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Ein sueßes Versprechen

Ein sueßes Versprechen

Titel: Ein sueßes Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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heftiges Gefühl, und Robert hatte sich, unterstützt und bestärkt von Catherine, dem Ziel gewidmet, der erste Michelmarsh der Geschichte zu sein, der zurückhaltend, gesetzt und anständig war, fast so gefühllos, dass es eigentlich nicht mehr darauf ankam.
    In seinem Fall war dieses Auftreten nicht angenommen.
    Robert war das weiße Schaf in einer Familie wenn nicht voll schwarzer Schafe, so doch immerhin scheckiger. Die Michelmarshs waren der Überschwang in Person und waren das immer gewesen, bis in die Zehenspitzen extrovertiert.
    Alle bis auf Robert.
    Im Alter von zwölf Jahren verwaist und unter Roberts Vormundschaft gestellt, in seine Familie geholt und unter Catherines wohlmeinende, aber manchmal erstickende Fittiche genommen, hatte Loretta früh begriffen, dass es am einfachsten war, wenn sie sich den Anschein gab, angepasst zu sein.
    Über die Jahre war es ihr zur Angewohnheit geworden, diesen Weg als den leichtesten Weg zu nehmen. Sie hatte rasch entdeckt, dass das viele Vorteile mit sich brachte, vor allem den, dass es ihr die Mühe ersparte, auf gesellschaftlichen Anlässen die Runde zu machen, die sie insgesamt als überflüssig ansah. Den Blick gesenkt zu halten und nur leise zu sprechen ermöglichte es ihr, am Rand des Ballsaales zu stehen oder in einem Empfangssalon zu sitzen und an andere Sachen zu denken. An Sachen, die sie gelesen hatte, oder Angelegenheiten, die wesentlich anregender waren als die Gesellschaft um sie herum.
    Sie hatte erkannt, dass es vieles gab, was für zurückhaltendes Betragen sprach. Man konnte es dazu nutzen, alle möglichen Betätigungen zu vermeiden, mit denen sie nicht belästigt werden wollte.
    Wie beispielsweise sich mit Herren abzugeben, an denen sie gar nicht interessiert war.
    Gewöhnlich wirkte es.
    Nur hatte es leider einige gegeben, die sich von dem Anschein angezogen gefühlt hatten, den sie sich gegeben hatte. Angesichts des Umstandes, dass sie jahrelange Übung darin besaß, diesen Anschein zu wahren, hatte es sich als nahezu unmöglich herausgestellt, ihnen begreiflich zu machen, dass es die zurückhaltende und züchtige junge Dame, die sie für die perfekte Ehekandidatin hielten, gar nicht gab. Wenigstens nicht in ihrer Person.
    Daher rührte ihre kategorische und sofortige Ablehnung aller Anträge.
    »Meine Liebe.« Robert verschränkte die Hände, senkte das Kinn und betrachtete sie ernst unter seinen buschigen Brauen. »Ich befürchte sehr, dass es bezüglich deiner gegenwärtigen Einstellung allen Verehrern gegenüber so nicht weitergehen kann. Du wirkst, wie alle mir hier sicher beipflichten werden, wie ein Muster holder Weiblichkeit und wirst deswegen als die perfekte Ehefrau von all denen angesehen, die eine solche Frau suchen. Lord Eggles würde für dich einen ausgezeichneten Ehemann abgeben. Da ich ihm bereits die Erlaubnis erteilt habe, dir seine Aufwartung zu machen – wie ich es auch bei den letzten sieben Herren getan habe –, muss ich dir dringend nahelegen, es dir noch einmal zu überlegen.«
    Loretta blickte Robert an.
    »Nein.« Verärgerung und Zorn machten sich in ihr breit, aber sie drängte beides zurück, atmete tief durch und fügte mit ruhiger, gemessener Stimme hinzu: »Ich kann nicht glauben, dass du willst, dass ich einen Gentleman heirate, für den ich nichts empfinde.«
    Catherine runzelte die Stirn.
    »Aber …«
    »Ich bin überzeugt«, fuhr Loretta fort, »dass letztlich ein passender Gentleman erscheint und um meine Hand anhält. Bis dahin werde ich selbstverständlich alle Anträge von den Herren ablehnen, die nicht …« Sie stockte.
    »Deinen Erwartungen gerecht werden?«, schlug ihr jüngerer Bruder Chester vor.
    Er hatte ihr die Worte aus dem Mund genommen.
    Seine blauen Augen auf ihr Gesicht gerichtet, sprach Chester weiter.
    »Dein Problem, meine liebe Schwester, besteht darin, dass du – Inbegriff von Anstand und Zurückhaltung, der du zu sein scheinst – die falsche Sorte Männer anlockst.«
    »Unsinn!« Catherine schüttelte ihren Schal auf wie eine gekränkte Henne ihr Gefieder. »Lord Eggles ist ebenfalls ein mustergültiger Gentleman.«
    »Genau, was ich meinte«, versetzte Chester.
    »Ich habe keine Ahnung, was du meinst«, erwiderte Catherine.
    Das mochte stimmen, aber Loretta wusste das sehr wohl. Sie war auch schon darauf gekommen, aber es erschreckte sie nun doch, dass selbst der einundzwanzigjährige Chester ihre Maske durchschaute … und das gleiche Problem erkannt hatte, das sie auch im Verdacht

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