Ein sueßes Versprechen
dass er Richards Anteile in seine Finger bekommt.« Esme lächelte. »Es war zutiefst befriedigend.«
Einen Augenblick herrschte Schweigen, dann erkundigte sich Rafe:
»Warum Sie? Warum sich auf Sie und Ihre Anteile einschießen statt einen der anderen?«
Esme hielt einen Finger in die Höhe.
»Ah – da sehen wir die Gerissenheit des Kerls. Die drei anderen Anteilseigner haben männliche Erben, die denken wie ihre Väter und wollen die Argyle Investments in der bewährten Form erhalten. Die Erben kennen die Wünsche ihrer Väter und werden sie ehren. Daher sind neunundzwanzig Anteile außerhalb von Mannings Zugriff.«
Esme blickte Loretta an.
»Er braucht aber weitere fünf, um die anderen zu überstimmen. Und da kommen jetzt meine fünfundzwanzig Anteile ins Spiel. Diese Anteile gehören nun mir, weil Richard sie mir vermacht hat, in dem Vertrauen, dass ich darauf achte, dass sie in seinem Willen verwaltet werden. Wenn ich sterbe, so sind meine Erben du und deine Geschwister. Das ist allgemein bekannt, denn ich habe keine weiteren Blutsverwandten. Ihr seid zu fünft. Manning baut darauf, dass jeder von euch fünf Anteile bekommt. Damit hat er recht.«
»Wenn Sie also von dieser Reise nicht zurückkämen«, fasste Rafe zusammen, »dann hätte Manning fünf weitere Gelegenheiten, die Anteile zu erwerben, die er braucht.«
Esme nickte.
»Und angesichts Lorettas zukünftiger Umstände, all der Mutmaßungen, die in der guten Gesellschaft die Runde machen, nehme ich an, dass Manning ein lebhaftes Interesse daran hat, wer Lorettas Hand gewinnt. Er wird davon ausgehen, dass der erfolgreiche Kandidat ihre Anteile kontrolliert.«
Rafe sah ihr in die Augen.
»Gehe ich recht in der Annahme, dass er nicht recht hat?«
Esme lächelte.
»Ich mag Sie, lieber Junge. Und ja, Sie haben recht, Loretta wird über die Anteile selbst bestimmen, die sie von mir erbt, wie ihre Schwestern auch. Daher werden sie gemeinsam mit Robert und Chester am selben Tisch sitzen und dafür sorgen, dass die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Die anderen Anteilseigner sind mit mir einer Meinung, dass die weibliche Sicht auf die Dinge nicht fehlen darf.«
Rafe vermutete, dass sie es nicht gewagt hatten, dagegen Einspruch zu erheben.
Eine Weile war es still. Er und Loretta wechselten Blicke, dann lehnten sie sich beide wieder zurück. Er stellte sich vor, dass sie wie er alles verdauen wollte, was sie erfahren hatten, um den besten Ausweg zu suchen.
Esme, nahm er an, war leicht beschwipst.
Und zudem in Gedanken in der Vergangenheit.
Schließlich kamen Rose und Gibson, um ihre jeweiligen Herrinnen zu holen, um sich zum Dinner umzukleiden.
Rafe stand auf und sah Esme an.
»Eine Sache noch – wie wahrscheinlich ist es, dass Manning aufgibt?«
Zu seiner Überraschung war Esmes Blick scharf und klar.
»Alles, was ich von ihm weiß, deutet darauf hin, dass er hartnäckig ist. Allerdings gibt es einen Punkt, der uns zugutekommt – aber darüber möchte ich noch ein wenig nachdenken, bevor wir diese Angelegenheit weiter besprechen.«
Rafe runzelte die Stirn, reichte ihr aber seine Hand, um ihr aus dem Sessel zu helfen.
»Welcher Punkt?«
Esme blickte ihn groß an.
»Lieber Junge, nachdem der Preuße im Gefängnis sitzt und nicht mehr mit ihm in Kontakt treten kann, wird Manning, bis ihm das Gegenteil bewiesen wird, davon ausgehen, dass ich tot bin.«
Kapitel 13
Später an diesem Abend stand Rafe mit einem Glas Brandy in der Hand am Fenster des Salons und blickte auf die Lichter von Bingen. Die Loreley Regina hatte im Hafen der Stadt angelegt, unmittelbar bevor sie zum Dinner Platz genommen hatten.
Das Wetter war zu unangenehm, um über Deck zu spazieren, Graupelregen und eisiger Wind. Er war froh, dass es die Crew eingerichtet hatte, die Nachtwachen zu übernehmen, was ihm und Hassan erholsamen Schlaf in der Nacht ermöglichte. Nach dem heutigen Tag war er doppelt dankbar dafür.
Loretta betrat den Salon. Er schaute sich um und hob eine Braue, als sie zu ihm kam.
Esme hatte nur wenig gegessen und war dann vom Tisch aufgestanden; sie hatte erklärt, sie wolle sich gleich zurückziehen. Solch ein Verhalten war ungewöhnlich genug, um alle zu beunruhigen. Loretta hatte Esme in ihre Kabine begleitet.
Loretta blieb neben ihm stehen und seufzte.
»Sie liegt im Bett und ruht sich aus – sie schläft nicht, sondern denkt nach. Als ich sie gefragt habe, ob sie irgendwelche Sehenswürdigkeiten in Bingen besichtigen will, hat sie
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