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Ein Tag ohne Zufall

Ein Tag ohne Zufall

Titel: Ein Tag ohne Zufall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pearson Mary E.
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Zeit zurückdrehen und den Tag noch mal von vorn anfangen … oder womöglich mein ganzes Leben? Würde ich das wollen? Woanders von vorn anfangen, nicht in Langdon? In einer anderen Stadt, wo ich jede Straße kenne, wo meine Anfangsbuchstaben in einen Baumstamm geritzt sind, in einer Stadt, mit der mich mehr verbindet als die Erinnerungen an ein paar kümmerliche Jahre, in einer Stadt, wo jemand an mich denkt und möchte, dass ich dableibe? Aber da strahlt die Sonne schon wieder, alles bewegt sich weiter, und Seth, Mira und Aidan haben nichts von alldem mitgekriegt.
    »Ja, wer kommt denn da?« Miras Ton ist grimmig, aber sie hat ein Lächeln aufgesetzt.
    Aidan schnappt nach Luft. »Der läuft ja wie Sheriff Horn!«
    Ein beleibter Mann stolziert den Bürgersteig entlang direkt auf uns zu und tippt sich grüßend an die Mütze. Er trägt fast die gleiche Uniform wie Sheriff Horn. Ist unser Tag in Langdon etwa schon vorbei, bevor er richtig angefangen hat?
    »Was machen wir denn jetzt?«, fragt Aidan im Flüsterton.
    »Pssst! Benimm dich ganz normal.«
    »Guten Morgen, Sheriff«, sage ich.
    Er schaut auf die Uhr, als müsste er feststellen, ob es überhaupt noch Morgen ist. »Ich bin bloß der Hilfssheriff«, berichtigt er mich dann. »Barnes mein Name.« Er zeigt mit dem Schlagstock, der ihm wie eine Verlängerung des rechten Arms am Handgelenk baumelt, auf Lucky. »In der Innenstadt ist die Haltung von Nutztieren untersagt.«
    »Nutztiere? Meinen Sie
ihn
hier?«, entgegnet Seth. »Das ist mein Hund Lucky. Der wird öfter mal verwechselt. Lucky ist ein Schafspudel. Das ist eine ganz neue Züchtung.«
    Määäh!
    »Aus, Lucky!«, schimpft Aidan. »Wenn er bellt, heißt das, er will spielen. Sie haben nicht zufällig einen Ball dabei?«
    Der Beamte macht ein misstrauisches Gesicht. Er schiebt die Mütze in den Nacken und reibt sich die Wange. »Ein Schafspudel. Soso.«
    »Die sind in Paris der letzte Schrei«, sage ich.
    Mira raunt dem Polizisten vertraulich zu: »Und wahnsinnig teuer! Ooo-la-la!«
    »Stimmt, so ein Schafspudel kostet ein Vermögen«, bestätige ich. »Sie dürfen ihn aber gern mal streicheln.«
    Der Beamte mustert Lucky. Er macht einen Schritt nach links, dann einen nach rechts, betrachtet Lucky von allen Seiten. »Hauptsache, euer
Hund
kackt nicht auf den Bürgersteig«, sagt er dann.
    »Wenn doch, machen wir alles weg, versprochen!«, beteuert Seth sofort.
    Der Beamte streckt zögerlich die Hand aus und legt sie auf Luckys Kopf.
    Määäh!
    Kopfschüttelnd zieht Hilfssheriff Barnes ab. Dabei brummelt er etwas vor sich hin, aber ich verstehe nur: »Paris.«
    Wir warten ab, bis wir weit genug weg sind, und gehen so stumm und steif nebeneinanderher wie Zinnsoldaten. Dann dreht sich Aidan um. »Die Luft ist rein!«, sagt er, und wir prusten schallend los.
    »Nicht zu fassen, dass er drauf reingefallen ist!«, Aidan biegt sich vor Lachen.
    Mira tätschelt Lucky den Kopf. »Lucky war ja auch superbrav.«
    »Bist ein toller Schauspieler, Lucky«, lobt ihn Seth. »Du hattest recht, Des. Gut, dass wir ihn nicht auf die Idee gebracht haben, er könnte
kein
Hund sein.«
    Endlich habe ich auch mal recht. Schön zu hören. Vor allem aus Seths Mund. »Kommt, wir kaufen unserem Hund ein Bällchen«, sage ich und strecke einen Fuß aus. »Und Schuhe, die mich nicht dauernd dran erinnern, dass wir aus dem Internat ausgebrochen sind.«
    »Wir machen bloß einen kleinen Ausflug«, widerspricht Aidan.
    »Stimmt. Wir machen einen Ausflug.« Wozu Aidan auf dumme Ideen bringen.

21
    Wir gehen auf die Suche nach einem Schuhgeschäft. Mira fragt mich zum x-ten Mal, ob ich mein Geld wirklich dafür ausgeben will, ihnen Schuhe zu kaufen. Ich gerate in Versuchung, ihr zu erzählen, dass es gar nicht mein Geld ist, aber dann müsste ich nur noch mehr erklären, zum Beispiel auch, woher ich das Auto habe. Damit wäre der ganze Tag verdorben. So weit bin ich noch nicht. »Jetzt glaub’s mir doch, Mira!«, erwidere ich, und sie bedankt sich zum x-ten Mal. Am liebsten würde ich ihr eine runterhauen, damit sie endlich Ruhe gibt, aber ich beherrsche mich.
    »Ich hätte total Lust auf einen Hotdog«, sagt Aidan.
    Seth entgegnet lachend: »Du? Im Internat beschwerst du dich doch immer über die ganzen Zusatzstoffe im Essen!«
    »Dieser Ausflug ist sowieso mein Todesurteil. Da kann ich in der mir verbleibenden Zeit ebenso gut wild und gefährlich leben.«
    »Der wilde, gefährliche Aidan!« Mira kichert, aber so, wie sie es sagt,

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