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Ein Tag ohne Zufall

Ein Tag ohne Zufall

Titel: Ein Tag ohne Zufall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pearson Mary E.
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können die drei ja im Gegenzug
mich
endgültig davon überzeugen, dass es nicht meine Schuld ist. Vielleicht ist an einem Tag wie diesem sogar das Unmögliche möglich.
    »Aber wenn wir deinen Eltern
heute
in die Arme laufen würden, Des, wäre das bestimmt kein Zufall. Und dann würde ich ihnen mal erzählen, was ich von ihnen halte!«
    Warum setzt sich Mira so für mich ein? Warum hat sie sich schon immer für mich eingesetzt? Das habe ich noch nie verstanden. Vielleicht habe ich mir aber auch nicht die Mühe gemacht, Mira zu verstehen. Beobachten und Verstehen sind nämlich nicht dasselbe. Das eine ist amüsant, das andere gefährlich. Ich mache mir ja nicht mal die Mühe, mich selbst zu verstehen. Damit bin ich bis jetzt immer gut gefahren. Trotzdem würde ich meinen Eltern auch gern mal sagen, was ich von ihnen halte … wenn ich könnte. Dann würde ich rumbrüllen und toben und sie mit Vorwürfen überschütten, und hinterher würde ich mich entschuldigen und alles könnte wieder sein wie früher. Aber vielleicht ist das zu viel verlangt von einem einzigen Tag.
    »Übrigens danke, Des«, sagt Mira leise.
    »Wofür?«
    »Dass du mitgespielt hast. Jetzt sind wir eine richtige … Bande. Wir halten zusammen, gehen miteinander durch dick und dünn. Oder nicht?«
    Sollen wir jetzt alle die Hand zum Schwur heben und die Schwerter aneinanderklirren lassen oder was? Wie kommt sie bloß auf solche Ideen? Na ja, Mira trägt eben das Herz auf der Zunge, und manchmal scheint sie noch weniger Realitätssinn zu besitzen als ich. Aber wenn sie sich nun schon so leidenschaftlich für mich einsetzt, kann ich ihr die kleine Freude ja machen. Ich strecke die Hand aus, die anderen drei schlagen ein, und Mira jubelt: »Aufgepasst, Langdon – wir kommen!«
    Aufgepasst. Allerdings.

20
    Willkommen in Langdon –
34 019
Einwohner.
    »Wow!«
    Mira legt bewundernd den Kopf in den Nacken. Die modernen Hochhäuser könnten schon fast als Wolkenkratzer durchgehen. Sie sind acht, zehn, zwölf Stockwerke hoch und zwischen die älteren Ladenfronten gezwängt. Auf der Hauptstraße von Langdon hat der Fortschritt Einzug gehalten. Am Rand unseres Parkplatzes rattert ein Presslufthammer drauflos, wie zum Beweis dafür, dass die Stadt ganz begierig ist, weiterzuwachsen.
    Langdon hat für mich nichts Vertrautes, worüber ich zu meiner eigenen Überraschung froh bin. Der Presslufthammer verstummt kurz, der sonstige Stadtlärm brandet auf – der Lärm einer mittelgroßen Stadt, die gern eine Großstadt wäre. Verkehrsbrausen, Hupen, eine Frau fährt auf einem Fahrrad vorbei, ein Lastwagen hält rumpelnd, Freunde treffen sich im Café und begrüßen sich, ein Mann mit weißer Schürze fegt die Straße, ein schokoladenbrauner Hund hängt sich aus dem Fenster eines fahrenden Autos und bellt. Er bellt uns an!
    Ich sage zu Seth: »Ich glaube, Lucky hat einen Verehrer. Hast du die Leine dabei?«
    »Klar. Glaubst du, er geht überhaupt an der Leine? Schließlich ist er kein Hund.«
    »Pssst! Jetzt bring ihn doch nicht auf dumme Ideen! Das Leben ist schon schwer genug, wenn man anders ist als die anderen. Komm, wir legen ihm das Halsband mal um.«
    Seth stellt Lucky zwischen uns auf den Bürgersteig. Lucky will weiter, aber ich halte ihn fest, lege ihm das Halsband um und hake die Leine ein.
    »Los, Lucky!«, sagt Seth. »Zeig uns, was du kannst.«
    Der Bürgersteig ist so breit, dass wir alle vier nebeneinander gehen können. Mira und ich gehen in der Mitte, Seth und Aidan rahmen uns ein, und Lucky trappelt hinterher. Er läuft ganz selbstverständlich an der Leine. Mir fällt auf, dass Mira und Aidan es unauffällig hingekriegt haben, dass sie nebeneinander gehen. Als hätten sie schon Übung in solchen Dingen. Was natürlich bedeutet, dass Seth und ich ebenfalls nebeneinander gehen, und ich habe nun wirklich keine Übung darin, neben jemandem herzugehen. Jedes Mal, wenn Lucky Seths Arm zur Seite zieht, stößt er gegen mich, und das macht mich ganz nervös.
    Wir kommen an älteren Geschäftshäusern vorbei: einer Reinigung, einem Maklerbüro, einem Notar und einem Stoffladen. Dazwischen stehen wieder modernere Gebäude mit gesichtslosen Glasfronten. Es ist mir alles dermaßen fremd, dass ich schon zu zweifeln anfange, ob ich überhaupt irgendwann in Langdon gewohnt habe.
    Ein Windstoß fegt um meine Beine, lässt den Zipfelsaum meines neuen Rocks flattern. Einen Augenblick lang verdunkelt sich die Sonne, alles steht still, als könnte ich die

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