Ein sueßes Versprechen
für uns – wir sind nicht zu unterscheiden von allen anderen Besuchern hier, die die Sehenswürdigkeiten besichtigen wollen.«
Er kann also in seiner Wachsamkeit ein wenig nachlassen und mich vielleicht sogar ansehen, wenn er mit mir spricht. Loretta verkniff sich die Äußerung, sie war sich nicht wirklich sicher, wo sie herkam.
Direkt vor ihnen blieb Esme stehen. Sie stellten sich alle zu ihr, und sie zeigte auf etwas.
»Als Richard und ich das letzte Mal hier waren, sind wir in einer reizenden kleinen Herberge untergekommen, gleich bei dem Platz dort.«
Der Platz, auf den sie zeigte, befand sich in der Mitte dessen, was, wie sie anhand der Dächer erkennen konnten, eines der wohlhabenderen Viertel der Stadt war.
»Viele Botschaften sind dort in der Nähe.« Esme lächelte. »Es war ein reges gesellschaftliches Treiben, vom Morgen bis zum Abend.«
Von ihrem Aussichtspunkt aus konnten sie auch ein Stück von dem Platz selbst sehen. Loretta erhaschte einen Blick auf zwei Männer in langen schlichten Mänteln, die an der einen Seite auf und ab gingen. Sie trugen eine Art Turban, um die sie dünne schwarze Schals gewickelt zu haben schienen, deren Enden in der Brise flatterten.
Die Augen auf die Gestalten gerichtet, fasste sie Rafe am Arm und verstärkte den Druck ihrer Finger.
»Sind das dort Sektenanhänger?«
Sie wusste die Antwort, spürte sie in dem Verkrampfen seiner Muskeln unter seinem Ärmel, noch bevor er murmelte:
»Ja.« Nach einem Moment fügte er hinzu: »Ich habe sie heute Vormittag schon gesehen, und da schienen sie genau wie jetzt zu patrouillieren.«
»Dort drüben sind noch mehr«, murmelte Rose.
Sie schauten dorthin, wo sie hinzeigte, und sahen ein weiteres Paar, ganz ähnlich gekleidet, eine der mondäneren Straßen entlanggehen.
»Ein Stück weiter gibt es noch einmal eine Stelle, von der aus man einen guten Blick auf die besseren Gegenden hat«, bemerkte Esme. »Sollen wir dorthin gehen?«
Das taten sie, und von dieser anderen Position aus entdeckten sie noch einmal vier weitere Männer der Schwarzen Kobra. Wie die anderen auch, schienen sie einfach umherzulaufen.
»Sie sind augenscheinlich nur in den besseren Stadtvierteln«, erklärte Loretta.
»Genau genommen«, sagte Esme, »wenn mich die Erinnerung nicht trügt, sind dies die Straßen und Plätze in der Stadt, an denen die besseren Hotels liegen, die Hauptanlaufstellen für Reisen mit Kutschen.«
Rafe nickte.
»Sie halten nach uns Ausschau, warten auf unsere Ankunft.«
»Was bedeutet, dass sie nicht wissen, dass wir bereits hier eingetroffen sind.« Loretta schaute ihm ins Gesicht.
Es war unverkennbar grimmig, als er antwortete:
»Noch nicht.« Er blickte Esme an. »Möchten Sie noch etwas anderes sehen?«
Den Blick nicht von den Sektenanhängern wendend, schüttelte Esme den Kopf.
»Ich glaube, ich habe alles gesehen, was ich sehen muss.«
Sie brauchten eine Weile für den Weg von den Wällen zurück auf die Straße.
Sobald sie wieder in die Nähe des Flusses kamen, fühlte sich Rafe verpflichtet, Esme zu fragen, ob sie in einem der gemütlich aussehenden Wirtshäuser zu Mittag einkehren wollte.
Zu seiner Erleichterung schüttelte sie den Kopf.
»Nein, nein. Wir können lieber ein zweites Frühstück einnehmen, wenn wir wieder auf dem Schiff sind. Ich glaube, ich ruhe mich nachher lieber aus.«
Es war das erste Mal, dass er hörte, dass Esme tagsüber ruhen wollte, aber auch wenn sie noch voller Elan wirkte, war sie doch eindeutig nicht mehr die Jüngste. Ihm entging der erstaunte Blick nicht, den Loretta ihr zuwarf, als sei das auch für sie eine neue Entwicklung.
Aber er würde Esme nicht widersprechen.
Er fühlte sich hin- und hergerissen, ob es wünschenswert wäre, einem der Männer der Schwarzen Kobra zu begegnen oder nicht. Dann wüssten sie, ob ihre Verkleidung gut war. Aber nachdem sie acht gesichtet hatten, war es wesentlich wichtiger, vor allem, da sie in Begleitung von Loretta, Esme und deren Zofen unterwegs waren, erst einmal die Sicherheit des Schiffes zu erreichen.
Er wollte seinen Instinkten nicht zuwiderhandeln.
Sie betraten eine der schmaleren Gassen, die zum Kai führten, und waren nur noch zwei Blocks vom Ufer entfernt, als ihnen sechs Männer entgegenkamen, die plötzlich nebeneinander gingen und ihnen so den Weg versperrten.
Rafe packte die Frauen und schob sie in einen überdachten Hauseingang. Da es Mittag war, lag die Straße verlassen.
Weil er die sechs Männer nicht aus den
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