Ein sueßes Versprechen
Chancen als aussichtslos ein. Jeder Mann hier und all die anderen in der Eingangshalle beteten ihre Frauen an, verehrten sogar Frauen ganz allgemein, aber wenn es um schlechte Menschen ging – war ein Bösewicht ein Bösewicht, egal, welches Geschlecht er hatte.
Devil nickte in ihre Richtung und erkundigte sich mit leiser Stimme:
»Was jetzt?«
Royce hatte den Moment aufgeschoben, hatte erst sichergehen wollen, dass er seine Reaktionen unter Kontrolle hatte und sachlich auftreten konnte, wie es das Gesetz, das er vertrat, verlangte. Er beschloss, sich von seinem Instinkt leiten zu lassen, drehte sich um und betrachtete die Gestalt auf dem Boden. Dann durchquerte er auf leisen Sohlen den Raum und ging neben ihr in die Hocke und legte den Kopf schief, sodass er ihr Gesicht sehen konnte – und sie seines.
Nach einem Moment bemerkte er:
»Ich weiß, dass Sie bei Bewusstsein sind.«
Unter ihren Lidern öffnete sich ein schmaler eisblauer Schlitz.
Er lächelte.
»Ich könnte Sie jetzt ohne größere Anstrengungen töten und uns allen die Mühe sparen, Sie den Behörden zu übergeben und dann einen Gerichtsprozess gegen Sie anzustrengen. Natürlich würde Ihnen das die Erfahrung ersparen, in eine kalte feuchte Zelle gesperrt zu werden, als gnadenlose Verbrecherin ohne Skrupel oder Reue gebrandmarkt zu werden und daher den Erniedrigungen ausgesetzt, die das – wie ich Ihnen versichern kann – nach sich ziehen wird.«
Er blickte auf seine Hände, als denke er darüber nach, als läge er mit sich im Widerstreit.
»Dann tun Sie es doch.« Ihre Stimme war für eine Frau ungewöhnlich tief, leise und sinnlich. Als er sie anschaute, erwiderte sie seinen Blick. »Töten Sie mich jetzt. Das wollen Sie doch.« Ihre Lippen verzogen sich. »All die anderen – Ihre Marionetten – wollen, dass Sie das tun. Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber ich weiß, dass Sie mächtig genug sind, dass niemand nachfragen oder Sie deswegen zur Rede stellen wird.«
Als er nicht reagierte, fuhr sie fort:
»Worauf warten Sie? Dass ich um Absolution bitte?« Sie lachte leise, ein trockenes humorloses Lachen. »Ich bedauere nichts. Wie Sie ganz richtig gesagt haben, keine Reue. Solche Gefühle sind nur etwas für Schwächlinge und Narren.«
Er gestattete sich ein Lächeln. Sie hatte die eine Frage beantwortet, die noch offen gewesen war.
»Ich bin Wolverstone. Und ich bin wahrscheinlich der Einzige in ganz England, der Sie ungestraft umbringen könnte.« Er ließ eine Sekunde verstreichen, dann wurde seine Miene hart, unnachgiebig. »Es gibt nur einen Haken.«
Er schaute wieder auf seine Hände.
»Diese Hände« – er hielt sie hoch, lange kräftige Finger, tödlich gefährlich – »liebkosen meine Frau, streicheln meinen Kindern über den Kopf.« Er sah ihr in die Augen. »Ich könnte sie unmöglich durch Sie besudeln.«
Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen, in denen maßloser Hass glitzerte.
Sein Lächeln vertiefte sich.
»Nein, ich denke eher, ich überlasse Sie dem zweifelhaften Mitgefühl Ihrer Gefängniswärter und Ihres Henkers.«
Er erhob sich und blickte sie leidenschaftslos an, jetzt sicher, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
»Wenn es Ihnen ein Trost ist, ich nehme an, Ihre Hinrichtung wird einen neuen Rekord an Schaulustigen aufstellen.«
Damit drehte er sich um und ging – und ließ die Schwarze Kobra blass, geschwächt und hilflos auf dem Boden liegen.
Kapitel 21
Niemand hatte erwartet, dass dieser Tag mit einem solchen Triumph enden würde, daher war die Zusammenkunft am Abend spontan angesetzt worden und zwanglos, aber die Gefühle der Beteiligten – die Erleichterung, der Triumph, das Verlangen zu teilen – kamen dennoch nicht minder von Herzen.
Royce blickte auf den zu seiner ganzen Länge ausgezogenen Tisch in seinem Speisesalon und lächelte, als sein Blick über die Gesichter glitt, viele vertraute Gesichter von alten Freunden.
Alle waren bester Stimmung und unterhielten sich angeregt.
Die Cynster-Ladys und Chillingworth’ Francesca waren am Nachmittag eingetroffen und eingeladen worden, Minerva, den Gattinnen der Mitglieder des Bastion Clubs und den drei Damen, die selbst und ganz persönlich ihren Teil zum Niedergang der Schwarzen Kobra beigetragen hatten, Gesellschaft zu leisten.
Ausnahmslos alle Damen hatten vor dem Haus gewartet, an den Stufen oder unter dem Vorbau, um ihre Männer willkommen zu heißen, als die unter Royce’ Kommando vereinte Truppe endlich nach Elveden
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