Ein sueßes Stueck vom Glueck
etwas auf – Belustigung, Überraschung, Skepsis. Und war da nicht auch ein Anflug von Röte auf seinen Wangenknochen? Er sah sie an. »Sprechen wir immer noch über die Schokolade? Oder über das Leben? Oder …?«
Sie blickte ihm direkt in die Augen. »Schokolade.« Sie hatte kein Verlangen nach dunklen, bitteren Momenten in ihrem Leben. Aber das letzte, offen gelassene »oder …« ließ die Röte in ihre Wangen steigen. »Aber wenn man sie erst einmal hat, bremst sie einen aus. Man mag danach nicht noch mehr. Was in meiner Welt schlechtes Marketing wäre, aber in deiner – wer weiß? Du könntest wahrscheinlich für jede einzelne fünfhundert Euro verlangen und die Leute würden sie kaufen. Und dann würde es auch keine Rolle spielen, ob du noch mehr davon verkaufst.«
»Nicht für fünfhundert Euro, aber das ist eine gute Idee von dir. Wir werden sie in spezielles Papier verpacken und doppelt so teuer verkaufen wie unsere anderen.« In einer winzigen Tüte, genau so, wie er sie ihr überreicht hatte, um genau zu sein. Sie fragte sich, wie sie es finden sollte, die Inspiration für diese besonders dunkle, bittere, zarte und cremige Schokolade gewesen zu sein.
Gut.
»Ich möchte wetten, es wird eine Zeitlang in sein«, sagte Sylvain mit Genugtuung, als denke er laut, ohne sich seiner Zuhörer bewusst zu sein. »Vor allem als Geschenk für unglücklich Verliebte.«
Cade blickte sofort auf ihre Plastikfolie, als hätte das Wort Verliebte sie auf unsicheres Terrain geführt. Auf so etwas wie eine Brücke aus Eierschalen über eine weite, gähnende Kluft. Und wer konnte schon wissen, was auf der anderen Seite wartete, es war schließlich nie jemand auf die andere Seite gelangt, ohne vorher eingebrochen zu sein.
Sie war Cade Corey aus Corey, Maryland. Eine Vielzahl an Menschen war von ihr abhängig. Allein die Möglichkeit, eine andere Seite in Betracht zu ziehen, hieß, etwas Unmögliches heraufzubeschwören. Und wenn etwas unmöglich war, konnte man es ebenso gut aufgeben und nach Hause gehen.
Sie zog ihren Daumen über die Zahnbürste, und ein Klecks grüner Schokolade traf sie direkt ins Auge.
Sylvain lachte leise, nahm ihr Kinn und drehte sie zu sich hin.
Sie hielt still bei dieser beiläufigen, öffentlichen Inbesitznahme. Man konnte wohl mit Bestimmtheit sagen, dass jeder Mann, der außerhalb ihrer Familie jemals versucht hatte, öffentlich von ihr Besitz zu ergreifen, in Wirklichkeit versucht hatte, in Besitz ihres Vermögens zu kommen.
Ihre Füße fühlten sich sehr nackt an auf diesen Eierschalen.
»Du hast überall grüne Flecken.« Er rieb mit den Daumen über ihre Wangenknochen und Augenbrauen und säuberte sie. Er lachte, aber auf eine fast schon zärtliche Art. Sie rührte sich nicht und wagte kaum zu atmen, hielt ihre Augen offen auf ihn gerichtet und schloss sie nur, als sein Daumen einen Spritzer von ihren Wimpern entfernte.
Kann ich in deine Arme kommen und meinen Körper fest an deinen drücken, solange ich das Bedürfnis danach habe? , dachte sie. Denn wenn er seine Arme um sie legen würde, könnte sie dort für immer stehen bleiben. Wäre das okay?
Aber okay für wen? Wofür? Er würde es vermutlich locker sehen. Er kam anscheinend gut damit klar, dass sich ihm die Frauen an den Hals warfen. Aber könnte sie das so locker verkraften?
Sie wandte sich wieder ihrem grünen Spritzwerk zu und spürte noch lange, wie sein Daumen über ihre Wangen, ihre Augenbrauen und ihre Wimpern strich.
23
»Bist du so weit, dass du deinen Urlaub beenden kannst?«, fragte Mack Corey hoffnungsvoll.
»Dad! Ich habe die meiste Zeit gearbeitet!« Zumindest die Hälfte der Zeit. »Das nennst du Urlaub?«
Sie hatte gerade den Nachmittag mit einem Besuch bei Chacun à son goût verbracht, einem mittelständischen Familienbetrieb, der Schoko-Riegel mit dem Ruf von Qualität herstellte. Die Art von Betrieb also, die ihr Vater vorschlug zu kaufen, statt die Sylvain-Marquis-Premiumlinie zu verfolgen. Das war zwar nicht das, was sie wollte, aber es konnte ihr als Rechtfertigung dienen, mehr Zeit in Frankreich zu verbringen.
Sie fragte sich, was Sylvain dazu sagen würde, dass sie darüber nachdachte, eine ganze Firma als Rechtfertigung dafür zu kaufen, dass sie bei ihrem Liebhaber in Paris sein konnte.
Er war der fragliche Liebhaber, und es würde ihm gewiss mächtig zu Kopf steigen. Ihr Vater wäre ebenfalls nicht allzu erbaut, wenn es dazu käme.
Es war zugegebenermaßen ein zutiefst unverantwortliches
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