Ein sueßes Versprechen
war sicher, wenn er und Hassan allein gewesen wären, wären die Männer nicht so offenkundig uninteressiert gewesen.
Sie erreichten den Gasthof ohne weiteren Zwischenfall. Esme, ganz siegestrunken, bestellte eine Kanne Tee. Die wurde im Salon des Gasthofes serviert, der zu dieser Tageszeit bis auf sie leer war.
»So!« Esme ließ sich auf einem Ohrensessel nieder und blickte Rafe strahlend an. »Sie haben Sie nicht erkannt, während Sie mit uns zusammen waren. Wir« – sie deutete auf Loretta, Rose und Gibson – »bieten Ihnen ausgezeichnete Tarnung.«
»So hat es den Anschein.« Rafe wechselte einen weiteren Blick mit Hassan, und dann, als Loretta sich in einen Sessel daneben setzte, zog er sich einen Stuhl heran und nahm darauf Platz. »Das führt jedoch zu einer weiteren Frage. Offenkundig hat die Schwarze Kobra den Männern keine Personenbeschreibung geliefert, die genau genug ist, um mich oder Hassan zu erkennen. Sie erwarten, dass wir zu zweit reisen – mir ist aufgefallen, dass sie aufmerksamer beobachtet haben, wenn ihnen zwei Männer entgegenkamen. Also« – er sah zu Hassan – »hat die Sekte keine ausreichende Beschreibung von uns beiden. Nachdem das geklärt ist, stellt sich die Frage, wie die Männer aus der Gegend, von denen wir angenommen haben, die Schwarze Kobra habe sie in Pressburg, in Wien und in Linz angeheuert, wissen konnten, wen sie angreifen sollten, wenn die Sektenanhänger selbst uns noch nicht einmal zu identifizieren vermögen?«
Loretta starrte ihn an, ebenso wie Esme und die beiden Zofen. Keine der vier wusste darauf eine Antwort.
Schließlich rührte Loretta sich.
»Vielleicht waren diese Überfälle doch einfach das Werk von Räubern. Wenn sie nicht auf die Schwarze Kobra zurückgehen, was sonst könnte dahinterstecken?«
Er schaute ihr in die Augen.
»Das weiß ich nicht.« Nach einem Moment verzog er das Gesicht. »Wie die Dinge liegen, müssen wir davon ausgehen, dass die drei verschiedenen Gruppen von Angreifern, die in drei verschiedenen Städten einen Überfall auf uns verübt haben, einfach gewöhnliche Verbrecher sind.«
Kapitel 10
Der Abend kam und verging. Danach hielt Rafe die erste Wache. Er saß auf dem obersten Treppenabsatz, von wo aus er das Foyer unten sehen konnte.
Er hatte mehr als genug Zeit, nachzudenken und zu grübeln.
In den kalten frühen Morgenstunden kam Hassan, um ihn abzulösen. Rafe stand auf, reckte sich und legte Hassan eine Hand auf die Schulter, während der hünenhafte Paschtune sich auf der Treppe niederließ. Dann wandte Rafe sich um und ging die Stufen zum ersten Stock empor. Dort angekommen, bog er in den Flur ein und ging zu seinem Zimmer.
Die Männer der Schwarzen Kobra mussten erst noch von ihrer Anwesenheit hier erfahren. Und es schien reichlich unwahrscheinlich, dass sie das bald würden, wenigstens nicht hier in Straßburg.
Er hatte nicht gedacht, dass sie so viel Glück haben würden. Wenn die Götter ihnen weiter gewogen blieben und sie auf Wege führten, die fernab von Sektenanhängern lagen, die ihn erkennen konnten, war es sogar möglich, bis nach England zu gelangen, bevor sie einen Zusammenstoß mit ihnen erlebten.
Der alte draufgängerische Rafe hätte sich dagegen aufgelehnt, zur Tatenlosigkeit verdammt zu sein. Aber jetzt mit Loretta, Esme und den beiden anderen Frauen unter seinem Schutz war Rafe einfach nur dankbar.
Er kam zu seinem Zimmer und öffnete die Tür – und war sogleich alarmiert.
Eine Lampe spendete mildes Licht; sie war heruntergedreht, aber er hatte sie nicht brennen lassen, als er vorhin gegangen war.
Langsam und lautlos presste er sich an die Wand neben dem Türrahmen, suchte das Zimmer mit den Augen ab. Niemand war darin. Er atmete erleichtert aus und schloss die Tür leise. Vielleicht war jemand vom Gasthof da gewesen, um etwas zu richten.
Erst nach zwei Schritten ins Zimmer hatten seine Augen sich so weit an das schwache Licht gewöhnt, dass er die Gestalt auf seinem Bett entdeckte.
Dunkles Haar breitete sich in einem seidigen Fächer über sein Kopfkissen aus.
Er zögerte, dann ging er näher, bis er an dem Bett stand und Loretta betrachten konnte. Sie trug ihr Nachthemd – kein gutes Omen – aber ihr Morgenrock, den sie sich übergeworfen hatte, war fest zugebunden – deutlich besser. Sie hatte noch ihre Hausschuhe an. Sie lag auf der Seite auf der Bettdecke, den Kopf auf dem Kissen und die gefalteten Hände unter der Wange.
Nach dem stetigen Heben und Senken ihres Busens zu
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