Ein sueßes Versprechen
Grange zurückkehrte.
Nur selten war eine Heimkehr so schön gewesen. Es gab ein paar Blessuren, Kratzer, Abschürfungen und die eine oder andere Schnittwunde, die verarztet werden musste. Charles bekam allerdings Ärger mit seiner Frau, weil er versuchte, seine Verwundung als unbedeutend abzutun. Dass sie als Gruppe praktisch ohne ernsthafte Verletzungen aus dem finalen Zusammenstoß hervorgegangen waren, war mehr ihrem Zusammenhalt und ihrer guten Kameradschaft zuzuschreiben, dass sie Seite an Seite gekämpft hatten und alle auf die anderen aufgepasst hatten, als ihrem zweifellos vorhandenen Geschick im Umgang mit Waffen.
Keiner der Assassinen hatte sich ergeben. Sie mussten alle getötet werden, und keiner seiner Männer hatte sich dieser Notwendigkeit verschlossen. Royce war auf sie alle stolz.
Natürlich hatte Minerva, nachdem sich die erste Aufregung nach ihrer Ankunft gelegt hatte, verkündet, dass alle zum Essen bleiben müssten.
Da die Anwesenden natürlich gespannt auf Rafes Bericht über seine Reise warteten, hatten auch alle diese Einladung bereitwillig angenommen.
Nach dem Essen fanden sich alle im Empfangssalon ein. Da alle Stühle, Sessel, Bänke und Sofas besetzt waren, stand Rafe vor dem Kamin neben Lorettas Sessel und erstattete Bericht.
Minerva, Honoria, Clarice und Letitia kannten Lorettas Großtante Esme als Freundin von Lady Osbaldestone. Esmes Abreise aus dem Kloster bei Bingen musste so schnell wie möglich veranlasst werden. Rafe war zusammen mit Gabriel und unterstützt von Christian und Tristan bestimmt worden, sich um Sir Charles Manning zu kümmern.
Am Ende der Schilderung angekommen – nicht nur seiner Reise, sondern auch Dels, Gareth’ und Logans –, waren alle Damen in ihren Bann gezogen.
Als das letzte Puzzleteilchen an seinen Platz gelegt und die Identität der Schwarzen Kobra enthüllt worden war, war Royce nicht der einzige Mann, der ironisch lächelte. Bis auf die Letzte waren die Damen so erbost und empört, dass er ehrlich dankbar war, dass keine von ihnen auch nur annähernd irgendwo in der Nähe des Laughing Trout Inn gewesen war.
Das Weibchen ist so viel tödlicher als das Männchen. Jeder der hier versammelten Männer wusste gut, wie sehr das stimmte. All ihre Frauen waren die sanftmütigsten und freundlichsten Wesen – bis jemand die bedrohte, die ihnen am Herzen lagen, vor allem ihre Ehemänner oder ihre Kinder. Wehe dem, der das nicht rechtzeitig merkte.
»Mir scheint«, sagte Royce und fing Christians Blick auf, »dass der Hauptfehler der Schwarzen Kobra darin bestand, nicht das Prinzip zu berücksichtigen, das sie selbst ausgenutzt hat. Sie hat Loretta nicht als potenzielle Bedrohung wahrgenommen. Sie dachte, sie hätte keine Waffe bei sich, sodass sie sie nicht durchsuchen ließ.«
Mit einem Weinglas in der Hand nickte Christian.
»Sie hat sich auch nicht vorstellen können, dass Loretta etwas unternimmt, als sie ihren Tod befohlen hat, was überaus dumm war.«
»Finden Sie das?« Honoria, die rechts von Royce saß, hielt nachdenklich ihren Kopf schräg. »Genau genommen ist doch nach allem, an was wir uns von ihr erinnern, Alexandra Campbell, geborene Middleton, nie verliebt gewesen, hatte nie eigene Kinder, ist nie von diesem seltsamen Gefühl heimgesucht worden – wie also sollte sie wissen können, wie eine Frau, die liebt, reagiert?«
Aus diesem Blickwinkel betrachtet … Royce nickte.
»Guter Einwand.«
»In der Tat. Und noch etwas, woran wir Frauen uns erinnern, ist vielleicht interessant.« Honoria beugte sich vor und schaute in die Runde. Alle Förmlichkeit aufgebend – wie sie es alle getan hatten –, rief sie etwas Letitia zu, die ein gutes Stück entfernt von ihr saß: »Letitia, du hast es am besten ausgedrückt – das mit Shrewton und Alexandra.«
»Über ihre möglichen Motive?« Bei Letitias Worten schwiegen die Männer. Sie lächelte und zog mit der ihr eigenen Theatralik alle in ihren Bann. »Alexandra ist das einzige Kind von Viscount Middleton und seiner Gattin, aber sie ist eindeutig ein Sprössling von Shrewton. Eigentlich scheint sie ihm in Charakter und Temperament sogar ähnlicher zu sein als es sogar Roderick war, und das ist fast mit Sicherheit das, was sie auf die Idee gebracht hat, Roderick und Daniel Thurgood, Shrewtons unehelichen Sohn, zu benutzen, um ihre Ziele zu erreichen.«
Letitia breitete die Hände aus.
»Man muss bedenken, dass Alexandra als Tochter der Middletons bestenfalls am unteren Rand der guten
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