Ein sueßes Versprechen
auf der Lauer liegenden Männer der Schwarzen Kobra.
Die Anspannung stieg, ein unangenehmes Gefühl bildete sich zwischen seinen Schulterblättern. Er musste Esme und Loretta so schnell wie möglich in den Gasthof zurückbringen.
Neben ihm zitterte Loretta und zog ihren Umhang enger um sich. Er bekämpfte den Drang, seinen anderen Arm um sie zu legen und sie an sich zu ziehen.
»Lasst uns zurückgehen.« Sie schaute zu Esme. »Es wird kälter.«
»Allerdings.« Esme winkte mit ihrem Gehstock. »Ich habe so dichten Nebel seit London nicht mehr gesehen. Aber wir sind jetzt auch weiter nördlich als zuvor auf unserer Reise.«
»Und unterwegs weiter nach Norden«, bemerkte Loretta.
Esme nickte.
»Hoffen wir, dass der Fluss nicht zufriert.«
Rafe konnte darum nur beten. Wenn das geschah, wären die Straßen ebenfalls unpassierbar. Er würde nicht weiterreisen können … und er würde ohne Esme und Loretta …
Den Gedanken dachte er nicht zu Ende, er schüttelte das Bild ab. Es war erst Mitte Dezember. So kalt war es noch nicht, und vor Januar würde es vermutlich auch nicht so kalt werden, dass der Rhein zufror. Er nahm sich aber vor, den Wirt zu fragen.
Wenigstens sorgten die ungemütlichen Temperaturen dafür, dass Esme und Loretta schneller gingen. Ohne sich zu unterhalten, liefen sie auf dem Weg, auf dem sie gekommen waren, über das Kopfsteinpflaster am Ufer zum Kai und zurück zum Beau Rivage.
Der Nebel blieb und verdichtete sich dank des Rauches von den zahlreichen Holz- und Kohlefeuern in der Stadt noch.
Am nächsten Morgen saß Esme am Frühstückstisch, vor sich alle möglichen Speisen angeordnet, und spähte aus dem Fenster auf den trüben Dezembertag.
»Ist es hier immer so im Winter?«
Der Wirt stellte einen Teller mit Schweinswürstchen vor Rafe.
»Leider oft. Das liegt an den Wäldern, wissen Sie? Wir sind davon umgeben, und sie verhindern, dass der Wind den Rauch wegweht.« Er deutete auf den Anblick vor dem Fenster. »Er bleibt hängen.«
Ein Bild, das, wie Loretta bei einem Blick nach draußen dachte, auch auf sie passte. Sie hing irgendwie auch. Zwischen zwei Entscheidungen – nicht ob sie handeln sollte, sondern wann. Vergangene Nacht hatte sie jedes Mal, wenn sie schon fast an der Tür war, um sie zu öffnen und zu Rafe zu gehen, gezögert. Nicht seinetwegen oder gar ihretwegen, sondern wegen seiner Mission.
Die war wichtig, von ihr hing das Wohl und Wehe vieler Menschen ab. Wenn sie den nächsten Schritt überstürzt anging, nur um festzustellen, dass er doch nicht der Richtige für sie war … konnte ihr daraufhin notwendiger Rückzug ihn am Ende dabei behindern, die Mission erfolgreich zum Abschluss zu bringen. Hatte sie das Recht, ihn bei der Erfüllung seiner Aufgabe zu gefährden?
Sie war der Ansicht, das habe sie nicht. Mehr noch, wenn sie ihre Gefühle prüfte, entdeckte sie, dass es ihr wichtig war, ihm dabei zu helfen, sie erfolgreich abzuschließen.
Natürlich könnte sie ihn vielleicht, wenn sie denn den Schritt machte und merkte, dass es mit ihm nicht gut gehen würde, doch davon überzeugen, dass unter den gegebenen Umständen eine Ehe, die einzig auf Ehrgefühl basierte, keine gute Idee sei. Und sie konnten getrennter Wege gehen, ohne sich gegenseitig Vorwürfe zu machen … aber wenn ihr andererseits der nächste Schritt die Erkenntnis brachte, dass sie nicht zusammenpassten, konnte sie das auch einfach für sich behalten und ihm gar nichts sagen, so tun, als sei alles in bester Ordnung, seine Mission als Vorwand benutzen, um weitere Intimitäten zu vermeiden, bis sie England erreichten und seine Aufgabe erfüllt war, und ihm dann erst eröffnen, dass sie ihn nicht heiraten wollte.
Das war unerhört und auch unehrlich, ja. Aber es würde zu keinem Skandal kommen, bis sie wieder in England waren, und sie konnte sich nicht dazu bringen, sich deswegen Sorgen zu machen. Was die Täuschung anging, dann war sie in ihren Augen gerechtfertigt, wenn sie den Erfolg seiner Mission gewährleistete.
Die Michelmarsh in ihr wurde mit jedem Tag, der verstrich, eindeutig stärker.
»Das Münster, lieber Junge, ist die einzige Sehenswürdigkeit, auf die zu besichtigen ich bestehen muss.« Esme trank von ihrem Tee und richtete ihre Augen auf Rafe. »Außerdem kann niemand von uns erwarten, dass wir den ganzen Tag in unsere Zimmer eingesperrt verbringen, wenn wir seit fast einer Woche keinen echten Ausflug gemacht haben.«
Rafe hatte zwar gehofft, aber … mit schmalen Lippen
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