einsatz bereithielt.
    Sie war ein bisschen durcheinander. Sie hatte zwölf Stunden nonstop mit Fakten, Zahlen, Entscheidungen sowie E-Mails im Zug gearbeitet. Sie war es gewohnt, so zu arbeiten, es kam ihr vor, als sei sie dadurch wieder in ihre eigene Welt versetzt, ozeanweit von der Höhle des Magiers in Paris entfernt.
    Und da sie diese Welt noch vorfand und sie ihr nicht vollends verschlossen war, wollte sie auf der Stelle darin versinken. Sie lehnte sich vorsichtig zurück, um sicherzugehen, dass sie keinen Abstand zwischen ihnen entstehen ließ, der ihn in seinem Bestreben entmutigen könnte.
    Er trat mit ihr ein, in den dunklen Flur des Wohnhauses, und sein Körper war ihr so nah, dass sie unmöglich hätte fliehen können. Er ließ die Tür ins Schloss fallen, sodass Dunkelheit die fahle Beleuchtung der Stadt verdrängte. Nur ein kleiner roter Lichtpunkt zeigte den Knopf an, mit dem sie das Licht im Treppenhaus anmachen konnten.
    Sie streckte unwillkürlich die Hand danach aus. Er hielt ihre Hand fest. »Einen Augenblick noch.« Er zog sie in seine Arme, drehte sie um, drückte sie gegen die Tür und küsste sie.
    Augenblicklich reagierte ihr ganzer Körper darauf, spannte sich und hob sich. Ihre Arme waren um seine Schultern geschlungen und griffen in den Ledermantel. Er holte Luft und küsste sie noch intensiver. Seine Lust entsprach ihrer Lust, und ihre entfachte seine, während der Kuss tiefer und wieder leichter wurde, sich veränderte. Die Küsse lernten einander kennen.
    »Ich kann gar nicht glauben, dass es dich wirklich gibt«, keuchte er, und seine Finger strichen ihr über Rücken und Rippen, über Stellen, wo die Haut seinen Händen nachgab, und andere, wo sie es nicht tat. Es überraschte sie, dass es überhaupt Stellen gab, die es nicht taten. Es kam ihr so vor, als würden selbst ihre Knochen dahinschmelzen.
    »Und doch gibt es dich.«
    Das war gut zu wissen. Sie war sich da in letzter Zeit nicht sicher. Aber sie wollte wirklich hier sein. Sie fühlte sich sehr, sehr real.
    Sie fühlte sich so überbordend, so intensiv real, als ob die Person, die in das Flugzeug nach Paris gestiegen war, nur ein armer Geist gewesen wäre, der nun endlich mit Leben erfüllt wurde.
    Der nun schmecken und fühlen und berühren und atmen und wehtun und hassen und leben konnte.
    Ihn fühlen, berühren und schmecken konnte, manchmal sogar wutschnaubenden, gallespeienden Hass auf ihn verspüren konnte – all das war so berauschend, dass sie einmal mehr alles außer ihm sofort vergaß. Seine schmale Taille, die Muskeln seines Rückens und seines Oberkörpers unter ihren Fingern. Seine Schenkel, die sich zwischen ihre drängten. Sein Haar, das über ihre Wangen strich. Sein Mund. Seine Hände.
    Himmel, seine Hände waren etwas ganz Besonderes. Sie hatte sich schon auf sie stürzen wollen, noch bevor sie ihn überhaupt kennengelernt hatte.
    Heute rochen sie nach Schokolade, natürlich, und nach Rum und ganz zart, an den Fingerspitzen, die ihre Wangen streichelten und ihr Haar zurückstrichen, nach Vanille.
    Sie reckte sich seinem Mund entgegen, suchte ihn leidenschaftlich, suchte alles an ihm, versuchte ihn auf jede ihr mögliche Weise in sich aufzunehmen. Er gab einen kehligen Ton von sich und kam diesem Bedürfnis nach; alles geriet außer Kontrolle.
    Sie mochte das Gefühl, wie sein Atem tiefer und schneller ging, als er sie an seine Brust drückte. Es gefiel ihr, wie seine Finger sich krümmten und spannten und rieben, als könnten sie die vielen Schichten Winterkleidung zum Verschwinden bringen. Sie mochte es – vielleicht hasste sie es auch –, dass er gerade noch genug Respekt vor ihr oder auch so viel Kontrolle bewahrte, dass er seinen Kopf schließlich zurücknahm und sich umblickte. Jetzt, wo sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, fiel durch die kleinen Fenster auf den Treppenabsätzen gerade genug gedämpftes

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