Ein sueßes Versprechen
Willenskraft in diesem besonderen Bereich aufzubringen, war nie seine Stärke gewesen. Doch mit ihr …
Sie war anders. Entschieden anders als alle anderen vor ihr. Sie spielt in einer anderen Liga, auf einer anderen Ebene.
Er wusste, was das hieß, wollte aber nicht darüber nachsinnen. Grübeln … würde ihm nur deutlicher vor Augen führen, wie verwundbar es ihn machte, wenn sie ihm so wichtig war, wenn er sie so heftig begehrte.
Er könnte sehr angenehm den Rest seines Lebens weiterleben, ohne dieses klaffende Loch in seiner persönlichen Rüstung, in seinem emotionalen Schild zur Kenntnis zu nehmen.
Eine Sache war jedenfalls klar. Wenn er das Gefühl unterdrücken wollte, in Bezug auf seine Empfindungen nackt zu sein, wenn er mit ihr intim wurde, ein Gefühl, das sich exponentiell verstärken würde, wenn er sie unwiderruflich zur Seinen machte, wäre es angeraten, darauf zu achten, dass es zu keiner Wiederholung der vergangenen Stunde kam.
Nicht, bis sie wieder in England waren und seine Mission beendet war.
Sich grimmig an diese Absicht klammernd, zog er sich aus, warf sich auf sein Bett und versuchte, sich zum Einschlafen zu zwingen.
Ihr zarter Duft haftete noch an dem Kissen. Stieg ihm in die Nase, legte sich auf seine Zunge und verwirrte ihm die Sinne.
Die unausweichliche Wirkung seiner edelmütigen Enthaltsamkeit ließ ihn nicht los.
Und er fand keinen Schlaf.
Rafe stand weit vor Morgengrauen auf, zog sich an und wartete mit Hassan im Nebel vor dem Gasthof, als die Loreley Regina wie ein Gespenst aus dem Grau auftauchte und am Kai anlegte.
Die Besatzung war leise, aber tüchtig, als sie das Schiff festmachte. Eine Gangway wurde ausgebracht, und ein junger Schiffer kam herunter.
Er entpuppte sich als Kapitän, ein paar Jahre jünger als Rafe. Die meisten Mitglieder seiner Mannschaft waren im selben Alter, waren aber, wie ihm Julius, der Kapitän, versicherte, allesamt erfahrene Flussschiffer und begierig darauf, sich mit der unerwarteten Fahrt ein Zubrot zu verdienen.
Rafe verbrachte eine halbe Stunde an Bord. Nachdem er die Kabinen begutachtet und sich mit dem Schiffskoch unterhalten hatte, nahm er Julius beiseite und erklärte ihm ganz allgemein, was es mit seinem Sonderauftrag auf sich hatte, und wies ihn auf die möglichen Gefahren hin, die damit verbunden waren.
Julius wirkte höchstens nur noch interessierter.
»Ein bisschen Aufregung auf der Reise ist nie verkehrt. Es wird uns eine große Freude sein, dabei zu helfen, diese Heiden zu vertreiben.«
Rafe deutete an, dass die Mannschaft mit zusätzlicher großzügiger Entlohnung rechnen dürfe, wenn die Männer sich bereit erklärten, während der Nacht die Wache zu übernehmen. Julius versicherte ihm, dass er und seine Männer ihm liebend gern dafür zur Verfügung stehen würden.
Und er war unverkennbar entzückt, als Rafe ihm einen Bonus in Aussicht stellte, falls sie rechtzeitig in Rotterdam eintrafen.
»Bis zum neunzehnten? Ich schlage vor, wir legen den ersten Teil der Strecke so rasch wie möglich zurück und können dann nachher das Tempo zurücknehmen.«
Nachdem so alles zu ihrer Zufriedenheit geregelt war, einigten sie sich darauf, in einer Stunde abzulegen.
Rafe kehrte in den Gasthof zurück. Seine Rastlosigkeit ließ nach, als er die vier Frauen wach vorfand. Sie saßen fertig angekleidet am Frühstückstisch und aßen. Ihre gepackten Koffer und Truhen warteten im Foyer.
Er gesellte sich zu ihnen und nahm wie gewohnt links von Esme Platz, Loretta gegenüber. Er war ihrem Blick ausgewichen, aber nachdem er sich bei der Wirtin für den vollen Teller, den sie vor ihn gestellt hatte, bedankt hatte, drehte er sich wieder um und konnte der Versuchung nicht widerstehen, Loretta anzusehen.
Sie fing seinen Blick auf, ihre Augen waren ganz blau und … heiter?
Er war insgeheim verwirrt, aber ehe er noch einmal hinsehen und sich vergewissern konnte, wandte sie sich lächelnd an Esme.
Er konzentrierte sich auf seinen Teller und versuchte sich vorzustellen, was hinter ihrer glatten Stirn wohl vor sich ging, dass sie so ruhig und gelassen wirkte.
Als habe sie alles unter Kontrolle. Die Beobachtung füllte ihn mit einer unguten Vorahnung.
Zum Ende des Frühstücks, als sie sich erhoben und sich gemeinsam von den Wirtsleuten verabschiedeten und sich zur Tür wandten, um sich zur am Kai wartenden Loreley Regina zu begeben, begann er sich zu fragen, was sie wusste, von dem er nichts ahnte.
Eigentlich hatte er sich darauf gefasst
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