Ein sueßes Stueck vom Glueck
sodass Sylvain nicht einmal einen winzigen Blick auf die Nummer werfen konnte. »Als ich meinen ersten Blog-Artikel schrieb, hätte ich niemals gedacht, dass es so kommen würde.«
Plötzlich musste Sylvain lachen. Wenn es nicht um Cade Corey gehen würde, würde er diesen Mann mögen. »Als ich meine erste Schokolade gemacht habe, hätte ich das auch nicht gedacht.«
Vor allem deshalb, weil seine ersten Versuche eine Katastrophe gewesen waren. Ab dem Zeitpunkt, als er seine dritte Charge fertiggestellt hatte, wusste er genau, was er im Leben erreichen wollte.
Er hatte schon immer einen guten Blick für das gehabt, was er wollte. Und die Ausdauer und Konzentration, es zu erreichen.
Cade Corey hatte das Café in Richtung seiner Wohnung verlassen. Er stand auf und drehte sich um. »Folgen Sie mir nicht«, sagte er bestimmt zu Christophe.
Der Gastro-Blogger lachte. »Sylvain, ich liebe Ihre Schokolade wie meinen Nächsten. Aber ich wollte ihr folgen.«
»Sie wissen verdammt gut, dass es genau das ist, was ich meine.« Sylvain begab sich aus der Tür hinaus.
18
Sie war verschwunden. Wo zur Hölle war sie hin? Er ging die Straße hinauf und hinab, suchte in Restaurants, in Läden und in der épicerie.
»Huhu«, rief eine Stimme gut gelaunt. Er sah erschrocken auf, gestört in seinem Versuch, ein paar Häuser von seiner Wohnung entfernt durch die Fensterscheibe in die dunklen Tiefen einer Bar zu blicken.
Chantal winkte vom Gehsteig vor ihrer Wohnung herüber und kam auf ihn zu, um ihn herzlich mit bises zu begrüßen. »Willst du kurz was trinken?«
»Ich – heute Abend nicht, bedaure.« Er ließ den Blick die Straße entlangschweifen. Vielleicht sollte er in den umliegenden Vierteln nachsehen.
Chantal legte eine Hand auf seinen Arm und zog ihre fein gezupften Augenbrauen zusammen. »Stimmt was nicht?«
»Alles o.k.« Er wollte seinen Arm von ihr lösen und sich weiter auf die Jagd machen. Wer jagte diesen Beinen wohl gerade noch hinterher? Er könnte wetten, dass bereits alle herumlungernden Typen des Viertels ihr nachstellten. Wie leicht fiel sie wohl auf einen dieser lahmen Sprüche für Touristinnen über ihr charmantes Lächeln herein und ließ sich einen Drink ausgeben?
Sie schien zu arrogant und zu cool für diese Art der Anmache zu sein, andererseits aber hatte sie auch eindeutig eine Schwäche für ihn gezeigt.
Chantal beobachtete ihn weiterhin genau. Die unbekümmerte Heiterkeit wich aus ihrem Gesicht. Einen Augenblick lang wirkte sie ernüchtert.
Dann zog sie die Augenbrauen hoch und schaute ihn forschend und herausfordernd an. »Ich habe von der Schokoladendiebin gelesen. Ist das nicht ungeheuerlich? Ist es wirklich Cade Corey? Diese reiche Amerikanerin aus dem Restaurant neulich? Versucht sie wirklich, deine Rezepte zu stehlen?«
»Chantal, pardon«, sagte Sylvain abrupt und beugte sich vor, um ihr einen raschen, entschuldigenden Kuss auf jede Wange zu hauchen. »Lass uns demnächst gemeinsam zu Mittag essen. Ich muss los.«
Der neckisch herausfordernde Gesichtsausdruck erstarb. Sie sah ihn sehr ernst an, so wie sie vielleicht jemanden ansah, der auf eine Beerdigung ging. Als er gehen wollte, ließ sie im letzten Augenblick ihre Hand an seinem Arm hinabgleiten und ergriff seine Hand. »Sylvain.« Sie drückte sie.
Er wandte den Kopf und bemühte sich sehr, seiner alten Freundin gegenüber höflich und geduldig zu bleiben.
Ihr Blick war flehend. »Lass dich nicht verletzen. Du weißt, dass du das immer wieder tust.«
Es gelang ihm nicht, Cade zu finden. Er suchte die Häuserblocks in der Umgebung ab, er schaute durch viele Fenster, bis er sich schließlich lächerlich vorkam und so dringend Schlaf brauchte, dass er in seine Wohnung zurückkehrte. Und so fiel er in seinen Kleidern aufs Bett und wachte erst am nächsten Morgen wieder auf.
Immer wenn er ohne vorher zu duschen ins Bett ging, roch seine Decke noch tagelang nach Kakao.
Er kam am nächsten Morgen zu spät ins Laboratoire und entdeckte, dass seine Angestellten eine große weiße Fläche auf dem Marmor nicht mit ihren Utensilien bestellt hatten, es sah aus wie der Schauplatz eines Verbrechens. Darauf befand sich ein sehr seltsames Machwerk: zwei flache, dunkle biscuits, ein Marshmallow und ein Stück eines Corey-Riegels, alles aufeinandergeschichtet. An einer Stelle war der Marshmallow halb verbrannt.
Sein Herz schlug schneller. »Was ist das?«
Bernard, der der Kreation am nächsten stand, schüttelte den Kopf. »Wir haben
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