Ein sueßes Versprechen
war das Einzige, wobei er heute sterben konnte – wenn es keine andere Wahl gab. Dann würde er sich für diesen Weg entscheiden, ohne Zögern und ganz gewiss auch ohne Reue. Sie vor allem musste leben, musste überleben, selbst wenn er nicht da wäre, um ihr Leben mit ihr zu teilen.
Sie wäre anderer Meinung, aber er würde sie einfach nicht fragen.
Der Gedanke beruhigte ihn, gab ihm Gewissheit und verhalf ihm zu der Klarheit, die er benötigte, um in diese Schlacht zu ziehen. Diesen Kampf innerhalb der vier Mauern.
Mit seiner üblichen Nonchalance schritt er zur Vordertür, öffnete sie und trat ein.
Sogleich spürte er zwei Dolchspitzen an seinem Hals. Eine von jeder Seite, jede von einem Assassinen gehalten. Er ließ sein Gesicht ausdruckslos werden und hoffte, sie deuteten das als Schreck. Rasch verschaffte er sich einen Überblick über die Lage hier. Er sah vier andere Assassinen in den Schatten des Eingangsbereichs.
Ein weiterer Mann – ein wesentlich unerbittlicherer, eiskalt und brutal aussehender Assassine – stand genau vor ihm.
Er schaute dem Kerl in die Augen. Was hatte Tony gesagt – Hauptmann der Leibwache der Schwarzen Kobra?
Mit einem Finger tippte sich der andere an die Lippen, dann gab er Rafe stumm zu verstehen, die Tür hinter sich zu schließen.
Mit langsamen bedächtigen Bewegungen gehorchte er und versuchte nicht daran zu denken, wie massiv die Tür war, als sie leise hinter ihm ins Schloss fiel und ihn von den anderen draußen abschnitt.
Der Hauptmann – Rafe entschied, ihn so zu nennen – lächelte, was vollkommen humorlos und eiskalt wirkte.
»Unser Anführer, die Schwarze Kobra, wird besonders erfreut sein, Sie zu sehen, Captain Carstairs.« Zu seinen Männern sagte er: »Nehmt ihm den Säbel ab.«
Rafe reagierte nicht, als der Assassine zu seiner Rechten den Griff seines Säbels fasste und dann langsam die Klinge aus der Scheide zog.
Der Hauptmann machte eine ruckartige Kopfbewegung, worauf beide Assassinen einen Schritt nach hinten machten und ihre Dolche sinken ließen, sie aber nicht wegsteckten.
»Sie werden nichts tun, was uns dazu verleiten könnte, der jungen Dame etwas anzutun, die gegenwärtig bei der Schwarzen Kobra sitzt – unser verehrter Anführer nennt sie Loretta.«
Die Lippen grimmig zusammenpressend, nickte Rafe. Also war die Schwarze Kobra im Salon.
Der Hauptmann lächelte wieder.
»Gut.« Er schien es zu genießen, dass Rafe seiner Gnade ausgeliefert war. Dann schaute er den Assassinen zu Rafes linker Seite an und befahl: »Durchsuch ihn.«
Langsam, gehorsam hob Rafe die Arme. Der Assassine durchsuchte seine Taschen, die Säume seines Rockes, klopfte seine Kleidung ab, suchte eindeutig nach dem Brief. Rafe wartete, aber der Mann bezog seine Stiefel nicht mit ein – und so entging ihm das Messer, das Rafe dort im Schaft verborgen hatte.
Nicht dass ihm das Messer in dieser Lage viel nützen würde.
Der Assassine trat zurück und schüttelte den Kopf.
Leise Schritte auf der Treppe erklangen, worauf alle dorthin schauten. Ein älterer Inder mit langem schwarzem Bart tauchte auf. Als er an der letzten Stufe angekommen war, blieb er stehen und musterte Rafe eindringlich, dann runzelte er die Stirn und kam näher.
Der Alte mit den schwarzen Augen ließ seinen Blick über Rafe wandern, dann kehrte er zu seinem Gesicht zurück.
Der Berater der Schwarzen Kobra? Das schien wahrscheinlich. Der Mann trug die Kleidung eines Zivilisten, aber die Bosheit in seinem Blick war fast greifbar.
Schließlich schaute der Berater den Hauptmann an.
»Ich habe das gesamte Obergeschoss durchsuchen lassen – der Brief ist nirgends zu finden.«
Der Hauptmann dachte nach, dann schaute er Rafe an.
»Wir haben die junge Dame noch nicht durchsucht.«
»Sie hat ihn nicht.« Rafe sagte das mit seiner gewohnt gedehnten Sprechweise.
Nicht überrascht hob der Hauptmann eine Augenbraue.
»Und wo ist dann dieser so wichtige Brief?«
Rafe erwiderte seinen Blick ungerührt.
»Ich bin der Einzige, der weiß, wo er sich befindet. Das sollte Sie nicht überraschen. Vielleicht ist es an der Zeit, mich zu Ihrem verehrten Führer zu bringen, damit er und ich besprechen können, was er bereit ist, dafür zu geben, im Gegenzug für den Beweis – den unwiderlegbaren Beweis – seiner Schlechtigkeit.«
Der Hauptmann betrachtete ihn einen langen Augenblick, dann schaute er zu dem Berater, der Rafe aus schmalen Augen beobachtet hatte.
Nach einem wortlosen Austausch zwischen den
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