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Ein Tag ohne Zufall

Ein Tag ohne Zufall

Titel: Ein Tag ohne Zufall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pearson Mary E.
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wirklich zu beschäftigen. Er hat mir zugehört.
Richtig
zugehört. Mir. Er hat nicht nur so getan, wie die anderen in der Schule. Es war wichtig, was ich zu sagen hatte … jedenfalls für ihn.«
    Seth und Mira kriegen sich gar nicht wieder ein und stellen Fragen über Fragen. Mira umarmt Aidan sogar spontan, wird aber sofort knallrot, als sie merkt, was sie getan hat. Aidan dreht sich nach mir um.
    »Du hast noch gar nichts dazu gesagt, Des. Wie findest du das?«
    Ich will keine Spielverderberin sein, weil ich ja weiß, was Aidan von dergleichen hält, aber er hat mich nun mal gefragt. »Ich dachte gerade über Zufälle und schicksalhafte Fügungen nach.«

11
    Zufälle und schicksalhafte Fügungen ziehen sich wie ein roter Faden durch unser ganzes Leben. Bei manchen Leuten ist es ein goldener Faden. Will und Caroline Faraday waren allem Anschein nach zum Glücklichsein geschaffen. Das weiß ich von Tante Edie. Sie hat es mir erzählt. Oft. Wie eine Geschichte, die man immer wieder vorliest. Sie wollte damit erreichen, dass ich meine Eltern kennen- und verstehen lerne. Dass ich ihre einzige Schwester verstehen lerne.
    Die beiden haben jung geheiratet, »ohne einen roten Heller in der Tasche«, wie sich Tante Edie ausgedrückt hat. Aber ihre Zukunft konnte einfach nur rosig werden. Will war Pilot, und Caroline konnte gut mit Zahlen umgehen. Sie zogen einen Kurierdienst auf. Das erste Flugzeug war noch geleast, ihr Büro war der Küchentisch in ihrer Wohnung. Sie nahmen jeden Auftrag an, den sie kriegen konnten, und schon bald konnten sie das Flugzeug kaufen und noch zwei weitere dazu. Von da an schien sich alles, was sie anfassten, in eine Goldgrube zu verwandeln. Schon nach wenigen Jahren war aus ihrer kleinen Kurierdienstfirma ein erst amerikaweites und schließlich internationales Transportunternehmen geworden. Sie weiteten das Ganze auf andere Geschäftszweige aus, die ebenfalls blühten und gediehen. Als beide achtundzwanzig waren, wurde ihr Unternehmen in die Rangliste der fünfhundert erfolgreichsten Konzerne aufgenommen. Bei allem Erfolg blieben sie nicht nur Freunde, sie waren verliebt wie am ersten Tag. Doch etwas fehlte ihnen noch zu ihrem Glück. Will war ein Einzelkind und hatte sich immer einen ganzen Stall voller Kinder gewünscht. Tante Edie war wesentlich älter als ihre Schwester, darum war Caroline praktisch auch als Einzelkind aufgewachsen und wünschte sich ebenfalls eine große Familie. »Als du dann auf die Welt kamst, war ihr Glück vollkommen. Von da an drehte sich alles nur noch um dich, Destiny.«
    Ich erinnere mich an diese Zeit. Nur zu gut erinnere ich mich daran. Sieben Jahre. Mehr war mir nicht vergönnt. Denn, wie sich Tante Edie ausdrückt: »Erst als deine Mutter mit Gavin schwanger war, fing das Ganze zu bröckeln an. Irgendwie führte eins zum anderen.«
    An dieser Stelle der Geschichte tupfte sie sich meistens die Augen und jammerte, wie leid es ihr täte, dass ich so viel durchmachen musste. Dann habe ich mir immer gewünscht, dass mir der Zufall oder eine Fügung noch eine letzte Chance gewähren würde. Die Chance, noch einmal ein braves Mädchen zu sein. Damit mich meine Eltern so liebhaben, dass sie mich behalten … wie meinen Bruder Gavin.
    Aber das habe ich nur anfangs ein paarmal laut ausgesprochen, wenn mich Tante Edie besucht hat, weil sie dann immer weinen musste. Danach habe ich ihr schweigend zugehört und habe dabei über Fügungen und Zufälle nachgegrübelt, darüber, wie beides geheimen Gesetzmäßigkeiten zu folgen scheint, darüber, wie es kommt, dass sich Zufälle und Fügungen manchmal häufen und sowohl alles wiedergutmachen als auch alles endgültig vermasseln können.

12
    Endlich lassen wir die hügelige Landstraße nach Drivby hinter uns, und Seth kann das Gaspedal voll durchtreten. Mir bleiben von »meinen« neunzehn Meilen nur noch acht, dann ist Aidan an der Reihe, und ich habe noch ein paar Dinge zu sagen. Besonders jetzt.
    Aidan und Mira sitzen hinten und unterhalten sich vergnügt. Ich drehe mich um und rede einfach drauflos: »Ist doch komisch, Aidan, dass du schon heute früh gesagt hast, du wärst gern der Präsident.«
    Sein Grinsen erlischt. »Hab ich auch schon dran gedacht.«
    »Stimmt ja!«, sagt Seth. »Ganz schön schräg.«
    »Na los, Des, spuck’s schon aus«, sagt Aidan mürrisch. »Dann haben wir’s hinter uns.«
    Mira spricht es an meiner Stelle aus, allerdings ist ihr Ton so überschwänglich, wie ich es nie fertigbringen

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