Ein sueßes Versprechen
schließen schlief sie tief und fest.
Sein Mund war ganz trocken geworden. Er befeuchtete seine Lippen, dann presste er sie zusammen und versuchte sich zu entscheiden, wie er am besten mit der Situation umgehen sollte. Mit ihr umgehen sollte.
Sein erster Impuls war gewesen, sie zu lassen, wo sie war, ungestört, und sich stattdessen ein anderes Bett zu suchen. Ihr Bett beispielsweise.
Aber dann würde Rose am Morgen kommen und entweder ein leeres Bett oder ihn darin vorfinden statt ihrer Herrin. Beides würde schwer zu beantwortende Fragen nach sich ziehen.
Also … Er holte tief Luft – und das zarte, betörende Parfum, das ihr eigen war, stieg ihm in die Nase, drohte ihm die Sinne zu verwirren.
Er biss die Zähne zusammen, bekämpfte die unausweichliche Wirkung. Wartete – rang um Kontrolle.
»Loretta.«
Nichts. Sie rührte nicht einmal einen Finger.
Er versuchte es erneut, diesmal lauter.
»Loretta.«
Sie zuckte mit keiner Wimper. Er wagte es nicht, ihren Namen noch lauter zu sagen.
Er stählte sich, griff nach ihrer Schulter. Hielt inne. Er stand zwischen ihr und dem Licht. Wenn sie aufwachte und ihn als dunklen Umriss über sich aufragen sah … am Ende schrie sie vor Schreck.
Er zähmte also seine Ungeduld, setzte sich langsam und vorsichtig auf die Bettkante. Er konnte nicht umhin, den anmutigen Schwung ihrer Wangen, ihres Kinns, ihres langen Halses wahrzunehmen. Ihre Haut schimmerte wie feinstes Porzellan unter ihren dunklen Haaren. Am liebsten hätte er sie berührt.
Mit einem Mal waren seine Sinne von ihr erfüllt – von greifbaren Erinnerungen an ihre Weichheit, an die Rundungen, die er bereits kannte, verlockende Erinnerungen an ihre Wärme, ihren Duft und ihre Lippen. Ihren Geschmack.
Er schob die Ablenkung entschlossen beiseite, konzentrierte sich wieder auf das, was er tun musste, tun wollte, auch wenn es nicht leicht war. Er verlagerte sein Gewicht, sodass der Lampenschein auf sein Gesicht fiel. Mit im Geiste zusammengebissenen Zähnen und darauf achtend, dass seine Miene so ausdruckslos war, wie es ihm nur möglich war, streckte er wieder die Hand aus zu ihrer Schulter. Er umfasste das so weiblich geformte Körperteil leicht und rüttelte sie wach.
»Loretta? Loretta, Süße, wach auf.«
Er merkte gar nicht, was er gesagt hatte, bis sie sich auf den Rücken drehte und die Augen aufschlug.
Einen Moment lang blickte sie ihm mit weit aufgerissenen Augen ins Gesicht. Sein Herzschlag setzte flüchtig aus, dann wurde er schneller, als sie die Lider ein wenig senkte und ihn anlächelte.
»Oh. Ich habe auf dich gewartet.« Sie war eine vom Schlaf ganz warme und zerzauste Sirene, reckte sich sinnlich und hielt sich eine Hand vor den Mund, als sie gähnen musste. »Ich muss eingeschlafen sein.«
»Ja, allerdings. Und jetzt ist es schon so spät, und du musst zurück in dein Bett gehen und dort schlafen.« Er begann sich zu erheben – Abstand zwischen sich und sie zu legen – aber sie fasste ihn am Ärmel.
»Nein, bleib. Ich wollte mit dir reden. Ich muss dir etwas sagen …«
»Loretta …«
»… und ja, ich weiß, es ist der Gipfel der Sittenlosigkeit, so einfach in dein Zimmer zu kommen, ganz zu schweigen davon, in deinem Bett einzuschlafen, aber« – sie ließ ihn los, setzte sich im Bett auf und rutschte zurück, bis sie sich gegen das Kopfende lehnen konnte – »dass ich es getan habe, sollte dir deutlich machen, wie entschlossen ich bin, mit dir zu sprechen.«
Jetzt war sie ganz wach. Das Licht der Lampe fiel auf ihre Züge, enthüllte die trotzige Linie ihres Kinns. Ihr Blick fiel auf seinen, hielt ihn fest, trotzige Entschlossenheit umgeben von Lavendelblau.
Er kniff die Augen zusammen, schob sein Kinn vor.
Sie betrachtete ihn ebenfalls aus schmalen Augen, verschränkte die Arme vor der Brust, und ihre Miene nahm einen entschieden störrischen Ausdruck an. Aus Erfahrung wusste er, was das hieß.
»Nun gut.« Sein Tonfall war ungnädig, aber das war ihm egal. »Rede. Ich höre dir zu.« Noch während er das sagte, wusste er, einzulenken war ein Fehler.
Was für ein großer Fehler … er war überzeugt, das würde sie ihn lehren.
Loretta musterte ihn einen Moment, dann verkündete sie einfach:
»Ich bin gekommen, um dir mitzuteilen, dass ich das, was immer zwischen uns wächst, ebenfalls spüre, so wie du auch, und ich wissen muss, was es ist.«
Sie öffnete ihre Arme und rückte nach vorn, um sein Gesicht besser sehen zu können.
»Ich muss mehr erfahren – und
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