Ein sueßes Versprechen
dem einverstanden war, was ihre unmögliche Verwandte vorhatte.
Im Gegensatz dazu strahlte Esme in dem Moment auf, als sie seiner ansichtig wurde.
»Da sind Sie ja, mein lieber Junge. Gerade rechtzeitig, um meine großartigen Neuigkeiten zu erfahren. Loretta, ich und natürlich auch Sie werden heute Abend am Winterball in der Hofburg teilnehmen.«
Er blieb vor den Sesseln stehen und starrte sie an, überzeugt, dass er sie nicht richtig verstanden haben konnte.
»Der Winterball?« Er sah zu Loretta; ihre Grimasse verriet ihm, dass der Ausflug nicht ihre Idee war, ja, dass sie sich sogar dagegen ausgesprochen hatte, aber Esme nicht davon hatte abbringen können.
»In der Tat!«, fuhr die unverbesserliche Grande Dame fort. »Ich habe einige Jahre in Wien gelebt, und habe, wenn ich so sagen darf, viele Freunde in wichtigen Stellungen hier.« Esme lächelte weiter entzückt. »Natürlich habe ich ein paar meiner liebsten Freunde benachrichtigt und ihnen gesagt, es werde schwierig werden, mich zu besuchen, da wir ja nicht lange in der Stadt sind.« Sie sah ihn unter hochgezogenen Brauen an. »Ich wusste ja, Sie würden es nicht gutheißen, wenn wir kreuz und quer durch die Stadt fahren und Besuche machen. Nun jedoch ist eine meiner liebsten Freundinnen auf die brillante Idee gekommen, Einladungen für uns für den Ball heute Abend zu besorgen. All meine alten Freunde werden dort sein, sodass ich sie sehen werde.« Sie nahm drei goldgeränderte Einladungskarten von ihrem Schoß und hielt sie hoch. »Die Einladungen sind gekommen, während Sie unterwegs waren.«
Sie war ehrlich entzückt, aufrichtig begeistert.
Alles, was er darin erkennen konnte, war eine Katastrophe.
»Es sind überall in der Stadt Sektenanhänger.«
»Aber wir werden mit der Kutsche fahren, mein lieber Junge. Sie werden Sie überhaupt nicht zu Gesicht bekommen. Ich habe auch schon bereits alles organisiert. Die Kutsche wird um neun Uhr heute Abend hier sein, um uns alle abzuholen.«
»Der Eingang zur Hofburg …« Während er dazu noch ansetzte, wusste er schon, dieses Argument zog nicht.
Sicher, Esme lachte.
»Die Sektenanhänger werden bestimmt nicht auf einem Ball nach Ihnen suchen. Und sie werden auch ganz bestimmt nicht imstande sein, auf das Gelände der Hofburg oder gar in den Palast zu gelangen. Wenn es einen Ort gibt, an dem Sie vor den gedungenen Helfern der Schlange sicher sein können, dann ist das auf dem Hofball, umgeben von der Crème de la Crème der österreichischen Gesellschaft.«
Er suchte verzweifelt nach einem Grund, gegen den Plan Einspruch zu erheben.
Esme sah ihn an.
»Und natürlich werden wir, ob Sie uns nun begleiten oder nicht, teilnehmen.« Sie winkte mit den Einladungskarten. »Die hier sind nicht leicht zu bekommen, und schon gar nicht so kurzfristig. Jetzt, da sie für mich besorgt worden sind, muss ich auch hingehen.« Sie sah zu Loretta. »Und Loretta natürlich auch.«
Als er Esme in die Augen schaute, erkannte er, dass das hier ein Gefecht war, das er nicht gewinnen konnte. Er konnte nichts sagen, um sie davon abzubringen, und letztendlich hatte er ihr ja auch nichts zu sagen.
Jetzt verstand er den Ausdruck in Lorettas Augen. Resignation.
Er kniff die Augen zusammen und knurrte praktisch:
»Nun gut.« Er drehte sich um und ging zur Tür. »Ich werde in die Stadt müssen und einen Schneider aufsuchen. Ich habe vergessen, meine Abendkleidung einzupacken.«
»Ausgezeichnet, mein lieber Junge. Sie werden es nicht bereuen.«
Auf der Türschwelle blickte er noch einmal zurück, erst zu Esme, dann zu Loretta. Wenigstens würde er sie in einem Abendkleid zu sehen bekommen.
Während er wieder zum Aussichtsdeck emporlief, um Hassan von der neuen Entwicklung zu unterrichten, musste er daran denken, dass es seinem Zustand, wann immer es um sie ging, andererseits alles andere als zuträglich wäre, Loretta Michelmarsh in einem Abendkleid zu sehen.
Eine halbe Stunde später saß Loretta am Schreibtisch im Salon der Luxuskabine und schrieb hastig.
»Wunderbar!«, murmelte sie dabei vor sich hin. »Ein Ball. Genau der hat mir noch gefehlt.«
Esme ruhte sich in ihrer Kabine aus. Rose und Gibson waren in Lorettas Kabine und richteten ihr Ballkleid sowie die notwendigen Accessoires her.
Schließlich legte sie ihre Feder nieder und tupfte das Blatt trocken, dann las sie noch einmal das Geschriebene durch. »Berge nah und fern.« Sie hatte sich wieder an die Nacht auf dem Aussichtsdeck erinnert, an den Anblick der
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