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Ein sueßes Versprechen

Ein sueßes Versprechen

Titel: Ein sueßes Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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steuern konnte, wenn die Leute sie für schüchtern und züchtig hielten, für furchtsam und still.
    Wenigstens war das Leben einfacher zu steuern gewesen, bis ein Verehrer zu viel um ihre Hand angehalten hatte.
    Sie hatte sich – irgendwo in der Nähe von Madrid – damit abgefunden, dass sie nicht nach London zurückkehren konnte und ihr altes Leben wieder aufnehmen, denn das war nichts anderes gewesen als eine Bequemlichkeitslüge. Was sie nicht gehabt hatte und immer noch nicht hatte, das war eine Vorstellung davon, wie sie ihr Leben gerne führen wollte, wer sie stattdessen sein wollte.
    Sie selbst natürlich. Indem sie ihre züchtige Maske fallen ließe, würde sie sich nicht damit zufriedengeben, einfach eine andere an ihre Stelle zu setzen. Nein, jetzt galt es herauszufinden, wer Loretta Michelmarsh in Wahrheit war.
    Erst wenn sie das wusste, würde sie sich sicher sein können, wie sie sich verhalten sollte.
    Während der Reise hatte Esme sie unermüdlich herausgefordert, auf die eine oder andere Weise dazu angehalten, zu hinterfragen, wer sie war, sodass sie die notwendige Antwort entdecken würde. Die größte Herausforderung, die Esme ihr bisher in den Weg geschoben hatte, war Rafe Carstairs.
    Er hatte sie bereits gefordert – sie aus ihren üblichen Verhaltensmustern geholt – bis sie ihn am Ende geküsst hatte.
    Und er hatte den Kuss erwidert, was wiederum ihre Neugier geweckt und derart angestachelt hatte, dass sie ihm am liebsten so lange zugesetzt hätte, bis er sie wieder küsste. Ein überaus lästiger Drang.
    Aber vor allem sorgte er dafür, dass sie Sachen fühlte.
    In der kurzen Zeitspanne, die sie ihn nun kannte, hatte sie mehr Gefühle durchlebt – Aufregung, Freude, Glück, ein Aufflackern von Furcht, Verärgerung und Wut sowie etwas, von dem sie vermutete, dass es sich um Verlangen handelte –, und sie hatte diese Gefühle intensiver verspürt, als sie es sich je hätte vorstellen können.
    Einfach nur in seiner Gesellschaft zu sein bewirkte, dass sie sich lebendiger fühlte als je zuvor. Er weckte in ihr den Wunsch, sich einfach ins Leben zu stürzen, ohne sich lange über mögliche Gefahren oder Hindernisse auf ihrem Weg zu sorgen. Er war ein machtvolles Lockmittel, als Michelmarsh zu leben – mit überschäumender Freude.
    Sie musste sie nicht ansehen, um zu wissen, dass Esme sich in ihrem Erfolg sonnte.
    Aber tief im Inneren war sie sich nicht sicher. Sie hätte ihre Reaktion verstehen können, die Veränderungen in sich, wenn Rafe der Mann ihrer Träume gewesen wäre. Aber sie konnte nicht erkennen, wie er das sein sollte.
    Sicher, er sah gut genug aus, aber er war auch hochfahrend und arrogant, gebieterisch und sogar diktatorisch, wenn es ihm gelegen kam, charmant, wenn das erfolgversprechender schien, das zu bekommen, was er wollte. Er war autokratisch und mürrisch, wenn ihm etwas in die Quere kam, und brummte wie ein Bär, wenn er seinen Willen nicht bekam.
    Aber am schlimmsten war, dass sie sich ziemlich sicher war, ihn wohl niemals kontrollieren zu können – dazu war er einfach zu willensstark. Gleich und gleich erkannte sich in diesem Bereich, und da er niemals imstande sein würde, sie zu kontrollieren, war das nicht unbedingt vielversprechend in Bezug auf den ehelichen Frieden.
    Eher auf ein interessantes Eheleben.
    Aber sie war kein hirnloses Dummchen, das sich einfach in irgendetwas hineinstürzte, ohne es sich zuvor gründlich zu überlegen. Bis sie entdeckt hatte, wer sie wirklich war, sollte sie lieber dem Weg der Weisheit folgen und ihn auf Armeslänge Abstand halten.
    In der Zwischenzeit … ihr wurden die Augenlider schwer. Sie seufzte und entspannte sich.
    An der Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit erlebte sie noch einmal die aufregenden Momente in der Kathedrale.
    Sie musste zugeben, es gefiel ihr, sich so lebendig zu fühlen.
    Esme wäre glücklich. Und ihre eigenen Schwestern auch.
    Welcher Weg auch immer ihr vorherbestimmt war, die anständige und schüchterne Loretta Michelmarsh gehörte eindeutig der Vergangenheit an.

Kapitel 5
    1. Dezember 1822
An Bord der Uray Princep, vor Anker in Wien
    »Ich kann es nicht erwarten, die Läden zu sehen!«, rief Frau Heinrich begeistert. »Weihnachten hier in Wien wird einfach wundervoll sein.«
    Frau Gruber pflichtete ihr bei.
    »Ich bin ja so froh, dass Wilhelm vorgeschlagen hat, dass wir unsere Reise hier unterbrechen.«
    Loretta lächelte und schlenderte weiter, ging durch den Salon und blieb hier und da stehen

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